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Acapulco im März 1963. Ins kollektive Gedächtnis eingebrannt durch den Film „Fun In Acapulco“ mit Ursula Andress und Elvis Presley.

© API/STILLS/laif

High Society war einmal: Acapulco - der Niedergang eines Paradieses

In den 60er Jahren war der Badeort Acapulco ein Treffpunkt der Reichen und Schönen. Hollywood-Stars feierten hier ihre Feste, Elizabeth Taylor ihre Hochzeit mit Mike Todd. Heute ist der Badeort am Pazifik in den Händen der Drogenbosse.

Einst gaben sich hier die Hollywood- Stars ein Stelldichein. Acapulco, das bringt glamouröse Bilder aus den 60er Jahren in Erinnerung. Seit Anfang des Jahres aber reißen die Schauernachrichten aus dem Ferienparadies an der mexikanischen Pazifikküste nicht ab: sechs Spanierinnen, die vergewaltigt wurden, ein belgischer Geschäftsmann, der vor einer Shoppingmall erschossen wurde, Schießereien auf offener Straße. „Das kommt auf der ganzen Welt vor“, beschwichtigte zwar der Bürgermeister der Stadt. Und sah sich beißendem Spott ausgesetzt.

Denn Acapulco hat sich längst von der Glamour-Destination, in der Hollywood- Größen wie Johnny Weismüller alias „Tarzan“, Elizabeth Taylor und Elvis Presley rauschende Feste feierten, in eine der Hochburgen des Drogenkriegs verwandelt. Schutzgelderpressungen, Entführungen und Mafiamorde sind an der Tagesordnung. Im Hinterland wird Heroin und Marihuana angebaut. 1170 Tote gab es im Vorjahr. Das brachte Acapulco auf Platz zwei in der Liste der mörderischsten Städte weltweit hinter San Pedro Sula in Honduras. Dem Staat scheint die Kontrolle zu entgleiten, die Touristen bleiben fern, und im Umland bewaffnen sich die Bürger, um selbst ihre Verteidigung gegen die Mafia in die Hand zu nehmen.

„Zu verkaufen“ prangt an Restaurants, Diskotheken und Souvenir-Shops. Die strahlend blaue Bucht leuchtet einsam zwischen den smaragdgrünen Hügeln; die weltberühmten Felsenspringer warten vor dem atemberaubenden Sonnenuntergang auf Publikum, um ihre waghalsigen Sprünge zu vollführen. „Wir stecken in einer schweren Krise“, klagt der Direktor des Hotels Playa Suites, Sergio Salmerón, gegenüber der Lokalzeitung „Libertad Guerrero“. Die Gewerkschaften meldeten die Schließung der beiden Luxushotels Villa Vera und La Palapa, mehrere weitere Hotels stünden kurz vor dem Aus, 15 000 Arbeitsplätze seien bedroht. Der Tourismus ist Mexikos drittwichtigster Devisenbringer und erwirtschaftet fast zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Nicht nur die Badegäste machen einen Bogen um Acapulco, auch internationale Veranstaltungen finden immer seltener dort statt. Selbst die mexikanische Tourismusbörse – ein alljährliches Highlight – wird nun rotieren, beschloss das Tourismusministerium 2011. Das habe nichts mit der Sicherheitslage zu tun, sondern solle andere mexikanische Destinationen bekannter machen, hieß es. Auch die Regionalregierung redet das Problem schön: Von einer Massenschließung der Hotels könne keine Rede sein, sagt Tourismusministerin Graciela Baez, nur vereinzelt gebe es Probleme. Doch die gibt es an immer mehr Orten in Mexiko. Neben Acapulco verzeichnen auch die Hafenstädte Mazatlan und Veracruz, einst beliebte Ziele für Kreuzfahrtschiffe, drastische Besucherrückgänge. Mazatlán liegt im Einflussbereich des Sinaloa-Kartells; Veracruz in dem der Zetas.

Acapulco im März 2013. Bundespolizei patrouilliert durch die Straßen, Restaurants sind geschlossen, viele Hotels stehen vor der Pleite. Und die Urlauber bleiben aus.
Acapulco im März 2013. Bundespolizei patrouilliert durch die Straßen, Restaurants sind geschlossen, viele Hotels stehen vor der Pleite. Und die Urlauber bleiben aus.

© REUTERS

In der Vergangenheit hat Mexikos Tourismusbranche einigen Katastrophen widerstanden: Schweinegrippe, Finanzkrise, Wirbelstürme. Selbst der Drogenkrieg schlug global gesehen kaum zu Buche: im Vorjahr bereisten fast 200 Millionen Touristen das Land, darunter 23 Millionen ausländische Gäste. Das sind laut Regierung 20 Prozent mehr als 2006. Die zieht es allerdings an andere Orte, vor allem die als sicher geltende Riviera Maya südlich von Cancún. Dort ist die Zahl der Betten auf 70 000 angestiegen. Im Vorjahr kamen acht Prozent mehr Urlauber. Nach den Negativschlagzeilen Anfang des Jahres beschloss das Tourismusministerium, zusätzliche 21 Millionen Euro in die Promotion zu stecken. Vor allem soll für die Riviera Maya, Los Cabos und die Riviera Nayari geworben werden – allesamt Destinationen, deren Namen nicht suggerieren, dass sie in Mexiko liegen.

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