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Die Grenzwerte in Deutschland wurden so hoch angesetzt, dass bei einer Aschekonzentration wie im letzten Jahr keine Flüge ausfallen würden. Der Grímsvötn auf einem Satellitenbild der Nasa.

© AFP

Island: Der Staub des Vulkans

Der erneute Ausbruch eines Vulkans auf Island hat die Angst vor einer Wiederholung der Aschekrise des vergangenen Jahres geschürt. Doch Europas Flugverkehr wird kaum behindert werden.

Der erneute Ausbruch eines Vulkans auf Island hat die Angst vor einer Wiederholung der Aschekrise des vergangenen Jahres geschürt. Im April 2010 hatte die Aschewolke eine Woche lang weite Teile des europäischen Luftverkehrs lahmgelegt. Jetzt gehen Experten allerdings von einer anderen Situation aus. Seit Samstag spuckt der Grímsvötn große Mengen Asche in die Luft. Allerdings sind die Partikel größer als beim Ausbruch des Eyjaffjallajökull vor gut einem Jahr und sinken deshalb schneller zu Boden. Aufgrund der Windsituation wird der Hauptteil der Wolke außerdem derzeit nördlich an Skandinavien vorbeigeweht. So mussten gestern nur die isländischen Flughäfen sowie ein kleiner Luftraumbereich im Südosten von Grönland gesperrt werden. Allerdings strich eine schottische Airline vorsorglich alle Flüge. Und US-Präsident Barack Obama, derzeit auf Europatour, reiste vorsichtshalber schon am Montag von Dublin weiter nach London.

Es gibt nach Angaben der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol vorerst aber keine nennenswerte Beeinträchtigung des Luftverkehrs. Nach Berechnungen des zuständigen Vulkanasche-Zentrums in London besteht jedoch ein gewisses Risiko, dass Ausläufer der Aschewolke innerhalb der nächsten 48 Stunden Teile von Nordeuropa erreichen könnten. Nach einer Vorhersagekarte britischer Meteorologen steht sie bereits am Dienstagmorgen vor der schottischen Nordwestküste. Vorsorglich ist der von den europäischen Verkehrsministern nach der Aschekrise im vergangenen Jahr initiierte europäische Krisenkoordinationsstab einberufen worden.

„Nahezu keine Auswirkungen“ hatte der Vulkanausbruch gestern auf den Flugbetrieb der Lufthansa. „Wir müssen auf Flügen zwischen Europa und Nordamerika einen kleinen Umweg fliegen, holen das aber zeitlich wieder auf“, sagte Firmensprecher Thomas Jachnow. Die weitere Entwicklung beobachte man „konzentriert und interessiert“. „Wir beobachten die Situation und warten ab“, sagte auch Air-Berlin-Sprecherin Alexandra Bakir.

„Im Moment besteht keine Gefahr, aber wir wissen natürlich nicht, wie es in einigen Tagen aussieht“, erklärte Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung. Zumindest für die Bundesrepublik gelte die nach dem Vulkanausbruch im vergangenen Jahr festgelegte Drei-Stufen-Regelung. Bis zu einer Aschekonzentration von zwei Milligramm pro Kubikmeter Luft gibt es keine Flugbeschränkungen. Steigt der Wert auf bis zu unter vier Milligramm, darf weiter geflogen werden, wenn der jeweilige Hersteller der Triebwerke dies als unbedenklich bezeichnet hat. Erst ab vier Milligramm gilt ein generelles Flugverbot.

Diese Werte sind gestern vom Bundesverkehrsministerium verbindlich festgeschrieben worden. Da bisher kein Triebwerkshersteller die erforderlichen Nachweise erbracht hat, werden Flüge ab einer Konzentration von zwei Milligramm untersagt, sagte ein Sprecher. Gleichzeitig bekräftigte das Ministerium seine Forderung nach einer europäischen Regelung. Denn bisher ist nicht sichergestellt, dass alle EU-Staaten einheitlich verfahren.

Eine Sprecherin von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas sagte in Brüssel, es könne zu Beeinträchtigungen zunächst in Irland und Großbritannien kommen, man erwarte jedoch kein Chaos wie im April 2010. Sie räumte allerdings ein, dass man auf den erneuten Ausbruch nicht viel besser vorbereitet ist als vor einem Jahr.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hatte erst vor wenigen Wochen die endgültigen Ergebnisse seiner Messflüge aus dem Frühjahr 2010 veröffentlicht. Danach war der Wert von zwei Milligramm über der Bundesrepublik zu keinem Zeitpunkt überschritten worden. Aktuell bestehen noch keine Pläne für neue Messflüge. „Wir haben bisher keine Anforderung der Behörden“ sagte DLR-Sprecher Andreas Schütz dem Tagesspiegel. Dazu gebe es nach den bisherigen Vorhersagen der Meteorologen keine Notwendigkeit, hieß es im Verkehrsministerium.

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