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Nach den Worten. Die Vereidigung zu seiner zweiten Amtszeit nutzte US-Präsident Barack Obama für herausfordernde politische Botschaften. Der staatstragenden Vereidigung folgte dann der festliche Teil. Und hier tanzte First Lady Michelle Obama in leuchtend roter Robe im Zentrum der Aufmerksamkeit.

© REUTERS

Inaugurationsball: Das rote Kleid

Wieder hat der Designer Jason Wu gewonnen. Zum Ball nachdem ihr Mann zum zweiten Mal den Amtseid abgelegt hat, erscheint Michelle Obama in einer roten Robe aus Wu's Studio

Er setzt den Ton mit seinen Worten, sie mit ihrer Kleidungswahl. Michelle Obama gilt schon lange als Mode-Ikone. Die Farben und der Schnitt der Mäntel, Kostüme und Ballkleider, die sie beim morgendlichen Gottesdienst, bei der Vereidigung, beim feierlichen Mittagessen im Kongress, bei der Parade und am Abend bei den Inaugurationsbällen trägt, werden als politisches und kulturelles Statement gewertet und als Stimmungsbarometer interpretiert. Ganz nebenbei entscheidet sie damit auch über den Erfolg konkurrierender Studios. Sie kann Klassiker aufwerten und junge Talente ins Rampenlicht befördern.

Bei der ersten Amtseinführung vor vier Jahren überraschte die neue First Lady bei der Zeremonie auf dem Westbalkon des Capitols mit einer eleganten Kombination aus einem Kleid und einem offen darübergeworfenen Mantel in lichtem Limonengrasgrün aus dem Studio der Kubanerin Isabel Toledo. Bei den damals insgesamt zehn Inaugurationsbällen tanzte sie in einem cremefarbenen Kleid mit nur einem Schulterträger, das der seinerzeit 26 Jahre junge Taiwanese Jason Wu entworfen hatte. 2009 prägten „Hope“ und „Change“ die Atmosphäre beim ersten Amtsantritt eines afroamerikanischen Präsidenten. Das drückte sich auch in den hellen Farbtönen aus, die sie trug.

Sie tanzen zu `let's stay together`, gesungen von Jennifer Hudson
Sie tanzen zu `let's stay together`, gesungen von Jennifer Hudson

© dpa

2013 ist die Stimmung gedämpfter. Das spiegelt sich in ihrer Mode. Zur Vereidigung erschien Michelle Obama in einem strenger geschnittenen, dunkleren Mantel mit einem silber-schwarzen Würfelmuster von Thom Browne. Die beiden Töchter, Malia und Sasha, trugen Mäntel in Blütenfarben, ein zartes Lila und Violett. Abends besuchten die Obamas lediglich zwei Bälle, einen für die Militärs, einen für Zivilisten. Dort machte die First Lady abermals Furore, diesmal mit einem Kleid in intensivem Rot. Sie wählte erneut eine Kreation von Jason Wu, der 2008 noch nahezu unbekannt war und dank Michelle Obama nun zu den Spitzendesignern zählt.

Amerikas Modejournalisten werten es als Überraschung, dass sie sich wieder für Wu entschied, deuten die Wahl des Kleides aber zugleich als „staatsmännisch“. Die „Washington Post“ nennt die Farbe „patriotisch“ und analysiert, Michelle Obama habe in den vier Jahren von „sprudelndem Optimismus“ zu „erwachsenem Pragmatismus“ gefunden. Wenn ihr ein Designer gefalle, dann suche sie nicht nur um des Prinzips willen für die zweite Inauguration eine Alternative.

Das Weiße Haus hatte um die Kleidungswahl der First Lady ein großes Geheimnis gemacht. Nichts drang vorher nach außen. Mit ähnlicher Spannung wie die Frage, was der Präsident in seiner Rede zur Amtseinführung sagen würde, wurde spekuliert, was Michelle Obama tragen werde. Angeblich hatte sie sich Entwürfe von einem halben Dutzend Designern ins Weiße Haus bringen lassen, die allesamt im Unklaren über ihre Entscheidung gelassen wurden.

Auf dem Weg ins weiße Haus stiegen Barack und Michelle Obama zwischendurch aus ihrer Limousine, um ein Stück zu Fuß die Pennsylvania Avenue zurückzulegen und der Menge zuzuwinken.
Auf dem Weg ins weiße Haus stiegen Barack und Michelle Obama zwischendurch aus ihrer Limousine, um ein Stück zu Fuß die Pennsylvania Avenue zurückzulegen und der Menge zuzuwinken.

© REUTERS

Die „New York Times“ notiert mit unverkennbarer Bewunderung, wie „gerissen“ Michelle Obama ihre Mode und ihre Frisuren für ihr Image einsetze. Sie habe einen sicheren Geschmack, sorge aber stets für ausreichend Variationen, um die Neugier zu füttern und das Interesse am Leben zu halten. Es sei ihr gelungen, teure Designerware zu tragen, ohne dass dies angesichts der für viele spürbaren Wirtschaftskrise zu einem politischen Problem werde, wie das manche Vorgängerinnen erlebt hatten, darunter Jackie Kennedy und Nancy Reagan.

Solche riskanten Momente hatte es in Obamas erster Amtszeit durchaus gegeben, zum Beispiel als Michelle Obama 2009 die Einladung der „Vogue“ für eine Cover-Geschichte über ihre Modevorlieben annahm. Der damalige Pressesprecher Robert Gibbs befürchtete ein negatives Echo, da seinerzeit die Zahl der Arbeitslosen und der zwangsversteigerten Häuser stieg. Der First Lady gelang es jedoch, parallel den Ruf einer Mutter zu fördern, die im Alltag sehr preisbewusst einkaufe, ihre Töchter bei erschwinglichen Ladenketten wie J. Crew einkleide und dort auch für sich die farblich passenden Accessoirs für teure Kleider suche.

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