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Panorama: Im Schatten

Fourniret folgte anderen Mädchenmördern

Paris/Brüssel Der Mädchenschänder Michel Fourniret, dem mehrere Morde in Frankreich und Belgien vorgeworfen werden, hat offenbar den Verbrechen anderer Mädchenmörder nachgespürt und sich gezielt in deren Windschatten gestellt, damit er nicht mit den Taten in Verbindung gebracht wird. Er benutzte außerdem weder Kreditkarten noch Handys, damit seine Spur nicht verfolgt werden kann.

Der frühere Busfahrer Émile Louis (70) muss im November im französischen Burgund wegen der Ermordung von sieben jungen Mädchen vor ein Geschworenengericht treten. Eine Zeit lang stand Isabelle Laville auf der Liste seiner mutmaßlichen Opfer – in Frankreich allenthalben nur die „Verschwundenen von Yonne“ nach der Region südlich von Paris genannt. Inzwischen hat sich der geständige Serienmörder Michel Fourniret dazu bekannt, die seit dem 11. Dezember 1987 vermisste 17-Jährige getötet zu haben. Das ist beispielhaft dafür, wie sich Blutspuren von Serienmördern vermengen.

Der mörderische Weg, den der 62-jährige Fourniret vom Burgund über Nordfrankreich bis hin nach Belgien gegangen ist, stößt an so mancher Stelle auf die Bluttaten anderer. „Seine Route hat drei Mal die von anderen Serienmördern gekreuzt“, erläuterte ein Ermittlungsbeamter der Pariser Tageszeitung „Libération“. Gemeint sind neben Émile Louis der frühere Stabsfeldwebel Pierre Chanal und der des 20fachen Mordes verdächtigte Vagabund Francis Heaulme. An den Wegkreuzungen wird auch klarer, wie gut manche Mörder Zeitung lesen, Radio hören und sich in der grausamen Vorgehensweise einem Chamäleon gleich anderen anpassen – Fourniret soll andere Täter kopiert haben, um Spuren zu verwischen.

Ein anderes Beispiel. Michel Fourniret hat neun Morde gestanden. Darunter ist die 18-jährige Fabienne Leroy. Sie wurde im August 1988 in einem Waldstück nahe der ostfranzösischen Stadt Mourmelon ermordet aufgefunden. Der als äußerst kaltblütig beschriebene Sexualtäter ist dabei so vorgegangen wie Pierre Chanal, der zwischen 1980 und 1987 in genau dieser Gegend acht junge Männer getötet haben soll. Der Soldat brachte sich im Oktober 2003 um – am Vorabend seines Prozesses um die „Verschwundenen von Mourmelon“.

Gefasst worden war Chanal bei einer Routinekontrolle seines Wohnmobiles. Denn der Stabsfeldwebel hatte einen jungen ungarischen Anhalter mitgenommen und diesen dann vergewaltigt.

Fournirets Umzug nach Belgien legt nahe, eine weitere Wegkreuzung, in dem Fall mit dem verurteilten Kindermörder Marc Dutroux, durchaus für möglich zu halten, auch ohne dass es dabei ein „Netzwerk“ gegeben haben muss. In der Dutroux-Akte fanden sich nach belgischen Berichten auch Hinweise auf Fourniret – und das bereits 1996. Sein Haus wurde durchsucht. dpa

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