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Kältewelle: Obdachlose in Frankreich erfroren

In Frankreich sind zwei Obdachlose durch die Kälte umgekommen. Unterdessen befürchten die dortigen Energieversorger weitere Stromausfälle. Dann würden auch die in Frankreich weit verbreiteten Elektroheizungen nicht mehr funktionieren.

Bei der Kältewelle in Frankreich sind zwei Menschen gestorben. Ein obdachloser Mann zwischen 40 und 50 Jahren sei erfroren in einem Keller eines Gebäudes in Bobigny bei Paris entdeckt worden, teilte die Polizei mit. In Lille wurde laut Feuerwehr ein 32-jähriger Obdachloser tot in einem Park entdeckt. Auch er sei wahrscheinlich durch die Kälte umgekommen.

Der ungewöhnliche Schneefall im Süden des Landes sorgte am Donnerstag weiter für starke Behinderungen. In Marseille und Umgebung blieben Schulen geschlossen, weil Schulbusse nicht fahren konnten. 10.000 Haushalte waren im Gebiet um Frankreichs zweitgrößte Stadt weiter ohne Strom. 2600 Menschen mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen, weil sie mit ihren Autos auf ungeräumten Straßen steckengeblieben waren oder ihre Flüge vom gesperrten Airport von Marseille nicht antreten konnten. Auch der Flughafen von Toulouse sollte noch bis zum Mittag geschlossen bleiben.

Grüne: Versorgungskrise hausgemacht

Wegen der Kältewelle und einer starken Verbreitung von Elektroheizungen befürchten die Energieversorger in Frankreich inzwischen Stromausfälle. Es könne "lokale oder nationale Knappheit geben, wenn der Verbrauch die Kapazitäten unseres Hochspannungsnetzes übersteigt", sagte der Chef des Stromriesen EDF, Pierre Gadonneix, der Zeitung "Le Parisien" . "Derzeit klappt es noch, aber wenn es noch ein bisschen kälter wird, sind wir vor einem Lastabfall nicht sicher. Das würde heißen, bestimmten Kunden für kurze Zeit den Strom abzustellen, um die Knappheit zu verteilen."

Am Mittwochabend hat der französische Stromverbrauch den dritten Rekord in Folge erreicht. Landesweit wurden 92.400 Megawatt benötigt, um die Nachfrage zu befriedigen, wie der Stromnetzbetreiber RTE mitteilte. In Frankreich heizen rund 30 Prozent der Haushalte mit Strom, der vor allem aus den Atomkraftwerken des Landes stammt.

Die französischen Grünen bezeichneten die drohende Versorgungskrise als hausgemacht. "Das ist eine der Perversionen des Atomsystems: Um die Überproduktion von EDF zu verbrauchen, wurden massiv Elektroheizungen in Frankreich eingeführt", erklärte die Partei. Wenn es dann zu einer Kältewelle komme, "übersteigt die Nachfrage das Angebot, und EDF muss alte Heizöl-Kraftwerke zuschalten und Strom aus Deutschland importieren, das bei Kohlekraftwerken an der Spitze steht." Letztlich sei die Atomstromheizung damit deutlich belastender für die Umwelt als behauptet. (jg/AFP)

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