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Im Kontrollzentrum in Roswell zeigen vier Monitore Felix Baumgartner und seinen Sprung aus der Ballonkapsel Stratos. Nach ersten Schätzungen hat der 43-jährige Österreicher im freien Fall die Schallgeschwindigkeit erreicht. Foto: Jörg Mitter/Red Bull/Reuters

© REUTERS

Panorama: Im freien Fall

Der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner springt als erster Mensch aus 39 Kilometern Höhe.

Der Extremsportler Felix Baumgartner hat am Sonntagseinen Rekordversuch geschafft. Aus einer Höhe von rund 39 Kilometern – 2,5 Kilometer mehr als ursprünglich geplant – sprang er aus der Kapsel eines Heliumballons und erreichte wohlbehalten den Boden bei Roswell (US-Bundesstaat New Mexico). Experten gehen davon aus, dass er dabei als erster Mensch im freien Fall die Schallgeschwindigkeit erreicht hat. Die genaue Datenauswertung stand bei Redaktionsschluss noch aus.

Weniger als zweieinhalb Stunden hatte der Aufstieg gedauert, der damit schneller ging als erwartet. Auf Anweisung der Bodenkontrolle begann der 43-Jährige Salzburger dann, den Druck in seiner Kapsel herunterzufahren und seinen Schutzanzug zu aktivieren, der über einen Sauerstoffvorrat für zehn Minuten verfügte. Gegen 20 Uhr (MESZ) öffnete der Österreicher die Luke und stellte zunächst seine Füße auf die Brüstung. Dann zog er sich an den Haltegriffen auf die Plattform, verharrte einen Moment und stürzte sich in die Tiefe.

Im freien Fall erreichte Baumgartner nach den ersten Schätzungen eine Höchstgeschwindigkeit von 1173 Kilometern pro Stunde. Die zwei Weltrekorde für den höchsten bemannten Ballonaufstieg und den Freifallsprung aus größter Höhe sind ihm sicher. Die Bilder der Liveübertragung im Internet zeigten zunächst nur einen weißen Punkt vor grauem Hintergrund. Millionen von Zuschauern in aller Welt bangten um den Extremsportler, als er ins Trudeln geriet. Für ein paar Sekunden habe er gedacht, er verliere das Bewusstsein, sagte Baumgartner anschließend in Servus TV. „Es war um einiges schwieriger, als wir angenommen haben.“

Nach knapp viereinhalb Minuten öffnete sich der rot-weiße Fallschirm. Alles Weitere war Routine. Vor den laufenden Kameras an Bord von Hubschraubern legte der Springer eine Punktlandung in der Wüste von New Mexico hin, nahm den Helm ab, umarmte die herbeieilenden Gefährten, winkte strahlend in die Objektive und gab sein erstes Interview.

Zunächst hatte die Mission auch am Sonntag wieder auf der Kippe gestanden. Ursprünglich war der Start in Roswell erneut für sechs Uhr früh Ortszeit (14 Uhr MESZ) vorgesehen. Doch wie bereits am vergangenen Dienstag musste der Count-Down wegen des Wetters unterbrochen werden. Denn bei zu starkem Seitenwind hätte der Ballon während des Befüllungsvorgangs zu Boden gedrückt und die nur 0,002 Zentimeter dünne Hülle aus Polyethylen mit Verstärkungsbändern aus Polyester-Fasen beschädigt werden können.

Gegen 14 Uhr zog Baumgartner dann seinen Raumanzug an und begann reinen Sauerstoff zu atmen, um den Stickstoff in seinem Blut abzubauen und einer Druckkrankheit vorzubeugen. Rund eine Stunde später bestieg er die aus glasfaserverstärktem Kunststoff bestehende Druckkapsel. Kurz vor 17 Uhr wurde dann damit begonnen, die 850 000 Kubikmeter fassende Ballonhülle mit Helium zu befüllen. Als Startzeitpunkt wurde zuletzt 18 Uhr genannt, doch dann ging alles plötzlich viel schneller. Um 17.29 Uhr hob der Ballon, unter dem sich an einem 46 Meter langen Spezialseil die Kapsel befand, mit einem Bilderbuchstart ab. An einem historischen Tag, denn vor genau 65 Jahren, am 14. Oktober 1947, hatte der Amerikaner Chuck Yeager als erster Mensch mit einem Flugzeug die Schallmauer durchbrochen.

Sponsor Red Bull hatte den Flug als perfektes Medienspektakel organisiert. Für die Live-Übertragung im Internet und die spätere Dokumentation waren nicht nur zwei Bodenstationen mit GPS-gesteuerten Infrarot- und Teleskopkameras und ein TV-Hubschrauber im Einsatz. Die Druckkapsel selbst war mit 15 Kameras ausgestattet, um nicht nur den Aufstieg sondern auch den Absprung zu zeigen. Und am Schutzanzug von Baumgartner befanden sich je zwei Mini-Kameras an beiden Oberschenkeln und eine auf der Brust.

Während des Aufstiegs zeigten die TV-Bilder einen konzentrierten Baumgartner, der über Funk mit der Bodenstation kommunizierte und präzise auf die Fragen und Anweisungen von Joe Kittinger am Boden reagierte. Kittinger (84) hatte 1960 mit einem Fallschirmsprung aus 31,3 Kilometern den bisher gültigen Weltrekord aufgestellt, den Baumgartner jetzt übertraf. Dagegen blieb der Österreicher rund 15 Sekunden unter der Freifalldauer von Kittinger.

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