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Hurrikan: Keine Zeit mehr für die Flucht

Rund zwei Millionen Menschen im Süden der USA sind auf der Flucht vor Hurrikan "Rita". Doch wer sich bis jetzt nicht in Sicherheit gebracht hat, kommt nicht mehr weg.

Washington (23.09.2005, 11:25 Uhr) - RAuf den Autobahnen von Texas und Louisiana herrscht ein Verkehrschaos. «Die Highways aus Houston heraus sind mit Tausenden Autos verstopft.» Viele seien ohne Benzin liegen geblieben, berichteten Fernsehreporter am Freitag aus der Millionenstadt. Bürgermeister Bill White forderte die Bewohner auf: «Bitte verlassen Sie nicht mehr Ihre Häuser.» Der Zeitpunkt für die Flucht sei überschritten. US-Präsident George W. Bush will sich an diesem Freitag selbst ein Bild über den Stand der Vorbereitungen auf Hurrikan «Rita» in Texas machen.

Derzeit befindet sich der Wirbelsturm mit Spitzenböen bis zu 270 Stundenkilometer etwa 520 Kilometer südöstlich von Galveston. «Rita» wird nach Angaben des Nationalen Hurrikan-Zentrums in Miami voraussichtlich am Samstagmorgen zwischen Galveston (Texas) und der Grenze zum Bundesstaat Louisiana auf Land treffen.

Tankstellen hätten kein Benzin mehr, und der Nachschub bleibe in den Staus stecken, berichteten Reporter. Wer jetzt die Stadt noch nicht verlassen habe, komme nicht mehr weg. «Der Verkehr ist schrecklich. Ich hab' das im Fernsehen gesehen», sagte die 67- jährige Geneta Smith dem Radiosender «KLVI». Sie will zu Hause in Baytown, südöstlich von Houston, auf «Rita» warten. «Ich bleibe lieber daheim und riskiere, dass mein Haus beschädigt wird, als dass ich auf der Autobahn ins Nichts fahre.» Auf den verstopften Straßen benötigten Autofahrer bis zu 15 Stunden für 20 Kilometer. Bei heißen Temperaturen erlitten einige Menschen in den Wagen Hitzschläge.

Medien berichteten von ersten Flüchtlingen, die aufgegeben haben und zurückkehrten. «Die Nervosität nimmt zu», bemerkte ein Reporter. Es gibt auch Beispiele von Hilfsbereitschaft. Autofahrer, die noch einen vollen Benzinkanister im Kofferraum hatten, boten sie den Unglücklichen an, die mit leerem Tank stehen geblieben waren. Wegen des Benzinmangels teilt auch die Polizei weiter Kraftstoff an liegen gebliebene Autofahrer aus.

Angesichts wachsender Frustration der Flüchtenden rief der texanische Gouverneur Rick Perry zu Ruhe und Geduld auf. Chaos gab es auch am Flughafen von Houston. Fernsehberichten zufolge kamen Hunderte von Sicherheitskräften nicht zur Arbeit. Die Lufthansa hat wegen des Monster-Hurrikans ihren Flug von Frankfurt nach Houston gestrichen.

Das Nationale Hurrikan-Zentrum befürchtet, dass der Wirbelsturm «Rita» erneut an Kraft gewinnen könnte. Der Direktor der Zentrums, Max Mayfield, sagte nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN am späten Donnerstagabend (Ortszeit), über Nacht könnte «Rita» über dem warmen Küstengewässer des Golfs von Mexiko möglicherweise erneut zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5 anwachsen.

Nach Einschätzungen des Hurrikan-Experten des Wetterdienstes Meteomedia, Thomas Sävert, könnte ein neues Hochdruckgebiet zu einem großen Problem werden. Es könnte «Rita» blockieren, sobald der Hurrikan an Land gezogen ist. Das bedeute, dass der Hurrikan irgendwo im Bereich Texas - West-Louisiana zum Stillstand komme und dort enorme Regenmengen abladen dürfte. Dabei sind nach Säverts Worten in den nächsten Tagen örtlich Gesamtmengen von mehr als 500 Litern pro Quadratmeter möglich, stellenweise auch deutlich mehr. Damit steige die Gefahr von großflächigen Überschwemmungen weit im Landesinnern. Die ersten stärkeren Regenfälle erreichten zur Stunde die Küste von Louisiana. «Hier geht es also schon los», sagte er am Freitag der dpa.

US-Präsident George W. Bush will sich an diesem Freitag selbst ein Bild über den Stand der Vorbereitungen auf Hurrikan «Rita» in seinem Heimatstaat Texas machen. Dies sagte der Sprecher des Weißen Hauses Scott McClellan am Donnerstag in Washington. Dabei wolle Bush auch seine Unterstützung für die Betroffenen zum Ausdruck bringen. Danach werde der Präsident nach Colorado fliegen, um im Kommandostab Northern Command die weitere Entwicklung des Wirbelsturms, den Einsatz und die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen zu verfolgen. Bush war für sein schlechtes Krisenmanagement im Zusammenhang mit dem Hurrikan «Katrina» kritisiert worden. (tso/dpa)

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