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Hurrikan: "Gustav" verliert weiter an Kraft

Zögerliches Aufatmen in New Orleans: "Gustav" erreicht nur noch eine Stärke von eins und Experten sagen eine weitere Abschwächung voraus. Mit sintflutartigen Regenfällen und schwerem Sturm war der Hurrikan am Montagnachmittag westlich von New Orleans auf die US-Küste gestoßen.

Es gab vorsichtigen Optimismus, dass dieser Hurrikan sich nicht so verheerend auswirken wird wie "Katrina" vor drei Jahren, als 1800 Menschen starben und gigantische Schäden entstanden. Zum einen ist "Gustav" drei Kategorien schwächer als "Katrina", zum anderen traf die Wucht des Hurrikans zunächst die wesentlich weniger besiedelte Küste westlich der Louisiana-Metropole. Mit Windspitzen bis zu 215 Stundenkilometer erreichte er zwischenzeitlich Stufe zwei auf der bis fünf reichenden Hurrikanskala.An einem Industriekanal im Südwesten New Orleans' schwappte zwar nach Angaben des örtlichen Fernsehsenders WDSU Wasser über die Dämme. Der Deich habe aber zunächst standgehalten.

Aus den besonders bedrohten Bundesstaaten Louisiana und Mississippi an der US-Golfküste waren am Wochenende fast zwei Millionen Menschen geflohen. Die Metropole New Orleans glich am Montagmorgen einer Geisterstadt. Die Behörden hatten Zwangsevakuierungen angeordnet. Weniger als 10 000 Menschen seien noch in der Stadt geblieben, sagte der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal. Die meisten hatten mit dem nötigsten Gepäck die gefährdete Region bis zum Sonntagabend verlassen.

Bürgermeister von New Orleans drohte mit Haft

Während Bürgermeister Ray Nagin drohte, Menschen, die sich in den nächsten Stunden auf der Straße aufhielten, ins Gefängnis zu stecken, tranken Hartgesottene noch in den Bars im berühmten French Quarter der Jazz-Metropole einen Cocktail oder rauchten eine Zigarette. Zwar waren die meisten Bars und Restaurants im Vergnügungsviertel verbarrikadiert und verrammelt. Manche Kneipenbesitzer allerdings dachten gar nicht daran, zu schließen. In "Johnny's White's" vergnügten sich noch am Sonntag trotz des heulenden Windes vor der Tür über zwei Dutzend Gäste, tranken Rum und schmauchten zu Blues-Songs ihre Zigaretten - darunter viele Journalisten. Denn seit "Katrina" ist dieses Lokal als eines bekannt, dass niemals seine Tore schließt. Auch für die Oben-Ohne-Bar "Hustler Club" in der Bourbon Street lief das Geschäft - offenbar nicht einmal schlecht - weiter, berichtete WWL-TV.

Auch wenn "Gustav" weniger heftig als befürchtet die Stadt erreichte, zeigten viele Menschen Verständnis für die Zwangsräumungen. "Auf jeden Fall ist es eine gute Übung. Die Behörden haben bewiesen, dass sie aus der Katastrophe gelernt haben", sagte der Chefredakteur der Zeitung "Times-Picayune", Jim Amoss. Das Blatt war vor drei Jahren beim Hurrikan "Katrina" die einzige Zeitung, die auch auf dem Höhepunkt der Katastrophe regelmäßig erschien. In den Hotels von New Orleans befanden sich Hunderte von Journalisten, ansonsten patrouillierten lediglich Einheiten von Polizei und Nationalgarde durch die ausgestorbene, gespenstisch wirkende, unwirtliche Stadt im Mississippi-Delta. Insgesamt befanden sich laut CNN noch rund 100.000 Menschen in der gefährdeten Küstenregion.

Bush äußert sich positiv über Koordination der Behörden

US-Präsident George W. Bush sagte in der Notstands-Einsatzzentrale in Houston (US-Bundesstaat Texas), die Koordination zwischen Regierung, Behörden und Hilfsorganisationen beim Hurrikan "Gustav" sei sehr viel besser als beim Hurrikan "Katrina". Der Direktor des US-Katastrophenschutzes FEMA, Dave Paulison, sprach von einer "einzigartigen Kooperation zwischen dem US-Verteidigungsministerium, privaten Organisationen und den Bundesbehörden sowie dem Roten Kreuz".

Diesmal seien für die Menschen der Küstenregion auch rechtzeitig Transportmittel wie Busse und Züge zur Verfügung gestellt worden. "Wir haben eine der erfolgreichsten und am besten koordinierten Evakuierungen erlebt, die ich je gesehen habe", sagte Paulison. Über 7000 Menschen seien ausgeflogen worden, dazu noch 584 schwer kranke Menschen. Rund 45.000 befanden sich demnach am Montag in Notunterkünften außerhalb der Krisenregion - nach Katrina seien es 140.000 gewesen. (nal/dpa)

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