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Hurrikan-Katastrophe: Bush im Krisengebiet

US-Präsident George W. Bush hat am Montag erneut das Hurrikan-Katastrophengebiet besucht, wo die Suche nach Überlebenden immer mehr zum Wettlauf mit der Zeit wird.

Washington (05.09.2005, 20:47 Uhr) - Bush würdigte die Hilfsmaßnahmen, räumte aber zugleich ein, dass es noch viel zu tun gebe. Der Präsident war wegen der langsamen Washingtoner Reaktion auf die Katastrophe kritisiert worden.

«Wir haben noch viel Arbeit vor uns», sagte Bush am Montag während eines Aufenthalts in einer Notunterkunft in Baton Rouge (Louisiana), in der vor allem Familien mit Kindern untergebracht sind. «Die Regierung tut auf allen Ebenen das Beste, was sie kann. So lange auch nur ein Menschenleben in Gefahr ist, liegt Arbeit vor uns.» Der Präsident lobte die Hilfsbereitschaft der Amerikaner als «einfach erstaunlich».

Bush begrüßte auch die internationale Unterstützung. In einem persönlichen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder dankte er ihm ausdrücklich für «die enormen Hilfsangebote». Die Bundesregierung und das deutsche Volk hätten großzügig auf die Katastrophe reagiert. Dies sei ein Beweis «für den humanitären Geist und die engen Beziehungen zwischen unseren Ländern», schrieb der Präsident nach dpa- Informationen am Montag.

Auch eine Woche nach dem verheerenden Wirbelsturm «Katrina» wurde die Küstenwache am Montag immer wieder alarmiert, weil Retter in Häusern der überfluteten Stadt New Orleans eingeschlossene Überlebende ausmachten. Über die Opferzahl gab es noch immer keine Klarheit. 59 Menschen waren in New Orleans tot geborgen worden, 166 in Mississippi. Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, geht aber allein in seiner Stadt von mehreren tausend Opfern aus.

«Meine Jungs kommen in ein Haus und rufen mich an, dass ältere Leute im Bett liegen, heftig atmen und zu sterben drohen, und wir können nichts machen», sagte Küstenwachen-Hauptmann Bruce Jones dem Sender CNN. «Wir erhalten Hilferufe, in denen es heißt "Wir brauchen Sie, in unserem Hospiz liegen zehn Tote und zehn weitere Kranke liegen im Sterben". Diese Leute haben wahrscheinlich gestern oder vorgestern noch gelebt.»

In New Orleans waren rund 100 Mitarbeiter der Behörde für Katastrophenmanagement (FEMA) im Einsatz, um aus den überfluteten Häusern Leichen zu bergen. Die sterblichen Überreste wurden in Kühlwagen nach St. Gabriel eine Stunde nördlich von New Orleans gebracht, wo anhand von Zahnabdrücken und DNA-Analysen die Identifizierung vorgenommen wird. Aus vielen Gebäuden der Stadt strömte nach Angaben von Reportern starker Verwesungsgeruch. Die Einsatzkräfte fanden oft Familien, die in den eigenen vier Wänden ertrunken waren.

Spezialisten gelang es in New Orleans unterdessen, einen auf knapp 100 Meter gebrochenen Damm am Kanal an der 17. Straße direkt am Pontchartrain-See zu reparieren. Sie warfen dort riesige Sandsäcke ab. Der Damm war dort auf einer Länge von mehr als 60 Metern weggebrochen. Es wird nach Expertenschätzungen bis zu drei Monate dauern, das Wasser aus dem Stadtgebiet abzupumpen.

Eine Viertel Million der «Katrina»-Opfer hat im Nachbarstaat Texas Zuflucht gefunden. Von Kalifornien bis Maine richten die Behörden inzwischen Bleiben für Flüchtlinge ein. Die Regierung charterte auch drei Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen von Galveston in Texas und Mobile in Alabama 7000 Menschen beherbergen sollen.

Die ehemaligen Präsidenten George Bush und Bill Clinton starteten in Houston am Montag offiziell die Spendensammelaktion für die Opfer. Mit dem Geld im «Bush-Clinton Katrina Fonds» soll zehntausenden Opfern, die meist ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben und oft keine Versicherungen hatten, Starthilfe gegeben werden. Zahlreiche US-Firmen haben schon Beiträge in Millionenhöhe angekündigt.

Auch in Deutschland reagieren Unternehmen und Privatleute nach Angaben der Bundesregierung großzügig. Zum Teil seien siebenstellige Summen gespendet worden, sagte Regierungssprecher Béla Anda in Berlin. An diesem Dienstag werde die Bundeswehr noch einmal 15 Tonnen Hilfsgüter in die USA fliegen, teilte ein Sprecher mit. Am Wochenende waren 25 Tonnen Lebensmittel überbracht worden.

Um Engpässe bei der Ölversorgung zu vermeiden, zapft Deutschland seine strategische Reserve im Rahmen einer international abgestimmten Aktion wie angekündigt an. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) unterzeichnete am Montag eine entsprechende Verordnung. Danach sollen vom 7. September an für 30 Tage maximal 474 000 Tonnen Rohöl oder Ölprodukte frei gegeben werden. (tso)

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