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Panorama: Hatte die „Estonia“ Geheimfracht?

Der Untergang der Fähre wird erneut untersucht

Stockholm Zehn Jahre nach dem schlimmsten Schiffsunglück in der europäischen Nachkriegsgeschichte gibt es erneut Beunruhigung um den Untergang der Ostseefähre „Estonia“. Die schwedische Regierung hat eine neue Untersuchung des Unglücks angeordnet, weil die Fähre offenkundig nicht nur Passagiere, sondern auch militärische Fracht beförderte, berichteten schwedische Medien am Freitag. Die „Estonia“ war am 28. September 1994 bei Sturm auf der Fahrt vom estnischen Tallinn nach Stockholm vor der Südküste Finnlands gesunken. Dabei starben 852 Menschen.

Seither ist der Vorwurf der Vertuschung nie verstummt.

Schwedens Premierminister Göran Persson teilte vor dem Parlament in Stockholm mit, dass nun alle Transporte der Fähre „im verhängnisvollen Monat“ September untersucht werden sollen.

Außerdem wurden die schwedischen Streitkräfte aufgefordert mitzuteilen, ob und wie sie Ziviltransporte nutzten, um militärisches Material zu verschiffen. Anlass der neuen Untersuchung ist ein Bericht des schwedischen Fernsehens. Darin sagte ein ehemaliger Zollbeamter, er sei angewiesen worden, bei einer Kontrolle auf der „Estonia“ im September 1994 nicht auf ein bestimmtes Fahrzeug zu achten. Während der Kontrolle habe er Container geöffnet und militärische Elektronikgeräte entdeckt. Die Instruktion, nicht so genau bei Fahrzeugen und Fracht hinzusehen, sei von „höchster Stelle“ erfolgt. Ein ausdrücklicher Zusammenhang mit dem Untergang des Schiffes wurde nicht hergestellt. Nach offiziellen Untersuchungen war die Katastrophe ausgelöst worden, als auf offener See die Bugklappe abriss. So konnte das Wasser sehr schnell in das Autodeck fließen. Mit letzter Sicherheit ist nicht geklärt, warum die Bugklappe abriss.

Die Spekulationen um den Untergang haben bis heute nicht aufgehört. Nach Meinung der Hinterbliebenen-Organisationen haben die Behörden in Estland und Schweden alles getan, um die Klärung der Ursachen unmöglich zu machen. Statt das Wrack, was technisch möglich gewesen wäre, entsprechend den Versprechungen der schwedischen Regierung zu heben, wurde es per Gesetz zum Friedhof für die dort eingeschlossenen Opfer erklärt und sollte sogar einbetoniert werden. Dieses Vorhaben wurde nach Protesten gestoppt. Die Untersuchung in schwedisch-estnisch-finnischer Zusammenarbeit war stark von Fehlern begleitet, was die Zweifel nährte. dpa

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