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Die japanische Atomaufsicht sieht nicht die Gefahr eines zweiten Tschernobyls. Bilder und Informationen aus dem japanischen AKW Fukushima sind aber nach wie vor alles andere als beruhigend.

© Reuters

Update

Japanisches AKW: Lage im Fukushima-Reaktor spitzt sich weiter zu

In Japan stehen drei Reaktorblöcke auf der Kippe. Erneut kam es zu einer Explosion, zeitweise waren die heißen Uranbrennstäbe ohne Kühlung. Für den Dienstag sagen Meteorologen einen "kritischen Tag" vorher.

Japan kämpft verzweifelt gegen eine drohend Kernschmelze in drei Atomreaktoren. Drei Tage nach dem Erdbeben verschärfte sich die Lage an den beschädigten Reaktoren weiter: In der Unglücksanlage Fukushima Eins stieg nach Angaben des Kraftwerksbetreibers die radioaktive Strahlung. Die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, die Brennstäbe im Reaktorblock 2 seien zeitweise ohne jedes Kühlwasser gewesen. Nun drohe bereits in drei Reaktoren eine Kernschmelze, erklärte die Regierung. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien sagte, bisher sei dies aber noch nicht eingetreten.

Den Fukushima-Reaktor 3 hatte zuvor eine Explosion erschüttert. Beschäftigte wurden radioaktiv verstrahlt. Am Haupttor des Kraftwerks Fukushima Eins stieg die Strahlung am Abend mit 3100 Mikrosievert auf das Doppelte des zuvor gemessenen Maximums - bei einer Röntgenaufnahme des Oberkörpers sind es rund 80 Mikrosievert. Am Samstag hatte bereits eine Explosion ein Gebäude am Reaktorblock 1 zerstört. Auch in den Atomkraftwerken Fukushima Zwei, Onagawa und Tokai gab es am Montag ernste Probleme.

In Teilen des Landes werden Strom, Lebensmittel und Kraftstoff knapp, auch in Tokio. Vor Supermärkten und Tankstellen bildeten sich lange Schlangen. Die Behörden zählten seit dem Erdbeben und den Riesenwellen vom Freitag 5000 Tote und namentlich bekannte Vermisste. 550 000 Menschen suchten Zuflucht in Auffanglagern. Andere setzten sich nach Süden ab, weg vom Ort der Atom-Störfälle.

Der Strom dürfte in der asiatischen Industrienation über Wochen rationiert sein. Die Menschen müssen sich für lange Zeit auf Lieferprobleme und Abschaltungen einstellen. Die Rationierung in der Stromversorgung werde mindestens bis Ende April dauern, berichtete die Agentur Kyodo unter Berufung auf den Elektrizitätsversorger Tepco.

An der Börse von Tokio brachen die Kurse am Montag nach dem Erdbeben massiv ein. Europas Börsenhändler trotzten dem Sog der dortigen Panikverkäufe indes weitgehend. Die japanische Notenbank stellte den Banken eine Rekordsumme von 15 Billionen Yen (rund 130 Milliarden Euro) an kurzfristiger Notfall-Liquidität zur Verfügung.

Die US-Marine setzte den Hilfseinsatz ihrer Schiffe vor der japanischen Küste wegen einer leichten Verstrahlung vorübergehend aus. In der Umgebung, an Hubschraubern und bei ihren Besatzungsmitgliedern sei eine geringe Dosis Radioaktivität festgestellt worden, teilte die US-Marine mit. Der Flugzeugträger „USS Ronald Reagan“ und andere Schiffe der Siebten Flotte seien abgedreht, um nicht mehr dem Wind aus Richtung Fukushima ausgesetzt zu sein. In der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) nahm das US-Militär die Aktion dann wieder auf.

Beim Wetter könnte der Dienstag für Japan ein „kritischer Tag“ werden, sagte der Meteorologe Martin Jonas vom Deutschen Wetterdienst (DWD). In der Nacht zum Dienstag und im Laufe des Tages drehe der Wind aus West in nördliche bis nordöstliche Richtung. Der Nordwind könnte radioaktive Substanzen vom Atomkraftwerk Fukushima nach Tokio transportieren.(dpa)

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