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Notlandung

© dpa

"Held vom Hudson": Notlandung war Meisterleistung

Das war eine Meisterleistung, da sind sich die Experten einig. Und die 155 Menschen an Bord der Airbus-Maschine können von Glück sagen, dass niemand anderer als Flugkapitän Chesley B. "Sully" Sullenberger III im Cockpit saß - das Wrack war innerhalb von fünf Minuten geräumt. Die Landung auf dem Hudson-River bei New York war nicht nur das einzig Mögliche, sondern auch ein äußerst heikles Manöver.

Die Notwasserung auf dem Hudson River gilt in Luftfahrtkreisen als eine Meisterleistung der Piloten des Airbus. Nach dem Ausfall der Triebwerke reichte der Schub der Maschine, die nach dem Start auf dem nur wenige Kilometer entfernt im Stadtbezirk Queens gelegenen La Guardia-Flughafens erst eine Flughöhe von rund 1000 Metern erreicht hatte, für eine Umkehr nicht mehr aus. Auch der zunächst als Ausweichplatz ins Auge gefasste, von Geschäftsfliegern genutzte Teterboro Airport im nahen New Jersey erwies sich als unerreichbar. Freiflächen für eine Notlandung sind im dichtbesiedelten Stadtgebiets von New York nicht vorhanden. Die einzige Möglichkeit der Piloten, eine Katastrophe mit vielen Toten zu verhindern, war die Notwasserung auf dem Hudson.

Eine Situation, die von den Cockpitbesetzungen im Flugsimulator trainiert wird. Dabei kommt es darauf an, die Geschwindigkeit des Flugzeugs durch das Ausfahren der Landeklappen an den Tragflächen drastisch zu reduzieren und die Maschine mit angehobener Nase zu landen, so dass der Rumpf gleichmäßig auf dem Wasser aufsetzen kann und die entstehende Belastung minimiert wird. Setzt die Maschine zu schnell oder mit einem zu geringen Anstellwinkel auf, besteht die Gefahr, dass sie beim Aufprall auf das Wasser wieder hoch geschleudert wird und beim zweiten Aufprall auseinanderbricht.

"Neuer Schutzheilige der Flugpassagiere"

Chesley B. "Sully" Sullenberger III ist der "Held vom Hudson", der Mann, der einen Airbus mit 155 Menschen an Bord sicher auf dem Hudson-Fluss in New York notwasserte und anschließend noch zweimal durch das schon mit Wasser vollgelaufene Flugzeug lief um sich zu vergewissern, dass niemand mehr an Bord war: US-Zeitungen erklärten den Flugkapitän am Freitag umgehend zum "neuen Schutzheiligen der Flugpassagiere". Tatsächlich hätten sich die Passagiere des US Airways-Fluges 1549 von New York nach Charlotte in North Carolina bei der spektakulären Notlandung auf dem Hudson wohl kaum einen geeigneteren Mann im Cockpit wünschen können als den 57-Jährigen.

Kurz nach dem Start habe er einen lauten Knall gehört, berichtet Passagier Alberto Panero. Die Maschine habe leicht gewackelt, und es habe nach Rauch gerochen. "Plötzlich hat sich der Kapitän gemeldet und gesagt 'Beugen Sie sich für einen Aufprall vor', und dann gingen wir runter ins Wasser." Es sei einfach unglaublich, dass alle überlebt hätten. Die Passagiere konnten die Maschine innerhalb kurzer Zeit verlassen und sich auf das Rettungsfloß des Flugzeugs und auf die Tragflächen retten.

Sullenberger blieb zurück. Während das Wasser in der Maschine immer höher stieg, ging er noch zweimal durch das Flugzeug und vergewisserte sich, dass alle von Bord waren, wie New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg nach einem langen Gespräch mit dem Piloten berichtete. "Er hat seine Sache wunderbar gemacht." Auch Präsident George W. Bush lobte "das Geschick und das Heldentum" der Flugzeugbesatzung. Der Passagier Fred Beretta hatte nach seiner Rettung eine Botschaft an die Cockpit-Besatzung: "Danke, Danke, Danke. Ich hoffe, jemand verleiht euch eine dicke, fette Auszeichnung für diese Leistung."

Wrack innerhalb von fünf Minuten geräumt

Augenzeugen trauten ihren Augen kaum, als sie die US-Airways-Maschine lautlos vom Himmel gleiten und nach einer offensichtlich glimpflichen Landung langsam in den eisigen Fluten versinken sahen. In Windeseile waren Rettungsboote und Fähren an der Unglücksstelle, mehrere Freizeitkapitäne boten an, Überlebende an Bord zu nehmen. Dank des besonnenen Einsatzes der Crew und der beherzten Helfer war das Wrack in etwa fünf Minuten geräumt und alle 150 Passagiere wurden vor dem Tod durch Erfrieren oder Ertrinken bewahrt.

Etliche Menschen kletterten in Panik auf die Tragflächen und warteten dort auf ihre Rettung, andere rutschten ins Wasser und mussten später wegen Unterkühlung im Krankenhaus behandelt werden. Die meisten Passagieren, darunter auch eine Frau mit einem Baby, gelangten aber rechtzeitig in Rettungsboote. Das Unglück spielte sich an einem der bisher kältesten Tage dieses Winters mit starkem Frost und bei einer Wassertemperatur knapp über dem Gefrierpunkt ab.

Gouverneur von New York: "Wunder auf dem Hudson"

Bürgermeister Michael Bloomberg und der Gouverneur des Staates New York, David Paterson, begrüßten die Geretteten an der Anlegestelle. "Dies könnte einer der großartigsten Tage in der Geschichte der New Yorker Dienste sein", triumphierte Paterson und sprach vom "Wunder auf dem Hudson". Bloomberg rühmte vor allem die Meisterleistung des Piloten, der den 80 Tonnen schweren Koloss ohne ein Triebwerk gelandet hatte. Sanitäter versorgten die Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder mit Decken und warmen Getränken und brachten die Verletzten in Krankenhäuser.

Airbus schickt Experten zur Untersuchung des Unfalls

Der europäische Flugzeugbauer Airbus will nach dem ungewöhnlichen Unfall mehrere Experten für Flugsicherheit entsenden. Diese sollen den Ermittlern technische Unterstützung leisten, teilte das Unternehmen mit. Das Flugzeug war nach Angaben des Unternehmens vor zehn Jahren, im August 1999, an die Fluggesellschaft US Airways ausgeliefert worden. Über mögliche Unfallursachen wollte Airbus sich nicht äußern. Nach ersten Vermutungen könnten Wildgänse in die Triebwerke geraten sein. (du/AFP/dpa)

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