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Heros-Skandal: Vernehmung von Firmenchef begonnen

Im Betrugsskandal beim größten deutschen Geldtransport-Unternehmen Heros hat die Polizei den verhafteten Firmeninhaber vernommen. Die Befragung des 57-Jährigen werde noch mehrere Tage dauern, hieß es.

Düsseldorf/Hannover - Einzelheiten werde man aus rechtlichen Gründen nicht mitteilen, sagte ein Sprecher der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft. Einer der Hauptgeschädigten in dem Betrugsfall ist nach Presseberichten offenbar die Kölner Einzelhandelsgruppe REWE. Unterdessen wollen sich die Gewerkschaft ver.di und Betriebsräte von Konkurrenzunternehmen für die Heros-Beschäftigten einsetzen.

Der Anwalt des Heros-Chefs hatte am Mittwoch ein Geständnis seines Mandanten angekündigt: "Er wird den Sachverhalt aufklären. Er übernimmt dafür die Verantwortung". Der Firmenchef und drei seiner Mitarbeiter sitzen in Untersuchungshaft. Sie sollen rund 300 Millionen Euro Kundengelder unterschlagen haben. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte die Unternehmensgruppe mit europaweit 5000 Arbeitsplätzen Insolvenz angemeldet.

REWE-Sprecher Wolfram Schmuck bestätigte, dass sein Unternehmen zu den Geschädigten gehört. Zu einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitag), wonach von den 300 Millionen unterschlagenen Euro ein dreistelliger Millionenbetrag der REWE-Gruppe gehöre, wollte Schmuck sich nicht äußern. Der gesamte Vorgang werde jetzt firmenintern untersucht, sagte er. Die "FAZ" berichtete, die REWE habe in einem so genannten Arrestverfahren vor dem Frankfurter Amtsgericht bereits 50 bis 60 Millionen Euro als Schaden geltend gemacht.

Betriebsräte anderer Geldtransport-Unternehmen wollen sich nach Angaben von ver.di dafür einsetzen, dass bei frei werdenden Stellen in ihren Firmen Heros-Beschäftigte bevorzugt eingestellt werden. Das habe ein Treffen von Gewerkschaftsvertretern mit Betriebsräten der Branche am Donnerstagabend ergeben, sagte ver.di-Bundesvorstand Dorothea Müller. Überdies wolle ver.di umgehend die Wahl von Betriebsräten bei Heros in die Wege leiten, damit der Insolvenzverwalter Ansprechpartner habe. Der Insolvenzverwalter wolle versuchen, Teile des Unternehmens zu erhalten. Die Gewerkschaft forderte die Kunden der Heros-Gruppe auf, den Beschäftigten nicht das Vertrauen zu entziehen und ihnen weiterhin Aufträge zu geben.

Die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) kritisierte diese Aufforderung. Da bei Heros die arbeitsgesetzlichen Regeln massiv verletzt worden seien, berge eine Stützung der Heros-Gesellschaften die Gefahr, dass diese künstlich am Leben erhalten blieben. Damit würden die Tarif- und Sozialstandards der Mitarbeiter in den tariftreuen Unternehmen bedroht, schrieb der BDGW-Vorsitzende Harald Olschok in einem offenen Brief an ver.di. Den Insolvenzverwalter forderte er auf, bei einer Weiterführung des Unternehmens die tariflichen Missstände abzustellen.

Vorgänge wie bei Heros sollen sich in der Branche bereits häufiger abgespielt haben. Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet von sechs Fällen bei mittelständischen Wertdienst-Gesellschaften in den vergangenen zehn Jahren. So wird seit Mitte 2005 in Dortmund gegen einen damals 27 Jahre alten Geschäftsführer eines inzwischen insolventen Sicherheitsunternehmens wegen Unterschlagung ermittelt.

Er soll anvertraute Gelder in der Größenordnung von elf Millionen Euro abgezweigt und in die eigene Firma gesteckt haben. "Es war ein System, wo ein Loch mit dem nächsten gestopft wurde", sagte der Dortmunder Oberstaatsanwalt Heiko Oltmanns. Der Dortmunder sitzt wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Die Ermittler waren dem Unternehmer nach Hinweisen der Steuerfahndung auf die Schliche gekommen. (tso/dpa)

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