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Sonia Gandhi, Chefin der mächtigen Kongresspartei (vorne rechts), besucht die Familie des Mädchens, das sich verbrannt hat. Foto: AFP

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Panorama: Indiens Schande

Sonia Gandhi, die mächtigste Frau des Landes, prangert Massenvergewaltigungen an.

Neu-Delhi - Eine Serie von Massenvergewaltigungen hat in Indien eine Debatte über die Sicherheit von Frauen und ihren Status ausgelöst. Die Chefin der Kongresspartei, Sonia Gandhi, reiste am Dienstag in das nordindische Sachhakhera zur Familie eines der Opfer und forderte „die heftigste Strafe“, wie die Nachrichtenagentur IANS berichtete.

Innerhalb eines Monats kam es in dem von Landwirtschaft geprägten Bundesstaat Haryana zu einem Dutzend Vergehen, bei denen meist mehrere junge Männer oft minderjährige Mädchen verschleppten.

Die lokale Frauenministerin forderte schnelle Gerichtsverfahren und landesweite Programme für eine größere Sicherheit von Frauen. Gandhi, die zum mächtigen Gandhi- Nehru-Clan gehört und als Indiens heimliche Herrscherin gilt, setzte mit ihrer Reise ein Zeichen. Sie machte klar, dass diese Übergriffe nicht nur in Haryana, sondern überall im Land aufhören müssten. „Ich kritisiere diese Vorgänge in stärkster Weise“, sagte sie laut IANS.

Einen vorläufigen Höhepunkt hatte die Serie am vergangenen Wochenende erreicht, als sich ein 16 Jahre altes Mädchen offenbar aus Scham mit Benzin übergossen und angezündet hatte. Auf dem Sterbebett im Krankenhaus erzählte die junge Frau, zwei Jungen aus ihrer Nachbarschaft hätten sie vergewaltigt. Das berichteten lokale Medien.

Der erste Vorfall war Mitte September ans Licht gekommen, als der Vater eines vergewaltigten Mädchens Selbstmord beging. Seitdem wurden zahlreiche weitere Opfer gezählt.

Die Regierung des Bundesstaates setzte ein Komitee ein, das die Übergriffe untersuchen soll. Indische Frauenrechtlerinnen machten auf das Geschlechterverhältnis in dem Staat verantwortlich – auf 1000 Männer kämen wegen der häufigen Tötung von weiblichen Föten nur 830 Frauen.

„Das Geschlechterverhältnis in Haryana ist so schlimm, dass Jungs keine Mädchen für die Heirat finden“, sagte eine Sprecherin der Indischen Demokratischen Frauenvereinigung AIDWA dem Fernsehsender CNN-IBN. „Solche Faktoren schaffen eine Umgebung, die nicht sicher ist für Frauen.“

Eine lokale, einflussreiche Gruppe forderte, das Heiratsalter zu senken, um die Vergewaltigungen zu verhindern. „Jungs und Mädchen sollten mit 16 Jahren verheiratet sein, damit sie nicht herumstreunen“, sagte einer ihrer Sprecher der Zeitung „The Hindu“. Die Frauenministerin des Bundesstaates, Krishna Tirath, wies die verschiedenen vorgetragenen Ideen als „lächerlich“ zurück und machte klar, dass nun über Bildung und Frauenrechte diskutiert werden müsse. Sie bat die Zentralregierung darum, in ganz Indien Programme für die Sicherheit der Frauen zu starten. dpa

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