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Der Menschenrechtler Oswaldo Paya Sardinas leitete die illegale Opposition Kubas. Er galt als aussichtsreicher Anwärter auf das Präsidentenamt nach dem Ende der Diktatur.

© dpa

Inselstaat ohne Freiheit: Führender Dissident Kubas getötet

Der 60-jährige Oswaldo Paya stirbt bei einem mysteriösem Autounfall. Seine Familie spricht von vorsätzlicher Tötung. Als Menschenrechtler, Oppositioneller und Regimekritiker machte er sich in der kubanischen Regierung viele Feinde.

Der Menschenrechtler Oswaldo Paya Sardinas ist bei einem mysteriösen Autounfall im ostkubanischen Bayamo ums Leben gekommen. Der 60-jährige Paya war als Vorsitzender der illegalen Oppositionspartei „Christliche Befreiungsbewegung“ einer der bekanntesten kubanischen Regimekritiker.

Die Familie sprach in ersten Stellungnahmen von einer vorsätzlichen Tötung. „Wir glauben, dass es kein Unfall war“, sagte Payas Bruder Carlos dem US-Sender CNN. Nach seinen Angaben versuchte ein anderes Auto am Sonntag (Ortszeit), das Fahrzeug des Menschenrechtsaktivisten von der Straße zu drängen. Tochter Rosa Maria sagte der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM): „Sie haben meinen Vater umgebracht.“ Die kubanische Oppositionsbewegung und internationale Menschenrechtsorganisationen zeigten sich bestürzt. „Oswaldo Paya galt als aussichtsreichster Anwärter auf das Präsidentenamt nach dem Ende der Diktatur“, so IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin. Mit Paya starb in dem Wagen den Angaben zufolge ein weiterer Dissident; zwei ausländische Menschenrechtsaktivisten wurden schwer verletzt. Laut IGFM war Paya bereits vor drei Wochen in einen Unfall verwickelt, bei dem ihn ein Auto von der Seite gerammt habe. Zuvor sei er wiederholt von der kubanischen Staatssicherheit bedroht worden.

Paya wurde 2002 mit dem Sacharow- Preis des Europaparlaments ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt er den Averell- Harriman-Preis des US-amerikanischen National Democratic Institute. Bereits als 17-Jähriger wurde Paya zu Zwangsarbeit verurteilt und verbrachte fast drei Jahre auf einer Gefängnisinsel. Später musste er die Universität von Havanna verlassen. 1988 gründete er die Christliche Befreiungsbewegung (MCL), eine verbotene gewaltfreie Oppositionspartei, die tiefgreifende politische und wirtschaftliche Veränderungen der Gesellschaft forderte.

Bekannt wurde Paya mit dem Versuch, seit 1996 die kubanische Opposition zu sammeln. Er initiierte das sogenannte Varela-Projekt, das eine Änderung der kubanischen Verfassung, Meinungsfreiheit und Pluralismus anstrebt. Das Bündnis, das nach einem Ordensmann benannt ist, der im 19. Jahrhundert für die Unabhängigkeit Kubas arbeitete, sammelte Ende der 1990er Jahre Unterschriften für ein Referendum über wirtschaftliche und soziale Reformen auf Kuba. Trotz behördlicher Behinderungen gelang es ihm, die erforderliche Zahl der Unterschriften zu erreichen. Allerdings wurde das Gesetzesprojekt im Sommer 2002 vom damaligen Staats- und Parteichef Fidel Castro im Parlament gestoppt. KNA

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