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Hochwasser: Brandenburg jetzt auch bei Alarmstufe 3

In den ersten Flussbereichen in Brandenburg wurde die Alarmstufe 3 ausgesprochen. Stufe 4 könnte bald folgen, sagte der Leiter des Hochwassermeldezentrums Cottbus. In Sachsen wurde Katastrophenalarm ausgerufen.

Das Hochwassermeldezentrum Cottbus gab Dienstagmittag für die Einordnung der betroffenen Hochwassergebiete in Brandenburg verschiedenste Empfehlungen heraus: Für die Spree wird für die Flussstrecke Landesgrenze Sachsen bis Talsperre Spremberg mit sofortiger Wirkung die Alarmstufe A 2 ausgerufen. Ab Dienstagmorgen 07.00 Uhr werden zur Hochwasserentlastung der Spree 15 m³/s zum Speicherbecken Lohsa übergeleitet. "Die Talsperre bietet viel Stauraum, sodass die Spree abgepuffert wird und keine höheren Pegelstände, als beim letzten Hochwasser im August dieses Jahres zu erwarten sind.", teilte der Leiter des Meldezentrums Professor Freude dem Tagesspiegel mit. Dem Landrat des Landkreises Spree-Neiße wird empfohlen, für die Flussstrecke Landesgrenze Sachsen bis Talsperre Spremberg die Alarmstufe A3 auszurufen. Für die Dahme bleibt für den Flussabschnitt Golßen bis Märkisch Buchholz die Alarmstufe A2 bestehen.

"Des Weiteren", sagte Freude, "wird für die Elster die höchste Alarmstufe 3 im Laufe des Tages ausgerufen werden." Diese Stufe bedeutet "Wachdienst" und wird ausgerufen, wenn einzelne Grundstücke, Straßen oder Keller überflutet sind und/oder die Wasserstände am Deich bis etwa halbe Deichhöhe stehen. In den nächsten Tagen könne es aber noch zu Stufe 4, also zur "Katastrophenabwehr des Hochwasser" kommen. Auch für die Neiße sei das nicht auszuschließen. Damit reagiert das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz in Brandenburg auf die anhaltenden Regengüsse in den letzten Tagen.

Auch im Hochwassermeldezentrum Frankfurt/Oder ist man alarmiert. "Die Stände der Oder stiegen ebenfalls an und sie werden auch noch weiter steigen", sagte ein Sprecher des Hochwassermeldezentrums in Frankfurt. Dennoch wurde die Oder bisher in keine Alarmstufe eingetaktet. "Wir haben noch ein paar Tage Reaktionszeit, ob die Pegelstände der Oder im brandenburgischen Oder-Neiße-Gebiet bedrohlich ansteigen oder nicht.", fuhr der Sprecher fort.

Die Lage an Sachsens Flüssen hat sich in der Nacht zum Dienstag zugespitzt. Die Pegelstände der Lausitzer Neiße, des Schwarzen und Weißen Schöps stiegen innerhalb weniger Stunden noch stärker als bereits erwartet an, teilte der Landkreis Görlitz mit. Daher rief dieser gegen Mitternacht für das gesamte Kreisgebiet den Katastrophenalarm aus. Der Kreis Meißen folgte wenige Stunden später. Hier gilt für die Anlieger des Flusses Großer Röder höchste Alarmbereitschaft.

Sandsäcke werden vorbereitet, die Deiche verstärkt kontrolliert. Feuerwehren pumpten viele überflutete Keller aus und sperrten unpassierbare Straßen. Der Personennahverkehr war mancherorts eingeschränkt.

Dennoch gaben sich die zuständigen Behörden in der Nacht noch gelassen. „Die Deiche halten soweit, Evakuierungen waren nicht nötig“, sagte Martina Weber, Leiterin des Görlitzer Katastrophenstabs der Nachrichtenagentur dpa. Der Landkreis hat sich zudem gut vorbereitet. In Niesky sollen früheren Angaben zufolge 80 000 Sandsäcke bereit liegen. Zudem steht die Talsperre Quitzdorf als Rückhalteraum für das Hochwasser komplett zur Verfügung.

Die Situation sei daher laut Weber bislang nicht den Überflutungen beim letzten Hochwasser vor erst sieben Wochen zu vergleichen, das Landkreis Görlitz besonders traf. Die Flut vom 7./8. August hatte im Freistaat Schäden von rund 800 Millionen Euro verursacht, vier Menschen kamen dabei ums Leben.

Warnstufe vier galt hier zunächst für Zittau im Oberlauf der Lausitzern Neiße, für Jänkendorf und Krobnitz am Schwarzen Schöps sowie für Holtendorf am Weißen Schöps.

In Meißen, wo besonders der Große Röder über die Ufer trat, wurde der Katastrophenalarm zunächst vorsorglich ausgerufen. „Wir können somit unsere Kräfte besser bündeln und einsetzen“, sagte ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei in Dresden am Dienstagmorgen.

In den Städten Kleinraschütz und Großdittmannsdorf, wo die höchste Hochwasserstufe 4 seit der Nacht gilt, werden nun Deiche besonders kontrolliert. Bislang seien jedoch lediglich Nebenstraßen und keine Wohnsiedlungen gesperrt worden. Kleinere Erdrutsche hätten keine nennenswerten Schäden hinterlassen.

Allerdings schloss das Lagezentrum einen weiteren Anstieg der Pegel nicht aus. „An den Nebenflüssen haben wir zudem die Warnstufen 2 bis 3“, sagte der Sprecher. Auch an der Schwarzen Elster wurde inzwischen Warnstufe 3 bis 4 ausgerufen. Einzig an der Elbe seien die Pegelstände konstant geblieben.

Anhaltender Dauerregen ist Schuld an den steigenden Fluten. „Das ankommende Wasser kann nicht mehr ablaufen“, sagte Weber. „Die Flächen standen ja bereits wegen der Regenfälle unter Wasser.“ In Teile Sachsen waren von Montag bis Dienstag bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia war das sächsische Deutschneudorf-Brüderwiese sogar bundesweiter Spitzenreiter. Dort fielen von Samstag 8.00 Uhr bis Montag 8.00 Uhr 88,8 Liter Regen pro Quadratmeter.

Stellenweise sollte nach Prognosen des Landesamtes für Umwelt und Geologie bis Mittwoch früh im Freistaat zusätzlich 50 bis 80, stellenweise sogar bis 100 Liter pro Quadratmeter niedergehen. Allerdings hob der Deutsche Wetterdienst bereits am Dienstagmorgen Unwetterwarnungen vor ergiebigem Dauerregen mancherorts in Sachsen wieder auf.

(dpa)

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