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Panorama: Japan geht schwanger

Tokio - Als Prinzessin Kiko, 39-jährige Frau des jüngsten japanischen Prinzen Akishino, am Mittwoch im blauen Kostüm zu ihrem offiziellen Termin bei einer Tuberkulose-Aufklärungsveranstaltung eintraf, brach tosender Applaus los. Am Abend zuvor hatte der Hof zaghaft das ungeheure Gerücht bestätigt: Prinzessin Kiko ist schwanger.

Tokio - Als Prinzessin Kiko, 39-jährige Frau des jüngsten japanischen Prinzen Akishino, am Mittwoch im blauen Kostüm zu ihrem offiziellen Termin bei einer Tuberkulose-Aufklärungsveranstaltung eintraf, brach tosender Applaus los. Am Abend zuvor hatte der Hof zaghaft das ungeheure Gerücht bestätigt: Prinzessin Kiko ist schwanger. Jetzt ist ganz Japan guter Hoffnung. Zeitungen druckten Sonderausgaben, sofort stiegen die Aktien von Babyausstattern um zehn Prozent.

Und wird Kikos Kind ein Junge, ist auch das seit Jahren schwelende Problem der Thronfolge erst einmal vom Tisch. Gerade erst war ein eigens eingesetzter Ausschuss nach zehnmonatigen Beratungen zu dem Schluss gekommen, man müsse das Hofgesetz von 1947 ändern, nach dem nur männliche Nachkommen den 2000 Jahre alten Chrysanthementhron besteigen dürfen, und künftig auch Frauen als Kaiserinnen zulassen. 1965 wurde bei Hofe mit Prinz Akishino der letzte männliche Erbe geboren – seit 40 Jahren gab es „nur“ Töchter zu verzeichnen.

Prinzessin Masako, die Frau des Kronprinzen Naruhito, war unter dem Druck, einen Erben produzieren zu müssen, gar in Depressionen verfallen – das Paar hatte nur seine vierjährige Tochter Aiko präsentieren können. Nach einer Gesetzesnovelle, die Ministerpräsident Koizumi bis Juni verabschiedet sehen wollte, hätte sie Kaiserin werden können. Umfragen zufolge standen 80 Prozent der Japaner hinter dieser Entscheidung. Dennoch wurde von Konservativen sogar die Wiedereinführung von Konkubinen vorgeschlagen, von außerehelichen Geliebten des Kaisers, um für männlichen Nachwuchs zu sorgen.

Das Parlament applaudierte jetzt, als die Nachricht von der Schwangerschaft kam – Koizumi zeigte sich überrascht. Während die oppositionelle Demokratische Partei sowie alle Nationalisten sofort davon sprachen, man dürfe die Gesetzesnovelle jetzt nicht mehr übereilt auf den Weg schicken, sondern müsse abwarten, ob Kikos Kind ein Junge werde, blieb Koizumi zunächst dabei, das Gesetz durchbringen zu wollen. Am Donnerstag machte er einen Rückzieher. Kaiserin und Kaiser drückten indes ihre Freude über das zu erwartende vierte Enkelkind aus; Kaiser Naruhito und seine Frau Masako schweigen derweil.

Silke Pfersdorf

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