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Nass gemacht. Die Teamkollegen von McLaren Mercedes überschütten den britischen Formel-eins-Fahrer Lewis Hamilton mit eimerweise Eiswasser. Hamilton ist nur einer von unzähligen Prominenten, die sich der „Ice Bucket Challenge“ aussetzten, einer viralen „Herausforderung“, die auf die degenerative Nervenkrankheit ALS aufmerksam machen soll. Foto: Reuters

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Ice Bucket Challenge: Erfolgreiches Eiskübelkippen

Vor zwei Jahren übergossen sich alle mit Eiswasser. Was hat die „Ice Bucket Challenge“ gebracht?

Und Barbara nominierte Peter. Und Peter nominierte Alfred. Und Alfred nominierte Michael. Und Michael nominierte Steffi. Und Steffi nominierte Mark. Und Mark nominierte … So ging das im Sommer 2014 eine ganze Weile lang – und zwar weltweit. Können Sie sich noch daran erinnern? Menschen filmten sich dabei, wie sie sich Eiswasser über den Kopf kippten. Dann „nominierten“ sie Freunde, ihnen das binnen 24 Stunden nachzutun. Schnell wurden Prominente darauf aufmerksam und so überkippten sich beispielsweise Barbara Schöneberger und Günther Jauch in dessen Show mit eiskaltem Wasser. Auch Barack Obama, Nico Rosberg, Bill Gates und viele andere stiegen ein. Hierzulande ließen sich etwa Helene Fischer und Matthias Schweighöfer nicht lumpen, welcher übrigens von – erinnern Sie sich noch? – WM-Held Mario Götze nominiert wurde. Prominente nutzten die Aktion zur Selbstinszenierung, so wie Donald Trump, der sich von zwei Schönheitsköniginnen mit Wasser übergießen ließ und sich dabei die Frisur ruinierte.

Wasserfest. Im August 2014 nehmen Eric Singer, Paul Stanley und Tommy Thayer von der US-amerikanischen Band Kiss an der „Ice Bucket Challenge“ teil. Während eines Konzertes ihrer 40-Jahre-Jubiläumstour überschütten sie sich und ihre geschminkten Gesichter in Noblesville, Indiana mit Eiswasser.Foto: Michael Hickey/AFP
Wasserfest. Im August 2014 nehmen Eric Singer, Paul Stanley und Tommy Thayer von der US-amerikanischen Band Kiss an der „Ice Bucket Challenge“ teil. Während eines Konzertes ihrer 40-Jahre-Jubiläumstour überschütten sie sich und ihre geschminkten Gesichter in Noblesville, Indiana mit Eiswasser.Foto: Michael Hickey/AFP

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Das Ganze verbreitete sich rasant in den sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook. Mark Zuckerberg gefiel das natürlich. Ganz vergessen schien der „gute Zweck“. Die Aktion mit ungenauem Ursprung wurde zum Sommerhit und Sommerloch-Füller und am Ende wusste niemand eigentlich mehr so ganz genau, warum man sich denn nun mit Eiswasser begoss. Die „Ice Bucket Challenge“ war das Spiel des Sommers – so, wie in diesem Jahr vielleicht „PokémonGo“. Aber während die Monsterfang-App keinen guten Zweck verfolgt, wurde mit der „Eiskübelherausforderung“ doch einiges erreicht. Der Legende zufolge wurde die Challenge durch die US-Sendung „Golf Channel Morning Show“ bekannt und später von diversen Sportgrößen verbreitet.

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Der ehemalige Baseball-Star Peter Frates hatte die Idee, die Herausforderung für eine Spendenkampagne zugunsten der ALS Association zu nutzen. Die Organisation hat sich dem Kampf gegen Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) verschrieben. Die Nervenkrankheit, auch als Lou-Gehrig-Syndrom bekannt, ist weltweit verhältnismäßig selten und bekam vor der Challenge entsprechend wenig Aufmerksamkeit und Forschungsgelder. Peter Frames, von der Krankheit betroffen und vollständig gelähmt, ließ sich ebenfalls mit Eiswasser übergießen. Die Idee bei dieser ALS Ice Bucket Challenge war, dass man sich einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf schüttet und so – für einige Sekunden – auch einmal das Gefühl der Lähmung im Körper spürt, das ein Erkrankter sein Leben lang ertragen muss. Wer mitmachte, sollte zehn Einheiten seiner Landeswährung an die ALS Association spenden. Wer nicht mitmachte, hundert. Ob tatsächlich gespendet wurde, konnte nicht überprüft werden. Da stellen sich die Fragen: Was wurde aus dem Geld? Hat die Aktion etwas gebracht?

Einem Bericht des „New Yorker“ zufolge hat die Aktion sogar sehr viel gebracht, nämlich umgerechnet 200 Millionen Euro. So viele Spendengelder sollen die ALS-Organisationen weltweit erhalten haben. Innerhalb von acht Wochen gingen 13 Mal so viele Spenden ein wie im gesamten Vorjahr. „Die Forschungslandschaft hat sich komplett verändert“, sagte Barbara Newhouse, Geschäftsführerin der ALS Association, dem „New Yorker“. „Es gibt jetzt Forschung, die wirklich etwas bewirkt, nicht nur, was die Ursprünge der Erkrankung angeht, sondern auch die Behandlung und Therapie.“ Das Märchen namens „Wenn jeder zehn Euro spendet, können wir etwas bewegen“, scheint aufgegangen zu sein.

Auch langfristig: denn die jährlichen Spenden an die ALS Association sind 2016 immer noch 25 Prozent höher als 2014, das Durchschnittsalter der Spender sank von 50 auf etwa 35 Jahre. Auch die ALS-Ambulanz der Charité in Berlin, die sich auf die Behandlung von Menschen mit ALS spezialisiert hat, registrierte ein deutlich erhöhtes Spendenaufkommen. Bis Jahresende 2014 hatte sich die Spenderzahl von üblicherweise etwa hundert auf 34.000 erhöht, welche insgesamt 1,6 Millionen Euro spendeten. Bereits vom 15. Juli bis zum 21. August hatte die ALS Association 41,8 Millionen US-Dollar eingenommen, gegenüber 2,1 Millionen im Vorjahreszeitraum. Kritik gibt es jedoch vonseiten der Tierschützer: Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche monierte, die ALS Association führe grausame und sinnlose Tierversuche durch.

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