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Panorama: Himalaya-Gletscher schmelzen rapide

WWF fordert schnelle Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung

Gland - Erst verwandeln sich Flüsse zu Flutwellen und vernichten fruchtbares Ackerland, in zwei bis drei Jahrzehnten bleiben von ihnen dann nur noch Rinnsale übrig, die Engpässe bei der Wasserversorgung und der Energiegewinnung in Nepal, China und Indien verursachen. So lautet die Zukunftsprognose einer im schweizerischen Gland vorgestellten Studie der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) für die Länder rund um den Himalaya, in denen mehre hundert Millionen Menschen leben. Denn: Die Gletscher schmelzen mit hoher Geschwindigkeit ab – laut WWF sind es 15 bis 20 Meter pro Jahr. Ihr Wasser speist sieben der größten asiatischen Flüsse. Geraten diese aus dem Gleichgewicht, hat das auch Auswirkungen für weit entfernte Regionen.

Zum Teil sind die Prognosen schon eingetreten. „Die Zahl der Überflutungen hat in den letzten Jahren ebenso zugenommen, wie der durch den Gletscherrückgang bedingte Wassermangel im tibetischen Hochland, sagte WWF-Sprecher Martin Hiller dem Tagesspiegel. Für ihn „ein weiterer Beleg, dass der Klimawandel längst im Gange ist.“

Das Abschmelzen der Gletscher lässt sich auch in anderen Regionen der Welt beobachten, die Auswirkungen sind gemäß WWF aber bei den Himalaya-Gletschern am gravierendsten, denn sie binden so viele Wassermassen wie sonst nur die Polargletscher. Und die meist armen Länder hätten oft kein Geld, um durch den Bau von Staudämmen gegen den drohenden Wasserverlust anzukämpfen.

Der WWF fordert daher, schnellstens weitere Maßnahmen einzuleiten, um die Klimaerwärmung aufzuhalten. „Dazu gehört: Die Förderung sauberer Energien, Energie sparen und dreckige Energie verteuern“, so Hiller. Noch sei es nicht zu spät: „Wenn wir jetzt umsteuern, können wir bis Mitte des Jahrhunderts die Trendwende schaffen.“ Der WWF geht davon aus, dass die globale Erwärmung bis zu diesem Zeitpunkt, nicht mehr als zwei Grad Celsius betragen darf – verglichen mit der globalen Durchschnittstemperatur vor dem Zeitalter der Industrialisierung. Die Veröffentlichung der Studie, ist bewusst gewählt, treffen sich doch heute in London die Umweltminister jener 20 Staaten, die weltweit am meisten Energie verbrauchen, darunter auch Deutschland. Anschließend tagen die Minister der G-8-Staaten in der britischen Hauptstadt.

Hiller appellierte, dass die Minister jetzt erkennen müssten, dass die Welt vor einer Wirtschafts- und Entwicklungskatastrophe stehe, wenn die Geschwindigkeit der globalen Erwärmung nicht verlangsamt werde. „Klimaschutz ist nicht nur eine Umweltfrage, sondern auch eine ökonomische Frage.“

Konkrete Beschlüsse sind von dem Treffen aber nicht zu erwarten. Vielmehr soll in einem Meinungsaustausch erörtert werden, wie Länder, die das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz nicht unterzeichneten – darunter der größte Energieverbraucher USA – in eine weltweite Klimapolitik einbezogen werden können.

Alexander Bürgin

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