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Italienische Presse: Benedetto als "neuer Lohengrin"

Der Vergleich mit dem Vorgänger war unausweichlich: Immer noch denken viele Italiener mit Wehmut an den "spielerischen" Johannes Paul II., der freudig in die Hände klatschte und mit großen Gesten die Massen bei den Weltjugendtagen bewegte.

Rom (19.08.2005, 11.52 Uhr) - Beim Köln-Besuch von Benedikt XVI. wird deshalb jeder Schritt, jedes Wort des neuen Pontifex minutiös verfolgt und haarklein analysiert. Er habe bei seiner Ankunft ja gar nicht den Boden geküsst, so wie Karol Wojtyla das zu tun pflegte, bemerkten italienische Beobachter gleich. Aber so sehr sich Kommentatoren von Rom bis Ravenna auch bemühen, Joseph Ratzinger als einen Papst zu charakterisieren, dem die großen Gesten fehlen - dass der Funke am Rhein übergesprungen ist, konnten sie freilich nicht verleugnen.

«Der Papst hat den Ton gewechselt. Die Gesten. Die Körpersprache. Wojtyla rief lautstark, Ratzinger hingegen spricht, flüstert zeitweise», umriss der «Corriere della Sera» am Freitag Benedikts Auftakt beim Weltjugendtag. Als feiner, feinfühliger Mann wird der Mann aus Bayern plötzlich beschrieben, nachdem er viele Jahre lang als unnachgiebiger Glaubenshüter von sich Reden gemacht hatte.

Zwar hatten die Italiener schon in den ersten Monaten seines Pontifikats die für viele überraschende Verwandlung des Deutschen in einen freundlichen, lächelnden Kirchenführer hautnah miterlebt. Aber Köln ist für die Gläubigen im katholischen Italien die eigentliche Feuerprobe: «Hier auf dem Rhein erhält Papst Ratzinger seine zweite Taufe. Das Bild des harten Kardinals verschwindet und es taucht das Gesicht eines Papstes auf, der sanftmütig ist», brachte es «La Repubblica» auf den Punkt.

Vielleicht ist da auch ein bisschen Eifersucht im Spiel - schließlich wird in Italien nur zu gerne betont, dass «Benedetto» ja eigentlich gar kein Fremder, sondern nach über 20 Jahren im Vatikan fast schon ein Einheimischer ist. Jetzt ist der Papst in Deutschland, in seiner Heimat, wo er in seiner Muttersprache reden kann und von den Menschen ebenso als «einer der ihren» gefeiert wird wie in Italien.

Und da verliert der «Papst der Worte und des feinfühligen Intellekts» irgendwie seine Romanität: Von einem «wagnerianischen Einzug in die Stadt» war da mit Blick auf Ratzingers Schiffstour auf dem Rhein die Rede, ja gar vom Papst «als neuem Lohengrin». Dennoch: Selbst in seinem Vaterland Deutschland habe Benedikt den wärmsten Beifall von italienischen Jugendlichen bekommen, bemerkten Italiens Vatikanisten. (tso)

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