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Jan Philipp Reemtsma

© dpa

Jan Philipp Reemtsma: Neue Spur zum Lösegeld der Entführer

Wo sind die Millionen aus dem Lösegeld der Reemtsma-Entführung geblieben? Dieses Geheimnis versuchen Fahnder seit Jahren zu lüften. Nun gibt es eine neue Spur. Sie führt in die Szene der Hells Angels von Frankfurt.

Fast 20 nach der Entführung von Jan Philipp Reemtsma verfolgen Fahnder eine neue Spur zu dem Millionen-Lösegeld. Nach monatelangen Ermittlungen sei am vergangenen Mittwoch in Aachen und auf Mallorca ein Geschwisterpaar festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Aachener Staatsanwaltschaft am Sonntag.

Das Lösegeld aus der Entführung von Jan Philipp Reemtsma wurde gewaschen

Der auf der Balearen-Insel festgesetzte Hauptverdächtige, ein 62 Jahre alter Mann, soll demnach Mitglieder aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu erpresst haben, die Summen „in Millionenhöhe“ aus Teilen des Reemtsma-Lösegelds „gewaschen“ hätten. Die mutmaßlichen Geldwäscher seien Mitglieder des „Chapters Westend“ der Rockergruppe Hells Angels. Dem 62-Jährigen werde gewerbsmäßige Erpressung vorgeworfen, sagte der Justizsprecher. Der Verdacht laute, dass der Mann durch sein Wissen „seinen Lebensunterhalt mit den Erpressungen verdient“ habe. Er sei aber keine Mitglied der Hells Angels. Der Hauptverdächtige soll demnächst aus Mallorca nach Deutschland überstellt werden.

Spanische Polizei und das Bundeskriminalamt arbeiten zusammen

Zur Rolle der in Aachen festgenommenen Schwester des 62-Jährigen gab es keine näheren Angaben. In Aachen war Ende 2008 ein Komplize des Reemtsma-Entführers wegen Geldwäsche von Lösegeld-Millionen zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Er soll der Kopf einer Geldwäscher-Bande gewesen sein. Damals ging es unter anderem um eine Summe von sechs Millionen Schweizer Franken, deren Spur sich in einer komplizierten Geldübergabe-Aktion über mehrere Länder aber verlor. Das verdächtige Geschwisterpaar wurde nach Angaben der spanischen Polizei bei Ermittlungen gegen Mitglieder der Hells Angels festgenommen. Die spanische Polizei verwies in einer Mitteilung darauf, dass die Ermittlungen zusammen mit dem Bundeskriminalamt geführt worden seien. Die „Bild“-Zeitung hatte berichtet, die großangelegte Operation sei in Spanien unter dem Decknamen „Big Man„ und in Deutschland unter „Black Mail“ gelaufen.

Der Reemtsma-Entführer war im Oktober vergangenen Jahres nach mehr als 15 Jahren aus der Haft entlassen worden. Zusammen mit Komplizen hatte er im Frühjahr 1996 den damals 43 Jahre alten Millionen-Erben Reemtsma vor dessen Haus in Hamburg überwältigt. Viereinhalb Wochen lang hielten sie Reemtsma angekettet in einem Verlies bei Bremen fest. Gegen ein Rekordlösegeld von damals 15 Millionen Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken kam Reemtsma schließlich frei.
Umgerechnet wären das heute mehr als 15 Millionen Euro.
Von der Beute tauchte bisher nur ein Bruchteil auf. Das meiste Geld sei verbraucht oder durch Fehlinvestitionen verloren gegangen, behaupteten Komplizen. Dagegen vermuteten Ermittler schon vor Jahren, ein großer Teil des Geldes werde im Ausland gewaschen und fließe dann zurück. (dpa)

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