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Irak-Krieg: Harry muss zu Hause bleiben

Der britische Prinz Harry wird entgegen früheren Ankündigungen nicht im Irak eingesetzt. Dem britischen Militär sind die Sicherheitsrisiken zu groß. Der junge Leutnant soll sehr enttäuscht sein.

London - Aus der Traum vom Tapferkeitsbeweis im irakischen Chaos: Prinz Harry nun doch nicht in dem Kriegsgebiet eingesetzt. Diese Entscheidung gab der Armeechef, General Sir Richard Dannatt, bekannt. Prinz Harry sei darüber "außerordentlich enttäuscht", sagte er vor Journalisten. Premierminister Tony Blair ließ über einen Sprecher erklären, die Regierung respektiere die Entscheidung des Militärs.

Bei einer kürzlichen Inspektion im britischen Einsatzgebiet rings um die südirakische Hafenstadt Basra habe er "eine große Zahl von Drohungen festgestellt, die sich direkt gegen Prinz Harry und jene richten, die mit ihm zusammen sind", sagte Dannatt. Er sei nicht bereit, diese Risiken zu akzeptieren, erklärte der Armeechef mit ernstem Gesicht bei der Verlesung seiner Erklärung.

Verständnis und Empörung

In ersten Reaktionen äußerten Anrufer bei Radio- und TV-Sendern sowohl Verständnis als auch Empörung. Ein Kommentator der BBC erklärte, es sei der Eindruck entstanden, als ob das Militär "mit doppelter Elle misst". Während bereits fast 150 Briten im Irak-Krieg ums Leben kamen, werde ein Mitglied der königlichen Familie geschont.

Genau das hatte der Prinz vermeiden wollen. "Ich würde mich doch nicht auf meinem Hintern ausruhen, während meine Jungs für ihr Land kämpfen", sagte er schon als Offiziersschüler. Nun ist der Prinz nach Überzeugung vieler Beobachter zum lebenden Beweis dafür geworden, dass Großbritannien die Lage im Irak genauso wenig unter Kontrolle zu bringen vermag wie die USA.

Harry wäre eine "zu verlockende Trophäe"

"Harry würde das Feuer sämtlicher irakischer Möchtegern-Helden auf sich ziehen", betonte schon vor Wochen ein hoher Armeeoffizier, der mehrere Einsätze in Basra hinter sich hat. Der jüngste Sohn des Prinzen von Wales und der 1997 tödlich verunglückten Prinzessin Diana sei "für Terroristen und Aufständische eine einfach zu verlockende Trophäe".

Harry sollte als "Recce" in den Irak gehen. So werden die Feindaufklärer, die Männer von der "Reconnaissance", beim britischen Militär genannt. Was sich über die Aufgaben eines Spähtrupps, wie der junge Leutnant ihn befehligen sollte, im Handbuch der britischen Armee nachlesen lässt, war für seine königliche Familie nicht beruhigend: "Augen und Ohren" der Armee seien die "Recces". Immer auf der Spur des Gegners, näher an der Gefahr als andere, würden sie Feinde aufspüren, wo immer sie versteckt seien.

Hatte die Queen das letzte Wort?

Doch vermutlich wäre Harry schnell selbst zum Gejagten geworden. Längst kursierten unter den Irakern Fotos des Rotschopfs, die wie Steckbriefe verteilt worden. Extremisten drohten damit, Harry postwendend an seine Großmutter zurückzuschicken "allerdings ohne seine Ohren". Niemand weiß, ob die 81-jährige Königin am Ende ein Machtwort zum Schutz des Enkels gesprochen hat.

Einfach hatten es die Verantwortlichen jedenfalls nicht. Dannatt machte für das Ziehen der Notbremse auch den "Druck" verantwortlich, den die Presse durch immer neue Spekulationen erzeugt habe. Dabei hatten die Medien an frühere Kriegseinsätze bekannter Royals erinnert. Oft wurde zitiert, was Prinz Andrew, der zweite Sohn der Königin, einst sagte: "Hätte ich nicht im Falklandkrieg gedient, wäre meine Position als Offizier der Navy nicht mehr haltbar gewesen."

Seine frühere Drohung mit der Quittierung seines Dienstes für den Fall, dass ihm ein Irak-Einsatz verwehrt wird, machte Prinz Harry aber nicht wahr. Trotz seiner Enttäuschung habe der Prinz Verständnis für die Entscheidung, hieß es. Und er wolle er in der Armee bleiben. (Von Thomas Burmeister, dpa)

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