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Jugendgewalt: Totschlag aus Frust - 16-Jähriger gesteht

Ein 16 Jahre alter Jugendlicher hat einen 48-jährigen Mann in Halle an der Saale zu Tode geprügelt. Sachsen-Anhalts Innenminister ist von der Brutalität der Tat erschrocken. In diesem Jahr gab es in dem Bundesland schon mehrere ähnliche Verbrechen.

Gegen den jungen Mann sei am Mittwoch Haftbefehl wegen Totschlags erlassen worden, teilte die Staatsanwaltschaft Halle auf Anfrage mit. Der Jugendliche befinde sich inzwischen in Untersuchungshaft und habe die Tat gestanden. Er sei bereits einschlägig wegen Körperverletzungsdelikten vorbestraft. Die Staatsanwaltschaft Halle will unterdessen prüfen, warum die Polizei den Verdächtigen erst drei Tage nach der Tat festgenommen hat. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) bezeichnete die Brutalität solcher Taten als erschreckend. Der Sprecher der Opferschutzorganisation Weißer Ring, Veit Schiemann, forderte eine konsequentere Anwendung des Jugendstrafrechts.

Das Opfer war am Dienstag an den Folgen der Verletzungen gestorben, die ihm der Jugendliche am Samstagabend zugefügt hatte. Den Angaben zufolge schlug der 16-Jährige vor einer Kaufhalle in dem Plattenbaugebiet Silberhöhe, das als Problemstadtteil gilt, dem Mann zunächst ohne erkennbaren Anlass ins Gesicht. Dabei ging das Opfer zu Boden. Der 16-Jährige trat daraufhin mehrfach mit dem Fuß gegen den Kopf des Mannes. Zeugen benachrichtigten die Polizei. Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er am Dienstag starb.

Frustriert wegen eines Streits

Einem Polizeisprecher zufolge hat der 16-Jährige die Tatvorwürfe eingeräumt. Er sei wegen eines vorhergehenden Streits mit Bekannten frustriert gewesen und habe daraufhin auf den Mann eingeschlagen. Der Tatverdächtige war laut Polizei nicht betrunken. Derzeit werden den Angaben zufolge Zeugen zum Tathergang gehört. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Halle, Klaus Wiechmann, sagte, es werde geprüft, warum die Polizei den Tatverdächtigen nicht schon am Samstag festgenommen hatte. Nach bisherigen Erkenntnissen sei das Verhalten der Beamten nicht korrekt.

Hövelmann sagte: "Die Brutalität, die in dieser Tat und ähnlichen Vorfällen an den Tag gelegt wird, ist erschreckend". Zugleich betonte er die Verantwortung von Strafverfolgungsbehörden und Gerichten. Es müsse schnell und unmissverständlich deutlich gemacht werden, wie die Antwort der Gesellschaft auf solche Gewaltexzesse aussehe. Schiemann forderte, das Jugendstrafrecht müsse konsequenter angewandt und "anders akzentuiert" werden als bisher. Es dürfe nicht sein, dass nur rund 20 Prozent der Jugendlichen, die schwere Straftaten begangen haben, überhaupt bestraft werden.

In diesem Jahr gab es in Sachsen-Anhalt bereits mehrere brutale Verbrechen. Anfang des Jahres hatte ein gerade 18-Jähriger eine 54 Jahre alte Frau in Hettstedt durch Schläge und Fußtritte zu Tode geprügelt. Mitte August soll ein 20-jähriger Mann aus Greppin eine 72-jährige Frau grundlos zu Boden getreten und mit Tritten tödlich verletzt haben. Im selben Monat wurde ein 20-jähriger rechter Gewalttäter verhaftet, weil er einen Gleichaltrigen in Magdeburg getötet haben soll.

Carolin Bauer, Ramona Köhler[ddp]

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