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Infektion: In China bricht die Pest aus

Behörden errichten Straßensperren, um die Bewohner einer chinesischen Provinz an der Flucht zu hindern – offiziell gibt es zwei Todesopfer.

Der Ausbruch der Lungenpest im Westen Chinas hat zwei Todesopfer gefordert. Am späten Sonntagabend teilten die Behörden der betroffenen Region Ziketan in der Provinz Qinghai mit, dass auch ein 37-jähriger Mann an den Folgen der Infektion gestorben ist. Der Mann war offenbar ein Nachbar des ersten Opfers, dessen Tod bereits am Samstag bekannt geworden war. Noch zehn weitere Personen befinden sich derzeit im Krankenhaus. Der zweite tödliche Verlauf der Infektion kommt etwas überraschend, nachdem die Behörden erst am Samstag mitgeteilt hatten, dass der Zustand aller übrigen Infizierten stabil sei; betroffen von der Infektion sollen überwiegend Familienmitglieder des ersten Opfers sein. Dabei handelt es sich um einen 32-jährigen Mann. Über dessen genauen Todeszeitpunkt schweigen sich die Behörden bislang aus. Offiziell war der Ausbruch der Krankheit am Donnerstag gemeldet worden. Die Lungenpest wird durch die sogenannte Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen direkt von Mensch zu Mensch übertragen, in manchen Fällen aber auch durch Insektenbisse wie den von Flöhen. Aus Angst vor einer raschen Ausbreitung des Bakteriums ist das gesamte Gebiet unter Quarantäne gestellt worden. Die Region ist dünn besiedelt. Nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua leben in der Verwaltungszone Ziketan, die sich über eine Fläche von 3000 Quadratkilometern erstreckt und damit etwas größer ist als das Saarland, lediglich 10 000 Menschen. Ihre Versorgung soll vorerst gesichert sein. Allerdings ist unklar, wie lange die Quarantäne aufrechterhalten bleiben soll. Man sei dabei, die Region zu desinfizieren, heißt es laut Xinhua.

Ein Zeugin berichtete, dass Sicherheitskräfte in einem Radius von 28 Kilometern rund um Ziketan Straßensperren errichteten, um Bewohner an einer Flucht zu hindern. „Die Leute haben eine solche Angst. Es sind nur wenig Menschen auf der Straße“, sagte ein Besitzer eines Marktstandes in der Stadt der Nachrichtenagentur AP am Telefon.

Chinesische Medien gehen mit dem Ausbruch der Krankheit sehr zurückhaltend um, was ein Indiz dafür ist, dass die Regierung eine Panik verhindern möchte und das weitgehende Schweigen angeordnet hat.

Die staatliche Nachrichtenagentur berichtet spärlich über die Entwicklungen in Qinghai und machte im Verlauf ihrer Berichterstattung sogar einen Rückzieher. Anfänglich sprach die Agentur von weiteren Infizierten. Inzwischen heißt es, die Menschen, die sich im Krankenhaus befinden, stünden dort lediglich unter Quarantäne. Keiner von ihnen soll demnach Symptome aufweisen. Die äußerst knappe Versorgung mit Informationen aus dem Quarantänegebiet weckt Erinnerungen an das Jahr 2003. Damals war die Lungenkrankheit Sars in China ausgebrochen und lange Zeit von der Regierung verheimlicht worden. Für die mangelnde Transparenz steckte die Kommunistische Partei damals auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO heftige Kritik ein und gelobte Besserung.

Marcel Grzanna[Peking]

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