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Panorama: In der Feuerfalle

Warum konnten sich die Flammen so schnell ausbreiten? Das fragen sich die Ermittler nach dem schweren Busunglück bei Hannover

Der Schock des Busunglückes wird in Hannover noch tagelang nachwirken. 20 meist ältere Menschen starben am Dienstagabend bei der Rückkehr von einer Kaffeefahrt im Münsterland, als der Bus in Brand geriet. Nachdem sich nach dem Unglück zahlreiche besorgte Menschen bei der Polizei gemeldet hatten, richteten die Behörden ein Bürgertelefon ein. Polizeisprecher Stefan Wittke sprach unter dem Eindruck der Katastrophe von einem der schwersten Unglücke der Nachkriegsgeschichte in der Region Hannover. Auch Regionspräsident Hauke Jagau, der in den späten Abendstunden den Unfallort aufsuchte, zeigte sich schockiert. „Dies ist ein entsetzliches Unglück, was wir hier sehen, ist einfach grausam“, sagte er. Auch für die zahlreichen Retter sei die Situation „unglaublich belastend“. Rund 150 Einsatzkräfte waren an der Bergung der Opfer beteiligt. Sie alle würden nach Ende des Einsatzes von Seelsorgern betreut, kündigte der Ortsbrandmeister der Garbsener Feuerwehr, Claus Röhrbein, an. Seine Leute waren als erste am Unglücksort gewesen. Dem Vernehmen nach hatte der Eigentümer des Reiseunternehmens Mommeyer selbst am Steuer gesessen und sich aus dem Wrack retten können. Nach dem Unglück habe er seinen Sohn benachrichtigt. Dieser kam mit einem Ersatzbus zum Unfallort, um noch Fahrgäste nach Hause zu bringen. Diejenigen, die das Inferno überlebt hatten, waren da jedoch schon in Krankenwagen auf dem Weg in Kliniken.

Vier der 13 Verletzten rangen am Mittwoch mit dem Tod. Die Identifizierung der Toten wird mehrere Tage dauern, weil die Leichen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt sind. Die genaue Ermittlung der Namen der Opfer gestaltet sich schwierig, weil sich zu dem Ausflug mehr Menschen angemeldet hatten als letztlich mitfuhren. Eine genaue Passagierliste existiert nicht. Die Staatsanwaltschaft Hannover leitete ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung ein.

Das Feuer in dem Unglücksbus breitete sich nach Angaben des Polizeipräsidenten „blitzartig und sehr, sehr schnell aus“. Vermutet wird unter anderem, dass ein Fahrgast in der Toilette rauchte und die Zigarette nicht ordentlich löschte. Augenzeugen hatten von Rauchentwicklung in der WC-Kabine berichtet. Als die Toilettentür geöffnet wurde, schoss eine Stichflamme aus dem kleinen Raum ins Fahrzeuginnere. Es stellt sich die Frage, warum sich das Feuer so schnell ausgebreitet hat. Es handele sich um ein „neuwertiges Fahrzeug“, teilte der Internationalen Bustouristik Verbands RDA mit. Man könne davon ausgehen, dass die Materialien im Innenraum alle sehr genau vom TÜV geprüft gewesen seien, sagte Dieter Gauf, Hauptgeschäftsführer des RDA. „Die EU-Richtlinie für die Innenausstattung von Bussen gibt vor, dass die verwendeten Materialien schwer oder langsam brennbar sein“, sagte Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum Landsberg. Offenbar konnten die Fahrgäste aus dem hinteren Teil nicht rechtzeitig flüchten. Das Feuer habe den Hochdeckerbus unter Umständen auch deshalb so schnell ganz erfassen können, weil sich die Flammen wie durch einen Kamin nach oben ausbreiten konnten. Wenn sich der Rauch sehr schnell im Bus verteile, bildeten sich zudem entzündliche Gase, erklärten Ermittler. Der Busfahrer habe nach den Feuerrufen der Passagiere sofort reagiert, sein Fahrzeug an den Rand gesteuert und die Türen geöffnet. Der Fahrer habe noch bis zuletzt versucht, Menschen ins Freie zu bringen, sagte der Anwalt der Inhaberfamilie. mit dpa/ddp

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