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Holocaust-Leugner: Drei Jahre Haft für Irving

Der britische Historiker David Irving ist wegen des Leugnens von Naziverbrechen im Wiederholungsfall zu drei Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden. Irving kündigte umgehend Berufung an.

Wien - Das Gericht in Wien sühnte mit dem Urteil Äußerungen, die Irving 1989 bei Vorträgen vor rechtsradikalen Organisationen in Österreich gemacht hatte.

Das Urteil der acht Geschworenen fiel einstimmig aus. Irving hatte sich zu Beginn der Verhandlung «schuldig» bekannt, zeigte sich jedoch von der Höhe der Strafe «sehr schockiert» und kündigte Berufung vor dem höchsten Gericht an. Sympathisanten riefen ihm aus dem Saal zu: «Bleib stark, David, bleib stark.»

Der 67-Jährige war im November 2005 auf Grund eines Haftbefehls von 1989 festgenommen worden. Die Höchststrafe für das Vergehen liegt in Österreich bei zehn Jahren Haft. Irvings Anwalt warf dem Gericht vor, mit dem Urteil «ein politisches Zeichen setzen» zu wollen. Die Strafe sei «zu hoch».

Irving hatte unmittelbar vor Beginn der Verhandlung vor Journalisten erklärt, dass er den Holocaust nicht mehr leugne. «Ich habe meine Ansichten geändert», sagte er im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Gleichzeitig bezeichnete er den Prozess als «einfach lächerlich». Dennoch bekannte er sich gleich zu Beginn der Verhandlung «schuldig».

Bei seiner zweistündigen Befragung wiederholte er mehrfach, er bezweifle nicht, «dass die Nazis Millionen von Juden ermordet (haben)». Irving: «Mir tun all die unschuldigen Opfer Leid, die im Holocaust gestorben sind.» Er zweifle jedoch «Einzelheiten» an. Irving: «Ich muss mich bei den Leuten dafür entschuldigen, dass ich nicht immer meine Worte auf die Goldwaage gelegt habe.» Er habe sich manchmal «zu roh ausgedrückt, damit die Leute nicht einschlafen».

Irvings Verteidiger Elmar Kresbaum erklärte dazu, sein Mandant sei «sicher nicht der generelle Leugner der Massenvernichtung». «Was er sagt, darf er in den meisten Ländern sagen.» Staatsanwalt Michael Klackl wies dagegen Irvings Aussagen zurück und forderte in seinem Plädoyer nach dem österreichischen Verbotsgesetz eine «gewichtige Strafe». Er warf Irving vor, sein Schuldbekenntnis sei «bloß ein Lippenbekenntnis aus prozess-taktischen Gründen». Bei dem Historiker handele es sich um «einen systematischen Holocaust-Leugner». In seinem Geschichtsbild, «gibt es keine Gaskammern». Erst im Vorjahr sei er außerdem bei einer internationalen Konferenz von Holocaustleugnern aufgetreten.

Die Geschworenen und die drei Berufsrichter folgten dem Antrag der Staatsanwaltschaft in vollem Umfang. Auch er glaube, dass Irving bei seinem «Geständnis» «nur ein Lippenbekenntnis abgelegt» habe, meinte der vorsitzende Richter Peter Liebetreu.

Irving, der inzwischen in Deutschland und zahlreichen Ländern Europas Einreiseverbot hat, genoss die Aufmerksamkeit der Medien vor Verhandlungsbeginn sichtlich. Fast eine halbe Stunde konnte er Journalisten aus aller Welt Interviews geben. Dabei hielt er stets die von ihm verfasste, umstrittene Hitler-Biografie «Hitlers Kampf» (Hitler's War) für die Kameras deutlich sichtbar vor sich. (tso/dpa)

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