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Panorama: Heimlicher Fahndungserfolg

Nach dem Blutbad von Sittensen nahm die Polizei zwei Vietnamesen fest – und verschwieg das zunächst

Nur einen Tag nach dem Mordüberfall auf das China-Restaurant „Lin Yue“ im niedersächsischen Sittensen hat die Polizei einen zunächst verheimlichten Fahndungserfolg erzielt: Bei einer Straßenkontrolle wurden bereits am Montagmittag zwei tatverdächtige Vietnamesen festgenommen. Wie die Sonderkommission „Lin Yue“ am Mittwoch in Rotenburg (Wümme) mitteilte, sitzen die 29- und 31-jährigen Männer aus Bremen jetzt in Untersuchungshaft – wegen dringenden Tatverdachts auf siebenfachen Mord.

Sie machten bisher keine Angaben zum Sachverhalt, hieß es auf einer groß angelegten Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Vietnamesen seien Montagmittag bei einer Routinekontrolle auf dem Weg zur Autobahn in Wildeshausen (Kreis Oldenburg) gestoppt worden. In ihrem blauen Leihwagen, einem VW Polo mit Dürener Kennzeichen, sei ein handgeschriebener Zettel entdeckt worden „mit Aufzeichnungen, die Bezüge zum Tatort haben könnten". Laut „Spiegel online“ handelt es sich um eine Tatortskizze.

Später gingen verschiedene Zeugenaussagen ein, wonach am Tattag beim China-Restaurant ein blauer Kleinwagen mit Dürener Autonummer gesehen worden sei. In einer Tasche im Auto sei „eine geringe Menge einer verdächtigen Substanz“ gefunden worden, bei der es sich um Kokain handeln könnte.

„Daraus auf organisierte Kriminalität zu schließen, ist zu früh", sagte die bisherige Soko-Leiterin Petra Guderian von der Polizei Rotenburg. Polizeisprecher Detlev Kaldinski ergänzte: „Wir ermitteln in alle Richtungen und setzen Spezialisten für alle Kriminalitätsformen ein." „Die Motivlage lässt sich nach wie vor nicht genau konkretisieren", sagte der neue Soko-Leiter Andreas Tschirner vom Landeskriminalamt Niedersachsen. Das LKA hat die Federführung der Soko übernommen – wegen der besonderen Bedeutung des Falls und wegen der aufwändigen Ermittlungen. Laut Tschirner müssen sie auch international geführt werden, da sowohl Opfer als auch Tatverdächtige aus verschiedenen Ländern stammten.

Nach der Festnahme der Vietnamesen durchsuchte die Polizei deren Wohnungen. Von den sieben Erschossenen ließen sich bisher nur vier eindeutig identifizieren: ein 31-jähriger Thailänder aus Wolfenbüttel, eine 39-jährige Kellnerin malaysischer Herkunft aus Soltau sowie die beiden Restaurantbetreiber – ein 36-jähriger Hongkongchinese und seine 28-jährige Ehefrau, beide mit britischem Pass.

Obwohl alle Opfer Schussverletzungen aufwiesen, wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen, ob die Tat als Hinrichtung zu bezeichnen sei. Unklar blieb auch, ob es noch weitere Täter gab. Die zweijährige Tochter der Wirtsleute ist laut Soko-Chef Tschirner „in Sicherheit und in gesunder stabiler Verfassung“. Die Sonderkommission ist inzwischen mit 80 Beamten besetzt und hofft auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung. Bisher seien bereits über hundert Hinweise eingegangen.

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