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Hausarbeit: Von der Hausfrau zur „Familien-Managerin“

Arbeiten im Haushalt und in der Kindererziehung erfahren nach wie vor eine geringe soziale Wertschätzung. Nur 13 Prozent der Frauen haben den Eindruck, dass Familienarbeit von der Gesellschaft ausreichend gewürdigt wird. Eine Studie fordert nun mehr Anerkennung für die Mütter.

Dem steht eine gestiegene Anerkennung der Hausarbeit von Frauen durch den Partner gegenüber. Dies zeigt die „Vorwerk Familienstudie 2007“, die vom Institut für Demoskopie Allensbach zum dritten Mal erhoben wurde. Immerhin 58 Prozent der Frauen sind der Meinung, dass sie vom Partner bereits genügend Anerkennung für ihre Arbeit bekommen. Wie wichtig diese Anerkennung ist, zeigt der Studie zufolge die Tatsache, dass sich 43 Prozent der Mütter, die angaben, dass ihr Partner ihre Familienarbeit genügend anerkennt, als „sehr selbstbewusst“ bezeichnen. Mangele es an Anerkennung, sinke diese Quote auf 33 Prozent.

Insgesamt ist das Selbstbewusstsein der Mütter in den vergangenen Jahrzehnten deutlich angestiegen. Haben die befragten Frauen im Jahr 1979 den Grad ihres Selbstbewusstseins auf einer Skala von 0 bis 10 noch durchschnittlich mit 6 bewertet, so waren es 2007 schon 7,1. Bei berufstätigen Frauen war dieser Wert mit 7,2 nur geringfügig höher als bei Frauen, die neben ihren Aufgaben im Haushalt keiner eigenen Erwerbstätigkeit nachgehen.

Die jüngst veröffentlichten Umfrageergebnisse lassen auch deutlich werden, dass Frauen nach wie vor mit Abstand die Hauptlast im Haushalt tragen. 65 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Männer gaben an, dass Männer „den kleineren Teil“ der Arbeit übernehmen würden. 12 Prozent der Frauen und 7 Prozent der Männer reklamierten gar, die Männer würden „kaum etwas“ oder „nichts“ beitragen. Noch dazu scheinen Männer ihren Beitrag zur Hausarbeit insgesamt zu überschätzen: 56 Prozent der Männer behaupten von sich, sie würden viele Aufgaben rund um den Haushalt mit ihrer Partnerin teilen, aber nur 45 Prozent der Mütter bestätigten dies. Dass nicht mehr Männer im Haushalt mehr tun, könnte auch an den Erwartungen der Frauen liegen. Ein großer Teil der Frauen schätzen an ihren Partnern vor allem Qualitäten wie ein hohes Einkommen (59 Prozent) und den beruflichen Erfolg (47 Prozent). Viele Männer sehen darin auch ihre Hauptaufgabe. Viele Frauen hätten deshalb zumindest teilweise Verständnis, wenn Väter sich bei der Erziehung der Kinder zurückhalten. Hat sich also unter dem Strich nichts geändert an der klassischen Rollenverteilung? Viele Stereotype haben sich in den vergangenen Jahren signifikant gewandelt. Mütter, die neben der Kindererziehung noch einer beruflichen Tätigkeit nachgehen, müssen kaum noch mit dem Stigma leben, eine „Rabenmutter“ zu sein. Lediglich 5 Prozent der Befragten würden diesen Schluss ziehen.

In diese Richtung weist auch, dass Männer, die sich gänzlich oder überwiegend von der Kindeserziehung fernhalten, inzwischen von 33 Prozent der Befragten als „Rabenväter“ bezeichnet werden. Es scheint ihn also doch zu geben, den modernen Mann – zumindest wird heute ganz selbstverständlich ein sensibles Verhalten der Männer erwartet.

Die Vorwerk-Familienstudie hält als ein Ergebnis fest, dass die geringe Geburtenrate durch stärkere staatliche Familienförderung wie finanzielle Leistungen und bessere Betreuungsinfrastruktur allein nicht deutlich verändert werden könne. Auf viele kinderlose Frauen und Männer wirkten ein befürchteter Mehraufwand an Arbeit und Einbußen bei der Lebensqualität abschreckend. Negative Aspekte wie etwa „viel Stress“, „wenig Freizeit“ und „große finanzielle Belastungen“ durch Kinder stehen für sie im Vordergrund. Hinzu käme, dass viele kinderlose Frauen fürchteten, in der Mutterrolle überfordert zu sein. Nur wenige Kinderlose versprächen sich von einem Leben mit Kindern ein erfüllteres, glückliches Leben. Ein grundlegender Einstellungs- und Wertewandel wäre offensichtlich Vorraussetzung für eine deutliche Anhebung der Geburtenrate, verbesserte Rahmenbedingungen durch mehr staatliche Förderung alleine genügten nicht, heißt es.

Die Macher der Studie sprechen sich in diesem Zuge für die Aufwertung typischer Hausfrauenarbeit durch den Titel „Familien-Managerin“ aus. Sie wollen damit ihren Beitrag zu einem breiten gesellschaftlichen Wertewandel leisten. Dies beinhaltet auch eine stärkere Beteiligung von Vätern an der Familienarbeit, die häufig daran scheitere, dass die Bedeutung der Väter für die Entwicklung der Kinder unterschätzt werde.

Boris Kruse

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