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Panorama: Heroinschmuggel: Völlig arglos war die Berlinerin nicht

Die 18-jährige Andrea Rohloff sitzt tief in Schwierigkeiten, doch manch anderen jungen Türkei-Touristen könnte ihr abschreckendes Beispiel noch rechtzeitig davor bewahren, denselben Weg hinter Gitter zu nehmen. Kurz vor Beginn eines erwarteten Rekordansturms deutscher Urlauber auf die türkischen Bade- und Vergnügungszentren wird am Dienstag im westtürkischen Izmir der Prozess gegen die junge Berlinerin eröffnet, die im Januar mit sechs Kilogramm Heroin in der Reisetasche auf dem Flughafen erwischt worden war.

Die 18-jährige Andrea Rohloff sitzt tief in Schwierigkeiten, doch manch anderen jungen Türkei-Touristen könnte ihr abschreckendes Beispiel noch rechtzeitig davor bewahren, denselben Weg hinter Gitter zu nehmen. Kurz vor Beginn eines erwarteten Rekordansturms deutscher Urlauber auf die türkischen Bade- und Vergnügungszentren wird am Dienstag im westtürkischen Izmir der Prozess gegen die junge Berlinerin eröffnet, die im Januar mit sechs Kilogramm Heroin in der Reisetasche auf dem Flughafen erwischt worden war. Bis zu 30 Jahre im Gefängnis drohen der jungen Frau, die nach eigenen Angaben nur verschwommene Vorstellungen davon hatte, auf was sie sich da eingelassen hatte. Ihr Verteidiger hofft zwar, dass sie mit zwei Jahren hinter Gittern davon kommt, gibt aber selbst zu, dass dies ein großer Glücksfall wäre.

Sie will ein Geständnis ablegen

Um die Richter nachsichtig zu stimmen, will Andrea Rohloff gleich zu Prozessbeginn ein Geständnis ablegen und detailliert schildern, wie sie unter die Drogenschmuggler geriet. "Die Wahrheit" werde sie dem Staatssicherheitsgericht berichten, betont Rechtsanwalt Ülkü Caner.

Völlig arglos war die Berlinerin demnach nicht, als sie mit einer 20-jährigen Freundin namens Nadine zu einem Kurzurlaub nach Antalya flog. Weil ihr schwante, dass an dem Gratis-Trip irgendetwas faul sein musste, verschwieg sie ihren Eltern das Reiseziel. Dass es um Rauschgift ging, will Andrea Rohloff aber auch dann noch nicht geahnt haben, als Nadine sie mit einer fremden Reisetasche und einem Rückflugticket alleine in Izmir sitzen ließ - bis die Polizei am Flughafen das Heroin aus der Tasche zog.

Zwar schützt Unwissenheit auch in der Türkei vor Strafe nicht, doch erlaubt das türkische Gesetz substantielle Strafnachlässe, wenn ein Angeklagter mit den Behörden kooperiert.

Weil Andrea Rohloff der Polizei schon unmittelbar nach der Festnahme alle Kontakte und Instruktionen ihrer "Freundin" offenlegte, tritt selbst die Staatsanwaltschaft für eine Halbierung der Höchststrafe ein und beantragte deshalb "nur" eine 15-jährige Haftstrafe. Geht die Rechnung der Verteidigung auf, könnte das Gericht dieses Strafmaß wegen guter Führung im Verfahren nochmals um zwei Drittel kappen und die Deutsche zu fünf Jahren verurteilen. Die volle Strafe sitzt in der Türkei kaum ein Verurteilter ab; bei guter Führung können Häftlinge mit Freilassung rechnen, wenn sie ein Drittel bis die Hälfte ihrer Zeit abgesessen haben. Damit wäre Andrea Rohloff nach etwa zwei Jahren wieder frei.

Der Prozess selbst wird sich allerdings erst einmal ziemlich lange hinziehen. Weil zwischen den einzelnen Verhandlungstagen vor dem Staatssicherheitsgericht jeweils durchschnittlich zwei Monate vergehen, ist nicht einmal sicher, ob das Urteil noch in diesem Jahr fällt. Inzwischen bleibt Andrea Rohloff voraussichtlich hinter Gittern. Anwalt Caner will am Dienstag zwar sofort ihre vorläufige Freilassung auf Kaution beantragen, rechnet aber nicht damit, dass der Vorsitzende Richter Dincer Cengiz dem stattgibt. Vorsichtshalber will Caner diesen Antrag bei jedem Verhandlungstag wieder erneuern. Der Verteidiger, der als Vertrauensanwalt des deutschen Generalkonsulats in Izmir an den Fall kam, hat Erfahrung: Vor einigen Jahren erwirkte er sogar schon einmal einen Freispruch für einen jungen Deutschen, der allerdings nur die weichere Droge Haschisch im Gepäck hatte. Auch um Andreas seelische Verfassung kümmert sich der Anwalt, der seine Mandantin nach eigenen Angaben inzwischen "wie eine Tochter" sieht und sie so oft es geht im Gefängnis besucht, um sie aufzumuntern und ihr Mut zuzusprechen.

Die junge Berlinerin hält sich unter den Umständen offenbar erstaunlich tapfer und vernünftig. "Es war nicht mein Wunsch hier rein zu kommen, doch einen Fehler muss man berichtigen", schrieb sie kürzlich aus dem Buca-Gefängnis bei Izmir. "Ich bin froh, wenn ich hier heil und gesund und fröhlich wieder rauskomme."

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