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Hurrikankatastrophe: New Orleans wird geräumt

Die Folgen des Hurrikans sind weit verheerender als befürchtet. Die Einwohner von New Orleans sollen ihre Stadt erst in Monaten wieder betreten können. Die Zahl der Todesopfer ist immer noch nicht abzusehen.

New Orleans/Washington (31.08.2005, 22:17 Uhr) - Nach dem verheerenden Hurrikan «Katrina» hat sich die Lage in der überfluteten Südstaatenmetropole New Orleans so dramatisch zugespitzt, dass die Stadt nun vollständig evakuiert wird. Angesichts steigender Wasserstände und zunehmender Anarchie sollen alle 100.000 verbliebenen Einwohner für die kommenden drei bis vier Monate die Stadt verlassen. Die ersten von geschätzten 23.000 bis 30.000 Flüchtlingen, die in einem Football-Stadion Zuflucht gefunden hatten, verließen die Stadt am Mittwoch in Buskolonnen: Sie sollen zunächst in einem anderen Stadion in Houston (Texas) eine Bleibe finden.

US-Präsident George W. Bush brach am Mittwoch seinen Urlaub auf seiner texanischen Ranch ab und kehrte zu Krisenberatungen nach Washington zurück. Die Präsidentenmaschine Air Force One machte dabei einen Umweg über Louisiana, so dass sich Bush aus der Luft ein erstes Bild von der Lage verschaffen konnte.

US-weit wurden nach Angaben des Nachrichtensenders CNN mehr als 125.000 Nationalgardisten alarmiert, um in der Katastrophenregion bei den Rettungsarbeiten und der Versorgung der Bevölkerung zu helfen. 11.000 waren am Mittwoch bereits im Einsatz, wie in Washington mitgeteilt wurde. Die US-Marine schickte ein Schiff zur Trinkwasserversorgung das auch 600 Krankenbetten an Bord hat, sowie mehrere Schnellboote zur Unterstützung. In wenigen Tagen soll ein Lazarettschiff die Südküstenstaaten erreichen. Angekündigte wurde die Einrichtung von dutzenden Feldlazaretten mit tausenden Betten.

Die Nationalgardisten sollen auch im Kampf gegen die Plünderer eingesetzt werden. Diebe sollen zu Hunderten in den menschenleeren Straßen unterwegs sein und Säcke voller Lebensmittel aus den Geschäften schleppen.

"Die Schüssel füllt sich"

Bürgermeister Ray Nagin befürchtet, dass New Orleans bald zu 100 Prozent unter Wasser stehen könnte. «Die Schüssel füllt sich», sagte er dem lokalen Fernsehsender WDSU. Wegen des steigenden Wasserspiegels funktionierten die Generatoren nicht mehr. Techniker der Wasserversorgung erwarteten, dass der Wasserspiegel in Teilen der Stadt die Höhe des angrenzenden Pontchartrain-Sees erreichen wird.

Das Wasser bahnte sich auch seinen Weg in das historische Touristenviertel «French Quarter». Soldaten der Nationalgarde bezogen Position, um Plünderungen der Hotels zu verhindern. Während eines solchen Einsatzes wurde ein Polizist durch einen Kopfschuss verletzt.

Selbstmord im "Superdome"

Im «Superdome» stürzte sich am Dienstag (Ortszeit) ein Mann von einer Tribüne in den Tod, insgesamt starben in der Notunterkunft fünf Menschen. Bei Temperaturen von 33 Grad Celsius fiel in dem Stadion wegen des Hochwassers der Strom aus. Weder Toilettenspülungen noch Klimaanlagen funktionierten. Überall stapelte sich der Müll.

In New Orleans versagten immer mehr Pumpen. Zuletzt lebten hier fast 500.000 Menschen, mit dem Umland waren es 1,4 Millionen. Sturmexperte Ernst Rauch vom weltgrößten Rückversicher Münchener Rück sprach angesichts der zahlreichen Wirbelstürme von einer ungewöhnlichen Saison. Der Wochenzeitung «Die Zeit» (Donnerstag) sagte er: «Wir erwarten noch fünf bis acht weitere Stürme in dieser überaktiven Saison im Atlantik und in der Karibik.» Die versicherten Gesamtschäden durch den Hurrikan könnten bis zu 26 Milliarden Dollar (21 Milliarden Euro) betragen, schätzt die auf die Risiko-Analyse von Katastrophen und Wetter spezialisierte US-Firma AIR Worldwide Corporation.

(tso/dpa)

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