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Panorama: Ich will alles, und zwar sofort

Robin Saunders gilt als „Claudia Schiffer der Bankenwelt“. Sie macht vor, wie man dem Chef die Zähne zeigt

Hinter ihrem Glamour verbirgt Robin Saunders stählerne Härte. Die Londoner Bankerin hatte einen 1,5 Milliarden Euro-Deal verpatzt – doch statt bescheiden still zu sein, zeigt die „Tigerin" die Zähne. Ultimativ forderte die „Geschäftsführerin für die Verbriefung von Vermögenswerten" der Westdeutschen Landesbank (WestLB) in London ihren Arbeitgeber in Düsseldorf auf, ihr entweder weitere vier Milliarden Euro für künftige Spekulationen zur Verfügung zu stellen oder ihr das Geschäft zu verkaufen.

Eine Frage des Egos: Diese Frau will ihrem Chef fest in die Augen sehen und wissen, ob er ihrem Blick standhalten wird.

Blond, grazil und gut aussehend wird die 40-jährige Amerikanerin aus Florida von den britischen Massenblättern als die „Claudia Schiffer" der eher grauen Londoner Bankenwelt beschrieben, in die sie 1990 von der New Yorker Wall Street umsiedelte. Neben dem Bankgeschäft hatte sie auch eine Ausbildung als Ballett-Tänzerin hinter sich und diese Fähigkeiten halfen ihr bislang auch immer, auf dem glitschigen Parkett finanzieller Risikogeschäfte den richtigen Schritt zu tun. Ihre Arbeit für die WestLB begann vor fünf Jahren mit einem spektakulären Coup, als Robin Saunders in der „größten Fahnenflucht der City" mit ihrem 30-köpfigen Expertenteam von der Deutschen Bank zu den Düsseldorfern überlief. Als Morgengabe brachte sie einen spektakulären Deal mit: Die WestLB finanzierte eine Milliardenanleihe für den Formel-1-Impresario Bernie Ecclestone und rettete damit seine Haut. Ähnliche spektakuläre Erfolge sicherten der WestLB eine reiche Rendite. Auch Robin Saunders schnitt nicht schlecht dabei ab. Dank ihrer Gewinnbeteiligung soll sie im Jahr auf mindestens 17 Millionen Euro kommen – was das Gehalt ihres Düsseldorfer Dienstherren Jürgen Sengera weit übertrifft. Robin Saunders findet sich ständig in der Liste der reichsten Briten wie in den Gesellschaftsspalten der Presse wieder: So feierte sie drei Tage lang in Florenz gleichzeitig ihren 40. Geburtstag, ihren zehnten Hochzeitstag mit dem Banker Mathew Roeser und die Taufe ihrer Zwillingstöchter. Das Ereignis soll 400 000 Euro gekostet haben.

Nach dem verpatzten Deal steht Robin Saunders Position auf dem Spiel. Analysten meinen, dass die WestLB schlecht beraten sei, wenn sie sich von ihrem „attraktiven Gesicht" auf Europas wichtigstem Finanzplatz trennen wolle. Andere meinen, dass nicht allein Saunders „Charme, Überzeugungsgabe und die Freundschaft zu britischen Multimillionären" zu ihren Erfolgen führte, sondern vielmehr die günstigen Konditionen der WestLB. Deren Risiko als Landesbank übernimmt der deutsche Steuerzahler.

Robin Saunders lässt sich nicht gern hinhalten. Das ist eine Frage des Egos. Das sollte ihr Chef bedenken, wenn er über ihre Aufforderung nachdenkt, ihr noch einmal vier Milliarden für Spekulationen zu geben. Vor einigen Jahren machte sie der britischen Regierung einen Vorschlag zur Finanzierung der gesamten britischen Eisenbahn. Die Bedenkzeit für die Regierung: 24 Stunden.

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