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Helmin Wiels (54), Parteichef der größten Regierungspartei Pueblo Soberano, hatte sich für die Unabhängigkeit Curacaos eingesetzt.

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Helmin Wiels erschossen: Politischer Mord auf Curacao

Der populäre Parteichef Helmin Wiels wurde auf einem Fischmarkt in der Hauptstadt Willemstad erschossen. Jahrelang hatte sich der Politiker für die Unabhängigkeit Curacaos eingesetzt. Aber auch Korruption und Steuerflucht wollte er bekämpfen.

Ein politischer Mord erschüttert das Königreich der Niederlande. Auf der autonomen Karibikinsel Curacao ist der Parteichef der größten Regierungspartei Pueblo Soberano, Helmin Wiels (54), wie die niederländische Tageszeitung „de Volkskrant“ meldet, am vergangenen Sonntag Ortszeit auf dem Fischmarkt der Hauptstadt Willemstad um die Mittagszeit erschossen worden. Helmin Wiels ist der bekannteste Politiker der niederländischen Karibikinsel, dessen Hauptziel es war, die völlige Unabhängigkeit vom Königreich zu erlangen. Wiels war seit einiger Zeit bedroht worden und stand unter Polizeischutz. Am vergangenen Sonntag hatte der populäre Politiker darauf bestanden, alleine zum Fischmarkt zu gehen. Das wurde ihm zum Verhängnis.

Der Justizminister der Insel, Nelson Navarro, hatte gesagt: „Auf Curacao kennen wir keine politischen Morde. Wir können unterschiedlicher Meinung sein, aber die Ermordung eines Politikers ist bei uns unbekannt.“

Letzte Woche noch feierten auch die Niederländer in Willemstad auf der autonomen niederländischen Insel Curacao ganz königstreu den Thronwechsel der Niederlande.
Letzte Woche noch feierten auch die Niederländer in Willemstad auf der autonomen niederländischen Insel Curacao ganz königstreu den Thronwechsel der Niederlande.

© dpa

Wie die Zeitung meldet, ist Wiels von fünf Kugeln getroffen worden. Die Parteiführung hatte ihre Anhänger zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen. Das sei ganz im Sinne von Wiels. Als der Leichenwagen davonfuhr, applaudierten die Passanten. Der Tod des populären Politikers hat die Inselbewohner schockiert. Wiels hat sich seit Jahren für die völlige Unabhängigkeit des Inselstaates eingesetzt, aber seit seinem Wahlsieg im vergangenen Jahr habe er sich vor allem für die Bekämpfung der Steuerflucht und der Korruption eingesetzt. Dabei sei die Unabhängigkeit in den Hintergrund gerückt. Voraussetzung für die Unabhängigkeit ist ein funktionierendes Gemeinwesen. Wiels habe „als einer von wenigen Politikern auf Curacao auch ein Auge für die Interessen der einfachen Menschen gehabt“, sagte der niederländische Abgeordnete Ronald van Raak von der Sozialistischen Partei (SP). Der niederländische Abgeordnete André Bosman sagte Curacao bei der Lösung der Probleme niederländische Unterstützung zu.

„Vieles ist noch unklar, aber nichts kann eine derart feige Tat rechtfertigen“, hatte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte der Nachrichtenagentur ANP gesagt. In einem Telefongespräch sprach Rutte dem Premier von Curacao, Daniel Hodge, seine Anteilnahme aus. Zwei Kinder von Wiels leben in den Niederlanden. Noch vor einer Woche hatten auch Parlamentarier aus Curacao in der Nieuwe Kerk in Amsterdam dem neuen König die Treue geschworen und nun ein Mordanschlag auf der Karibikinsel.

Helmin Wiels war nach Berichten von „de Volkskrant“ „charismatisch und kontrovers“, aber wegen seiner Kritik an den Niederlanden auch umstritten. Seit neun Jahren habe er als Parteiführer in einem täglichen Radioprogramm viele Menschen erreicht. Seit seinem ersten Wahlsieg 2010 hatte seine Partei an einer Koalitionsregierung aus Fachleuten teilgenommen. Ziel war es die Finanzen zu ordnen, die dabei angeordneten Sparmaßnahmen stießen auch auf Widerstand. In einem Interview hatte er sich als Bewunderer von Hugo Chávez zu erkennen gegeben, „weil er sein Volk geliebt hat. Man muss als Führer dem eigenen Volk dadurch eine Wertigkeit geben, dass man sie lehrt, das Heft in eigene Hände zu nehmen und für die eigene Zukunft zu arbeiten.“

In einem Interview mit „de Volkskrant“ Anfang März in Den Haag hatte Wiels erklärt, dass die Neueinteilung des Königreichs 2010 mit den vier Landesteilen Niederlande, Curacao, Aruba und St. Maarten nicht funktionieren könne, da die Niederlande immer am längeren Hebel säßen. „Wir müssen unsere Hausaufgaben tun, dann können wir aussteigen“, hatte er gesagt. Im Königreichsstatut werde von Gleichwertigkeit, aber nicht von Gleichheit gesprochen. Curacao habe eine untertänige, zweitrangige Position.

Der niederländische Minister für Inneres und Königreichsangelegenheiten Ronald Plasterk hatte Wiels noch im Frühjahr für seine umsichtige Politik in Sachen Stabilisierung gelobt. Wie „de Volkskrant“ meldet, war Wiels immer an guten Beziehungen zu den Niederlanden gelegen. „In der Politik muss man die einzelnen Politiker kritisieren und nicht das ganze Volk. Wenn man mein Volk aber eine Räuberbande nennt oder ein Piratennest, dann sage ich wiederum, dass der erste Pirat, der Curacao als Basis für seine Kaperfahrten ausgewählt hatte, Johan van Walbeeck war. Dann sage ich: In den Niederlanden haben sie mehr Respekt vor Tieren als vor meinem Volk.“ Nur gegenseitiger Respekt führe zu einer fruchtbaren Beziehung und weniger Spannungen.

Noch tappt die Polizei im Dunkeln. Niederländische Experten vermuten einen Zusammenhang mit Wiels energischem Kampf gegen die Korruption, aber noch wisse man zu wenig.

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