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Hurrikan: US-Ostküste bereitet sich auf "Irene" vor

Aus Angst vor dem heraufziehenden Hurrikan "Irene" haben sich an der US-Ostküste tausende Menschen in Sicherheit gebracht. Auch New York bereitet sich vor. Und selbst US-Präsident Barack Obama muss um seinen Urlaub fürchten. Die Lufthansa behält ihren Flugplan bislang bei.

Die Behörden von North Carolina bis New York erklärten am Donnerstag den Ausnahmezustand und forderten die Einwohner tiefer gelegener Regionen auf, sich in höher gelegene Gebiete zurückzuziehen. Auf seinem Weg durch die Karibik hatte "Irene" auf mehreren Bahamas-Inseln schwere Schäden angerichtet. Bundesstaaten, Städte, Häfen, Konzerne und Atomkraftwerke bereiten sich auf das Schlimmste vor und holen die Notfallpläne aus den Schubladen. Die Menschen vor Ort decken sich mit Nahrung, Wasser und Benzin ein und versuchen ihre Häuser, Autos und Boote sicher zu machen.

Am Sonntag werde "Irene" am östlichen Ende von Long Island in New York erwartet, sagte der Leiter des Nationalen Hurrikan Zentrums in Miami, Bill Read. Auf dem Weg nach Long Island könnte er möglicherweise Windgeschwindigkeiten von bis zu 217 Kilometern erreichen und damit zum Sturm der zweithöchsten Kategorie vier hochgestuft werden. Derzeit liegt "Irene" am oberen Ende der Stufe 2 und ist somit etwas abgeschwächt im Vergleich zu vorangehenden Prognosen, die den Hurrikan auf Stufe 3 einschätzten. Der Gouverneur des US-Bundesstaates New York rief den Ausnahmezustand aus. Die Maßnahme diene der Vorbereitung "auf alle Situationen", die der Wirbelsturm auslösen könne, sagte Andrew Cuomo. Der Ausnahmezustand ermöglicht eine vereinfachte Zusammenarbeit der Behörden und bundesstaatliche Hilfen. Dadurch könne die Metropole an der Ostküste schneller Kreisen und Städten helfen sowie Unterstützung des Bundes zügiger erhalten, begründete Gouverneur Andrew Cuomo am Donnerstag den Schritt. Der Wirbelsturm könnte die Stadt am Wochenende treffen.

Die nordöstliche Küste der USA hat bislang wenig Erfahrungen mit Hurrikanen; der bislang letzte Wirbelsturm, der in der Region New York wütete, war im Jahr 1985 "Gloria". New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg rief die Einwohner dazu auf, Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. "Wenn Sie ein Auto haben und in einer tieferen Gegend leben, parken Sie es auf einem Hügel. Bringen Sie Ihre Sachen nach oben", sagte Bloomberg. Der Bürgermeister wies Evakuierungen von Krankenhäusern und anderen leicht verwundbaren Einrichtungen an.

"Bezogen auf die Überflutungen könnte dies ein Jahrhundert-Ereignis werden", warnte auch der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, vor "Irene".

Neben New York und Long Island wird in weiten Teilen Neuenglands mit heftigen Regenfällen und hohen Windgeschwindigkeiten gerechnet. Auch Boston könnte betroffen sein. Der mächtige Wirbelsturm bedroht potenziell mehr als 80 Millionen Menschen. Treten die Wetterprognosen ein, wird erstmals seit drei Jahren wieder ein Hurrikan die Küste treffen und Experten zufolge Schäden in Milliardenhöhe anrichten. Am Montag könnte New York noch immer still stehen, was Tausende Konzerne in Manhattan und die Börse an der Wall Street treffen würde. Denn wegen des Sturm muss womöglich schon am Wochenende das öffentliche Transportsystem - mit acht Millionen Passagieren pro Tag das größte des Landes - geschlossen werden. Schwere Regenfälle reichen aus, um Teile der U-Bahn zu überfluten. Anders als im Rest der USA haben viele New Yorker kein Auto und sind auf Bus, U-Bahn und Regionalzüge angewiesen. Hier könnten die größten Schäden für die sowieso schon geschwächte Wirtschaft und die unter ungewöhnlich vielen und teuren Naturkatastrophen ächzenden Versicherer anfallen.

Die Experten rechnen damit, dass der Hurrikan noch an Stärke zunehmen wird, bevor er am Wochenende die US-Ostküste erreicht. Cape Hatteras in North Carolina sollte "Irene" am Samstag erreichen. Touristen im beliebten Strandresort Outer Banks wurden in Sicherheit gebracht, die Behörden ordneten zudem die Evakuierung der vorgelagerten Urlaubsinseln Ocracoke und Hatteras an. CNN zitierte die Gouverneurin von North Carolina mit den Worten: "Jeder sollte dies sehr ernst nehmen." Ihr Bundesstaat erklärte für einige Bezirke den Notstand. "Jeder sagt uns, dass dies eine große Sache für North Carolina ist."

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Folgen "Irene" für deutsche Urlauber hat.

Mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 160 Stundenkilometern war "Irene" in der Nacht zum Donnerstag über die Bahamas hinweggefegt. In der Ortschaft Lovely Bay auf Acklins zerstörte der von heftigem Regen begleitete Sturm 90 Prozent der Häuser. Auch auf den Nachbarinseln riss er Dächer von den Häusern und knickte Stromleitungen um. Mehrere Straßen wurden überflutet. "Irene“, der erste schwere Sturm der Hurrikan-Saison im Atlantik, hatte sich am Samstag in der Karibik gebildet. Mindestens fünf Menschen wurden bislang getötet. In Puerto Rico wurden am Montag infolge von Sturmschäden rund 800.000 Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten.

Die US-Marine wies vorsorglich sämtliche Schiffe im Flottenstützpunkt Hampton Roads in Virginia an, den Hafen zu verlassen. Wie der Kommandeur der 2. Flotte, Vize-Admiral Daniel Holloway, erklärte, können die Schiffe einen solchen Sturm besser auf offener See überstehen. Auf "Irenes" Weg könnte auch die Promi-Insel Martha's Vineyard vor der Küste von Massachusetts liegen, auf der US-Präsident Barack Obama und seine Familie derzeit ihren Urlaub verbringen.

Nach einem Bericht des Nachrichtensenders CNN sagte die Gesellschaft American Airlines am Donnerstag mehr als 120 Flüge ab. Es werde damit gerechnet, dass Fluggesellschaften auch am Freitag Verbindungen streichen könnten.

Die Lufthansa sieht bislang keinen Anlass, wegen des Hurrikans „Irene“ ihren Flugplan zu ändern. Derzeit seien weder Flüge gestrichen noch verlegt worden, sagte ein Sprecher der Lufthansa am Freitag in Frankfurt. Nach den Wetterprognosen werde der Sturm am Sonntag Washington erst dann erreichen, wenn die geplanten Flüge der Lufthansa die US-Hauptstadt bereits wieder verlassen hätten. "Wir beobachten, wie sich die Situation entwickelt", sagte der Sprecher. Sollten wegen des Hurrikans doch Flüge gestrichen oder verlegt werden, informiere Lufthansa darüber kurzfristig auch im Internet.

Droht ein Hurrikan im Urlaubsgebiet, kann das zum kostenlosen Rücktritt von einer gebuchten Reise berechtigen. Grundsätzlich sei das immer möglich, wenn eine Reise wegen unvorhersehbarer höherer Gewalt erheblich beeinträchtigt wird, sagt Beate Wagner von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Urlauber könnten sich dabei auf den Paragrafen 651j im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) berufen, erläutert die Reiserechtsexpertin.

Damit Urlauber den Reisevertrag kostenlos kündigen dürfen, muss der Wirbelsturm nicht schon durch den Urlaubsort gefegt sein. Es reiche, wenn er mit hinreichender Wahrscheinlichkeit das Urlaubsziel trifft, erklärt Wagner. Dazu habe der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass eine Wahrscheinlichkeit von eins zu vier für das Eintreffen eines Hurrikans als hinreichend gilt (Az.: X ZR 147/01).

(AFP/dpa/Reuters)

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