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Hurrikansaison: Keine Zeit zum Aufatmen

Der Wirbelsturm "Hanna" kostet in Haiti über 20 Menschen das Leben. Die Hafenstadt Gonaives steht unter Wasser

Es ist noch nicht vorbei. Während in Louisiana erleichtert zwei Millionen Menschen nach dem Hurrikan „Gustav“ in ihre Häuser zurückkehren, herrscht erneut Alarm in der Karibik. Der Wirbelsturm „Hanna“ forderte am Dienstag mindestens 20 Todesopfer in Haiti. Zwei weitere Stürme sind im Anmarsch.

Wie „Flugzeuge in der Anflugschneise“, so beschrieb ein Meteorologe in dieser Woche das Wetterphänomen von gleich drei Wirbelstürmen, die in den nächsten Tagen weitere Todesopfer sowie schwere Schäden in der Karibik und den USA zur Folge haben könnten.

Der furchterregende Tropensturm „Hanna“, der über einen Durchmesser von über 700 Kilometern verfügt, hinterließ in Haiti schwere Verwüstungen und Überschwemmungen in acht der zehn Provinzen. Allein in der Hafenstadt Gonaives ertranken mindestens zehn Menschen, berichtete die lokale Presseagentur Haiti Press.

Genaue Zahlen aus dem Katastrophengebiet gab es zunächst nicht, da weite Teile überflutet und unzugänglich sind. Gonaives stehe völlig unter Wasser, teilweise bis zu drei Meter hoch, erklärte Bürgermeister Stephen Moise gegenüber der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Mit zur Katastrophe tragen die fast völlig abgeholzten und erodierten Hügel und Steilhänge auf der Insel bei, wo die schweren Regenfälle Erdrutsche auslösten. Im fruchtbaren Artibonite-Tal wurden die Reisfelder überflutet, und Experten fürchten katastrophale Ernteausfällen im ärmsten Land der westlichen Hemisphäre.

Haitis Präsident René Preval bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe. Vor einer Woche waren bereits 77 Menschen in dem bitterarmen Karibikstaat durch Hurrikan „Gustav“ ums Leben gekommen. Zuvor hatte „Fay“ die Insel in Mitleidenschaft gezogen. Auch in der Dominikanischen Republik, die sich mit Haiti die Insel Hispanola teilt, herrscht Alarm. Für 13 Provinzen gaben die Behörden die höchste Alarmstufe „Rot“ aus.

Meteorologen befürchten, dass „Hanna“, die Ende der Woche die Ostküste der USA zwischen Florida und South Carolina erreicht, auf dem offenen Meer an Stärke gewinnt. Für die Bahamas wurde der Hurrikanalarm vorsorglich aufrechterhalten, und auch der Gouverneur von Florida, Charlie Crist, hat dort bereits den Ausnahmezustand verhängt.

In der Region von New Orleans kehren derweil die Einwohner in ihre Häuser zurück. Rund zwei Millionen Menschen waren am Wochenende vor „Gustav“ ins Landesinnere geflüchtet. Es war die größte Massenevakuierung in der Geschichte der USA. Während die Deiche hielten, ist dort vor allem die Strom- und Abwasserversorgung betroffen. Mehrere hunderttausend Häuser sind ohne Elektrizität.

Dennoch meint Curtis Helms: „Ich bin lieber zu Hause, selbst ohne Strom.“ Er verließ New Orleans mit 20 Dollar in der Tasche mit dem Bus und landete in einer Notunterkunft im 550 Kilometer entfernten Birmingham, Alabama. 18 000 Menschen, die kein Auto haben oder sich keine eigene Transportmöglichkeit leisten können, wurden auf diese Weise in nur zwei Tagen in Sicherheit gebracht. Wenn auch die Zwangsevakuierung von New Orleans inzwischen vereinzelt als übertrieben kritisiert wird, so steht Bürgermeister Ray Nagin doch weiterhin zu der Vorsichtsmaßnahme – vor allem angesichts der schweren Unwetterkatastrophe vor drei Jahren, als nach dem Hurrikan „Katrina“ die Deiche in der Jazz-Metropole brachen und mehr als 1300 Menschen starben.

Doch wenn auch New Orleans aufatmen konnte, auf ruhigere Zeiten können Einwohner der Region nicht hoffen. Zwei weitere Stürme sind bereits im Anmarsch: „Ike“ soll nächste Woche die Karibik erreichen, ihm folgt „Josephine“. Vier gleichzeitige Stürme sind zwar selten, werden aber nicht das erste Mal gezählt. 1995 machten fünf Stürme gleichzeitig die Region unsicher. Der Höhepunkt der Hurrikan-Saison, die von Juni bis November reicht, wird erst am 10. September erreicht.

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