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Hurrikan: "Wilma" wütet über Mexiko

Bis zu zehn Meter hohe Wellen, die Regenmassen eines Jahres, die Gewalt von mehreren Wirbelstürmen gleichzeitig: Hurrikan "Wilma" zeigte an der Nordostspitze der mexikanischen Halbinsel Yucatan seine zerstörerische Kraft.

Mexiko-Stadt/Cancún - Die Folgen des Wirbelsturms: Schwere Schäden auf den der Küste vorgelagerten Inseln, an den Riffs, entwurzelte Bäume und eine zusammengebrochene Infrastruktur. Aber: Keine Toten, jedenfalls gab es bis Samstagfrüh (Ortszeit) keine offiziellen Berichte darüber.

Dabei war das erst die erste - nämlich die nördliche Hälfte dieses fürchterlichen Sturmes, der sich zwar im Laufe der Nacht zum Samstag abschwächte, aber dafür stundenlang, unaufhörlich und erbarmungslos vom Meer her gegen die Küste mit ihren modernen Hotels anrannte. Als sich am Freitagnachmittag die Insel Cozumel, wo die Einheimischen und etwa 800 Touristen ausgeharrt hatten, im Auge des Hurrikans befand, es ruhig war und die Sonne schien, da tat sich ein Bild der Verwüstung auf.

Von schwersten Schäden berichteten die Behörden. Eine Fähre wurde auf das Riff zwischen Festland und Insel getrieben, Überschwemmungen, weggespülte Straßen, zerstörte Strandrestaurants, umgeworfene Autos, beschädigte Boote. Ein Gastank flog krachend in die Luft. Es wurden fünf Menschen verletzt. «Es war ein Gefühl, als ob draußen am Haus ein wütendes Monster rütteln würde, das uns alle verschlucken wollte», wurde ein Bürger in einer örtlichen Zeitung zitiert.

Derlei Berichte ließen bei den Behörden große Befürchtungen darüber aufkommen, was wohl weiter nördlich an der Mayaküste und in Cancún mit seinen 600 000 Einwohnern und 102 Hotels geschehen würde. Dort wütete der Sturm seit vielen Stunden. Gegen den Willen der Hoteldirektoren hatte die Regierung von Quintana Roo, dem östlichen Bundesstaat auf der Halbinsel, alle Hotels räumen und alle Gäste in Sicherheit bringen lassen.

Eine Maßnahme, die sich im Nachhinein wohl als richtig erweisen sollte. Die Hotels dort sind erhöht auf einem schmalen Dünengürtel errichtet. Mindestens einige dieser Anlagen, die an niedrigen Stellen gebaut wurden, dürften schwere Schäden davon getragen haben, weil meterhohe Wellenbrecher über die Dünen hinweggrollen und riesige Wassermassen in die Lagune Nichupté spülten. Dort in den riesigen Mangroven mit den Kanälen hatten die Cancuner Tausende von Booten vor «Wilma» in Sicherheit gebracht.

«Hoffentlich mahlt er nicht stundenlang auf uns herum», hatte ein Einwohner von Cancún vorher bange gehofft. In Cancún gebe es praktisch kein einzige Gebäude ohne Schäden, meldete Gouverneur Félix González am Samstagmorgen. In der Nacht hatten Rettungskräfte in der Stadt, die nicht einmal direkt am Meer liegt, hunderte von Menschen wegen der Überschwemmungen in Sicherheit bringen müssen. Zehntausende waren ohne Strom, die Telefonverbindungen wurden unterbrochen.

Und das war noch lange nicht das Ende. Denn am Samstag setzte «Wilma» ihr zerstörerisches Werk fort. Ihre Langsamkeit ist ein großes Unglück für die mexikanische Karibik. (Von Franz Smets, dpa)

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