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Diese antiken Stücke wurden auf dem Meeresboden bei Caesarea gefunden.

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Israel: Die Schätze von Caesarea

Immer wieder finden Taucher an der Küste Israels wertvolle Stücke aus der Antike. An kaum einem anderen Ort sind die Bedingungen dafür so gut wie in der Hafenstadt Caesarea.

Es ist wohl der Traum eines jeden Hobbytauchers: einmal dort unten am Meeresgrund auf einen Schatz zu stoßen. An der Küste Israels stehen die Chancen dafür gar nicht so schlecht. Wie am Montag bekannt wurde, haben Taucher im antiken Hafen von Caesarea nun wieder Schätze entdeckt: Diesmal sind es 1600 Jahre alte Artefakte. Ran Feinstein und Ofer Raanan stießen bereits vor dem Pessachfest Ende April bei einem Tauchgang auf Statuen, Goldmünzen und Überreste eines Handelsschiffes, das zur Zeit des späten Römischen Reiches wohl während eines Sturms an den Klippen zerschellte.

Sie fanden Anker aus Eisen und Holz, eine Bronzelampe mit dem Abbild des Sonnengottes Sol, eine Figur der Mondgöttin Luna, Fragmente einer überlebensgroßen Bronzestatue sowie zwei Metallklumpen bestehend aus tausenden Münzen, 20 Kilogramm schwer, in der Form eines Keramikgefäßes, in welchem sie transportiert wurden. All das lag bis vor wenigen Wochen verborgen am Meeresboden. Laut der israelischen Antiken-Behörde ist dies die größte Ansammlung von Unterwasser-Artefakten, die in den vergangenen 30 Jahren gefunden wurde. Aber nicht die einzige: Bereits im vergangenen Jahr stießen Taucher auf tausende Goldmünzen aus der Zeit der Fatimiden.

Die Bedingungen für die Schatzsuche sind an kaum einem anderen Ort so ideal wie im antiken Hafen von Caesarea, der zum Nationalpark gehört und zwischen den Küstenstädten Tel Aviv und Haifa liegt. „Es ist wohl eine der ganz wenigen archäologischen Fundstätten auf der Welt, in der ganz legal getaucht werden darf“, sagt Yaacov Shavit, Direktor der Abteilung für Meeresarchäologie der israelischen Antiken-Behörde. Anders als beispielsweise der Hafen von Akko, der fast doppelt so alt, aber eben nicht zugänglich sei. Der Hafen von Caesarea genoss einen hohen Status und war wichtig für den Handel während des Römischen Reiches – so beschreibt es die Antiken-Behörde.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Die Schifffahrer von damals lebten in einer Zeit, die entscheidend war für die Menschheit, auch weil das Christentum zur offiziellen Religion des Römischen Reiches wurde. Doch es war auch eine gefährliche Zeit: Bei Unwetter und Sturm konnte es passieren, dass ein- oder auslaufende Schiffe hier an die Felsen prallten und untergingen. Außerdem, sagt Shavit, haben Erosionen dazu geführt, dass auch Teile der antiken Stadt zerfielen und untergingen. In der Unterwasserwelt befänden sich noch viel mehr Schätze, bislang seien erst fünf Prozent der Stätte untersucht worden. Es sei also zu erwarten, dass Taucher immer mal wieder Antiquitäten entdecken.

Auch der Eingriff der Menschen in die Natur vor einigen Jahrzehnten hat dazu geführt, dass die Schätze heute leichter zugänglich sind. „In den 60er Jahren wurde viel Sand für den Häuserbau abgetragen, außerdem hat der Bau von Häfen dazu geführt, dass der Sand, der sich normalerweise von Süden nach Norden bewegt, nun blockiert wird“, erklärt Shavit. Weniger Sand also, der die Schätze verdeckt. Hinzu kommt, dass Wind immer mal wieder den noch vorhandenen Sand umherwirbelt und so die Schätze freilegt. Vor Pessach war genau das der Fall. „Wir wussten schon eine Weile, dass es an der Stelle etwas geben muss. Aber wir wollen nicht gegen die Natur kämpfen und den Sand wegschaffen, sondern warten, bis er irgendwann weggespült wird“, sagt Shavit.

In dem Nationalpark werden noch mehr Schätze vermutet.
In dem Nationalpark werden noch mehr Schätze vermutet.

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Die beiden Taucher hatten Glück, waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort – und haben dann auch das richtige getan: umgehend die Antiken-Behörde informiert. Diese kam sofort mit einem Taucherteam und ist seither auch mit Kollegen aus Spanien und Kroatien im Einsatz, um an der Fundstelle täglich weitere Artefakte zu bergen. „Nächste Woche kommen Kollegen der Universität von Rhode Island“, sagt Yaacov Shavit, der derzeit vor Ort ist und eng mit den Tauchkollegen des anliegenden „Tauchzentrum Alt-Caesarea“ zusammenarbeitet.

Die Zahl der potenziellen Schatzsucher nimmt zu. „Hunderte Taucher kommen an Samstagen aus ganz Israel hierher“, sagt Shavit. Für ihn und die Kollegen von der Antiken-Behörde stellt der Trend aber auch ein Problem dar: Soll man die Stätte schließen, um sie vor Schatzraub zu schützen – dadurch aber die Chance auf Funde verkleinern? „Das ist die große Frage“, sagt Shavit. „Aber wir ziehen es vor, die Taucher vorher aufzuklären, damit sie wissen, wie sie sich verhalten, und Funde sofort bei uns melden.“

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