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© AFP

Indonesien: Beben versetzt Tausende in Tsunami-Angst

UPDATE Vor der indonesischen Insel Sumatra hat es in der Nacht ein starkes Erdbeben gegeben. Todesopfer gibt es offenbar nicht - die Erinnerung an den Tsunami mit Hunderttausenden Toten löste bei den Menschen jedoch Panik aus.

Sofort wurden Erinnerungen an den großen Tsunami vor fünf Jahren wach. Ein starkes Erdbeben hat am Mittwoch die indonesische Insel Sumatra erschüttert und tausende Menschen in Panik auf die Straßen getrieben. Obwohl der Erdstoß eine Stärke von 7,6 erreichte, blieben die Schäden gering. Eine sofort ausgerufene Tsunami-Warnung wurde nach knapp zwei Stunden wieder aufgehoben. Auf der Sumatra vorgelagerten Insel Simeulue wurden mehrere Menschen verletzt und mehrere Häuser beschädigt. Die Insel hat rund 80 000 Einwohner. Das Beben ereignete sich im Morgengrauen rund 34 Kilometer unter dem Meeresboden. Das Epizentrum lag vor der Westküste der Provinz Aceh auf Sumatra. Dort passierte auch das Erdbeben Weihnachten 2004, das einen Tsunami auslöste, der Aceh verwüstete und allein auf Sumatra 170 000 Menschen in den Tod riss.

„Entlang der gesamten Küste von Sumatra gibt es immer wieder Erschütterungen“, sagt Jörn Lauterjung vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ), der die Region genau kennt. Er hat dort in den vergangenen Jahren den Aufbau des deutsch-indonesischen Tsunami-Frühwarnsystems koordiniert. Grund für die starken Erschütterungen sei die vergleichsweise hohe Geschwindigkeit, mit der sich die Indisch-Australische Platte unter die Eurasische schiebt. Im Durchschnitt sind es sechs bis sieben Zentimeter pro Jahr. Aber häufig verkeilen sich die Gesteinsschichten im Untergrund, die Bewegung stoppt – so lange, bis die Spannung groß genug ist, um das Gestein zu zerreißen. Begleitet von heftigen Schwingungen rückt die Platte wieder ein Stück weiter. „Gerade vor Sumatra kann sich schnell viel Spannung aufbauen, die sich dann plötzlich in heftigen Beben löst“, sagt der Geoforscher.

Stärke der Erschütterungen unklar

Wie stark die Erschütterungen sind, darüber gehen die Angaben zuweilen auseinander. Auch diesmal. Magnitude 7,8 sagte der geologische Dienst der USA, 7,2 die indonesischen Experten, 7,6 meldete später das GFZ. Das hänge damit zusammen, zu welchem Zeitpunkt die Stärke der Erschütterungen berechnet wird, sagt Lauterjung. „Die Erdbebenwellen brauchen eine gewisse Zeit, bis sie an den seismologischen Stationen eintreffen.“ Anfangs stehen nur Daten aus wenigen Stationen zur Verfügung, die Berechnung ist mit großer Unsicherheit behaftet. „Die indonesischen Kollegen haben bereits nach zwei Minuten die Magnitude von 7,2 rausgegeben“, berichtet Lauterjung. „Aber das war richtig so, denn bei der Tsunami-Frühwarnung zählt jede Minute.“ In diesem Fall waren es 20 bis 30 Minuten, bis die gefürchtete Flutwelle die Küste erreicht hätte.

Je mehr Stationen für die Berechnung herangezogen werden, desto genauer wird das Ergebnis. Für das aktuelle Beben wurden auch Daten aus Malaysia und Australien genutzt, wo die Wellen teilweise erst zehn Minuten später eintrafen, sagt der GFZ-Forscher. Seine Kollegen haben daraus eine Magnitude von 7,6 kalkuliert. Das unter Federführung des GFZ errichtete Frühwarnsystem wurde im November 2008 an Indonesien übergeben. Bis März 2011 sind deutsche Experten vor Ort, um die Indonesier zu unterstützen.

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