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Panorama: In der Gewalt des Autos

Ein 86-Jähriger rast im kalifornischen Küstenort Santa Monica in den Wochenmarkt – neun Menschen sterben

Von Barbara Munker, dpa

Los Angeles. Für neun Menschen hat ein Bummel im Küstenort Santa Monica nahe Los Angeles mit dem Tod geendet: Ein 86-jähriger Autofahrer schlug mit seinem betagten Buick am Mittwoch (Ortszeit) eine tödliche Schneise in einen Wochenmarkt. Das Fahrzeug raste durch den belebten Markt, warf Menschen und Verkaufsstände um und hinterließ ein Bild des Grauens. Unter den Toten ist ein dreijähriges Kind. Dutzende Menschen wurden verletzt, 15 davon lebensgefährlich. Erst als ein Opfer auf der Windschutzscheibe landete und ein anderes unter dem Auto die Fahrt bremste, kam das Todesfahrzeug zum Stillstand, berichteten Augenzeugen.

„Ich wollte meinen Augen nicht trauen. Er traf einen nach dem anderen. Die Menschen flogen durch die Luft,“ so beschrieb ein Passant in der „Los Angeles Times“ die entsetzliche Szene. „Über 90 Stundenkilometer, und er wurde nicht langsamer“, bestätigte David Lang, Manager eines Schuhgeschäfts an der Marktstraße. Der grauhaarige Autofahrer, der nach einer Hüftoperation am Stock geht, habe möglicherweise in seinem Auto, Baujahr 1992, das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt, sagte ein Polizeisprecher. Der Mann, der die Horrorfahrt selbst ohne Verletzungen überstand und verwirrt zu sein schien, gab bei der Vernehmung an, er habe zu bremsen versucht, aber das Auto nicht anhalten können. Markt-Managerin Laura Avery sah, wie sich aufgebrachte Verkäufer mit den Rufen „Schnappt euch den Kerl“ auf das Fahrzeug stürzten. „Aber als wir am Auto ankamen, sahen wir nur diesen alten Mann mit einem Airbag vor seinem Gesicht, der überhaupt nicht wusste, was los war.“

George Russell Weller, der von Nachbarn als freundlich und hilfsbereit beschrieben wurde, besaß einen gültigen Führerschein, der nach einem bestandenen Seh- und Theorietest im November 2000 verlängert worden war. Alkohol sei bei dem Unfall nicht im Spiel gewesen, gab die Polizei an. Weller wurde nach der Vernehmung auf freien Fuß gesetzt. Noch ist unklar, ob er möglicherweise wegen Tötung mit einem Fahrzeug zur Rechenschaft gezogen wird. Über seinen Anwalt ließ der Autofahrer eine Erklärung verbreiten, in der er sein Beileid für die Opfer zum Ausdruck bringt.

Der Markt lockt jeden Mittwoch Tausende Menschen in den gemütlichen Küstenort in Kalifornien. Die Geschäftszone ist normalerweise für den Autoverkehr gesperrt. Augenzeugen zufolge durchbrach der 86-Jährige eine Absperrung und raste mit einer Geschwindigkeit von fast 100 Stundenkilometern durch Zelte, Stände und die Menschenmenge.

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