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Panorama: Islam: Hubschrauber überwachen die Menschenmenge

Die jüngste Pilgerin heißt Aisha. Die Ägypterin wurde am Wochenende in Saudi-Arabien geboren, wo sich ihre Eltern zur Pilgerfahrt eingefunden haben.

Die jüngste Pilgerin heißt Aisha. Die Ägypterin wurde am Wochenende in Saudi-Arabien geboren, wo sich ihre Eltern zur Pilgerfahrt eingefunden haben. Auch darauf sind die saudischen Behörden eingestellt: Mutter und Kind mussten am Sonntag nicht zu Fuß zum Berg Arafat etwa zwölf Kilometer außerhalb von Mekka pilgern, sondern wurden im Krankenwagen an den Ort gefahren, wo der Prophet Mohammed sein letztes Gebet gesprochen haben soll.

"Hier bin ich Allah, ich antworte deinem Ruf. Es gibt keinen anderen Gott außer Dir", rufen die Pilger, die als Höhepunkt ihrer Reise einen Tag des Gebets und der Meditation am Fuße des Berges verbringen. Gekleidet sind sie in weiße Kleider ohne Nähte, die die Gleicheit aller Menschen vor Gott symbolisieren soll. Die Fahrt von der Zeltstadt Mina, in der die Pilger übernachtet haben, dauert am Sonntag etwa drei Stunden, statt der üblichen 15 Minuten: Die Straßen sind völlig verstopft mit Fussgängern sowie Bussen und Autos, die die zwei Millionen Muslime zum Berg Arafat bringen. Mit 1,5 Millionen Gläubigen aus 160 Ländern sowie 500 000 einheimischen Pilgern hat die Pilgerfahrt 2001 bereits einen neuen Rekord aufgestellt.

Um die Zahl in den kommenden Jahren nicht noch weiter anschwellen zu lassen, will Saudi-Arabien jedem Gläubigen nur alle fünf Jahre die Reise gestatten. Doch bis auf 53 ältere indische Pilger, die nach Angaben von "Arab News" vor Anstrengung gestorben sind, gab es in diesem Jahr keine Zwischenfälle. Saudi-Arabien hatte Millionen Dollar investiert, um Unfälle während der Pilgerfahrt zu vermeiden: Die Zelte sind klimatisiert und neuerdings feuerfest und Tausende unbewaffnete Soldaten säumen die Straßen, um Chaos zu vermeiden, aus der Luft wird der Menschenstrom per Hubschrauber überwacht. 1997 waren bei einem Feuer 343 Menschen gestorben, im Jahr darauf waren 118 Pilger zu Tode getrampelt worden.

Doch die große Pilgerfahrt, die jeder gesunde Muslim, der es sich leisten kann, einmal im Leben machen soll, bringt auch Geld in saudische Kassen. Da ist einmal die Grundgebühr von 160 Dollar, die jeder Pilger zu zahlen hat. Vor allem aber in den Hotels im Westen Saudi-Arabiens lassen die Reisenden schätzungsweise 27 Millionen Dollar. Reiseveranstalter bieten Komplett-Touren zwischen 1000 und 10 000 Dollar pro Person an. Doch auch in den Geschäften und Märkten von Mekka rollt der Taler: Die Pilger kaufen entsprechend der Tradition Geschenke für die Daheimgebliebenen: Datteln und Gebetsteppiche, aber auch Fernseher, Videorekorder und andere elektronische Waren.

Zur Pilgerfahrt gehört zudem das Schlachten eines Lammes: Dieses ist für umgerechnet 190 Mark zu haben. Der saudische Mufti Sheikh Abdellaziz bin Abdullah al Sheikh hat allerdings darauf hingewiesen, dass das Tieropfer, das in Erinnerung an Abraham dargebracht wird, der Gott seinen Sohn Isaac opfern wollte, keine Pflicht ist. Das sei lediglich eine Tradition, erklärte der Mufti - wohl auch im Hinblick auf die begrenzten finanziellen Mittel vieler Muslime.

Bei dem von Montag bis Mittwoch in der gesamten muslimischen Welt gefeierten Opferfest (Eid al-Adha) werden insgesamt schätzungsweise vier Millionen Tiere geschlachtet. Der saudische Geistliche widersprach allerdings harsch der Erklärung eines türkischen Kollegen, der seinen wirtschaftlich gebeutelten Landsleuten zugestanden hatte, sie könnten notfalls auch Hühner opfern. Dann lieber kein Tieropfer, heißt es aus der Hochburg des offiziellen Islam.

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