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Ike tobt über Texas: "Es klingt wie ein Güterzug"

Nachdem Hurrikan Ike schon in Haiti und Kuba mindestens 74 Menschen in den Tod gerissen hatte, forderte er nun sein erstes Todesopfer im amerikanischen Texas. Dort heißt es, er sei ein Sturm, der das Potential hat, auf lange Sicht im ganzen Land wirtschaftliche Schäden anzurichten.

Mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 170 Stundenkilometern, Überschwemmungen und sintflutartigem Regen hat der Monstersturm Ike am Freitagabend über der texanischen Golfküste getobt. Nahe der Stadt Corpus Christi gab es ein erstes Todesopfer, wie der US-Fernsehsender CNN meldete. Ein junger Mann sei in den Fluten ertrunken. In Galveston, rund 30 Kilometer südöstlich der Millionenmetropole Houston, fegte braune Gischt meterhoch über Uferbefestigungen, Regen peitschte über die Straßen. Viele Küstenorte standen unter Wasser, manche kniehoch. Die Ankunft des Sturm-Zentrums wurde am Samstagmorgen Mitteleuropäischer Zeit erwartet.

Meteorologen befürchteten eine mehr als sieben Meter hohe Sturmflut und über 16 Meter hohe Wellen. Ike steuerte zuletzt als Hurrikan der Kategorie zwei auf die texanische Golfküste zu. Laut Experten könnte er aber noch weiter an Kraft zulegen und schließlich als Sturm der dritthöchsten Kategorie mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 180 Stundenkilometer auf Land treffen. "Es klingt wie ein Güterzug", sagte ein CNN-Reporter an der texanischen Küste.

Ike könnte den Weg von 15 Millionen Menschen kreuzen

"Das ist ein unglaublich zerstörerischer Sturm", sagte der Gouverneur von Texas, Rick Perry. Ike trieb seinen Worten zufolge im ganzen Staat 1,2 Millionen Menschen in die Flucht. 12.500 alte oder kranke Menschen seien von Helfern aus der Gefahrenzone gebracht worden. Die Behörden befürchten Schäden in Höhe von 15,3 Milliarden US-Dollar (11 Milliarden Euro) durch den Sturm, auf dessen vorausberechneten Weg auf dem Festland rund 15 Millionen Menschen leben.

Der Bürgermeister von Houston, Bill White, kündigte derweil eine Ausgangssperre für die zwei Millionen Einwohner zählende Metropole an. Er sei besorgt, dass der Sturm die Fenster der zahlreichen Hochhäuser zertrümmern könnte und die Scherben auf Menschen herabregnen. Das Ausgangsverbot werde von Sonnenuntergang bis Tagesanbruch gelten, sagte White zu CNN.

Nach einer Schätzung der US-Regierung könnte Ike Stromausfälle für mehr als fünf Millionen Menschen verursachen. In einem solchen Fall wären auch mehr als 250 Krankenhäuser betroffen. Die Katastrophenschutzbehörde Fema rechnet damit, dass 100.000 Häuser überflutet werden. Meteorologen erwarten, dass Galveston komplett unter Wasser gesetzt wird. Für Houston sei das größte Problem jedoch der Wind, der mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern die viertgrößte Stadt der USA heimsuchen könnte, hieß es. In Houston und Umgebung leben knapp vier Millionen Menschen.

"Das Potenzial, auf lange Sicht wirtschaftlichen Schaden anzurichten"

Gouverneur Perry sorgte sich vor allem um die wirtschaftlichen Langzeitfolgen durch den Sturm. Am späten Freitagnachmittag hatte bereits die Hälfte der 26 Raffinerien in der betroffenen Region den Betrieb eingestellt. "Dieser Sturm hat das Potenzial, auf lange Sicht nicht nur in Texas, sondern im ganzen Land wirtschaftlichen Schaden anzurichten", sagte der Gouverneur im US-Fernsehen.

Meteorologen erwarten, dass Galveston besonders schwer getroffen wird. "Galveston könnte verschwinden", sagte John Dennis, der in dem kleinen, benachbarten Küstenort La Marque sein Auto auftankt. Aber nicht jeder teilt die Sorge. "Ich gehe nicht", meint Mary Louise und zeigt zum Himmel, um zu bedeuten, dass wohl alles nicht so schlimm werden wird. Ihr Haus sei hoch genug gelegen, um von den Fluten verschont zu werden.

Die US-Küstenwache und die Armee gaben derweil die Bergung von 22 Seeleuten von einem manövrierunfähigen Frachter im Golf von Mexiko wegen des nahenden Hurrikans auf. "Das ist einfach zu gefährlich", sagte ein Sprecher der Küstenwacht. Das mit Kokskohle beladene Schiff liegt etwa 150 Kilometer vor der Küste auf hoher See. (mpr/dpa)

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