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Panorama: Kamelle und Strüssje in Hülle und Fülle

Bei strahlendem Wetter feierten am Rosenmontag Millionen Karnevalisten an Rhein und MainVON DOMINIK NOURNEYSonnenschein fast im gesamten Bundesgebiet hat den Jecken am Rosenmontag den Rücken gewärmt und die Laune so richtig gehoben.Mehr als drei Millionen Menschen haben an Rhein und Main Karneval gefeiert.

Bei strahlendem Wetter feierten am Rosenmontag Millionen Karnevalisten an Rhein und MainVON DOMINIK NOURNEYSonnenschein fast im gesamten Bundesgebiet hat den Jecken am Rosenmontag den Rücken gewärmt und die Laune so richtig gehoben.Mehr als drei Millionen Menschen haben an Rhein und Main Karneval gefeiert.Alt und Jung, Dick und Dünn tummelte sich in wilden Kostümen in allen Städten und Dörfern, die der fünften Jahreszeit unterliegen.Alterprobte Karnevalisten waren mit Bollerwagen für die Kinder oder/und dem Pittermännchen (für Nichtrheinländer an Spree und anderswo: Fässchen Bier) unterwegs.Wer richtig gut organisiert war, hatte eine Leiter zu Hand, um einen Blick auf die Beine der Funkenmariechen zu werfen oder um einen besseren Zugriff auf Kamelle, und Strüssje (Blumensträuße) zu haben.Allein in Köln wurden über 140 Tonnen Bonbons, 700 000 Tafeln Schokolade und 220 000 Strüssje von den 77 Karnevalswagen in die johlende Menge geworfen.Die Rheinmetropole wollte sich nicht lumpen lassen, hatte sie doch 750jähriges Domjubiläum und das 175jährige Bestehen des Kölner Festtagskomitees zu feiern.So lautete denn auch das Karnevalsmotto: "Fastelovend und Dom im Jubiläumsfieber" während die Düsseldorfer zu "Mer trekke all an eene Strang" aufriefen. Wer gekommen war, um schadenfroh das "Politikerveräppeln" zu genießen, kam auch auf seine Kosten: In Köln ging die Warnung vor den Wegelagerern um, als ein vermummter Theo Waigel auf einem Wagen die Jubiläumssteuer abkassierte.Verzweifelt wurde ein Entfesselungskünstler für den im Reformstau gefangenen Bundesadler gesucht.Während US-Präsident noch die Freiheitsstatue begrabschte, war es den BSE-Kühen "Wurst", was aus ihnen wird.In Düsseldorf hielt Landesvater Johannes Rau seinen Zögling Wolfgang Clement an den Hosenträgern von der Gipfelspitze zurück, während Medienmagnat Leo Kirch in Mainz die eine Hand in den Pay-TV- Fernseher steckte und mit der anderen vergnügt den Deutschen Michel quetschte - frei nach dem Motto: "ich drück Dich"! Im monatelang schwelenden "Busenkampf" zeigten die Düsseldorfer den prüden Kölnern mit einem riesigen Pappbusen-Wagen wo es lang geht und was von karnevalistischen Sittengeboten zu halten ist. Die Hochburgen der schwäbisch-alemannischen Fasnet zwischen Bodensee und Schwarzwald waren seit den frühen Morgenstunden fest in der Hand von Hexen, Hansele und Fedrahannes.Mit ihren holzgeschnitzten Masken und farbenprächtigen Kostümen gaben sie bei der traditionellen Straßenfasnet den Ton an und trieben ihren Schabernack mit den Zuschauern. Schlechtes Wetter und ein wenig Regen hatten einzig die Narren in Rottweiler.Der Rottweiler Narrensprung ist der Höhepunkt der schwäbisch-alemannischen Fasnet.Punkt 08.00 Uhr waren rund 3.000 Hästräger angetreten, um unter den begeisterten Blicken mehrerer tausend Zuschauer durch den gotischen Torbogen des Schwarzen Tores der ehemaligen Reichsstadt zu springen und damit symbolisch den Kampf mit dem Winter-Dämon anzutreten.Da der Dämon dieses Jahr nicht besonders hartnäckig war, machte es auch nichts, daß die Sprünge auf den langen Stangen wegen der Gefahr auszurutschen, etwas vorsichtiger als sonst ausfielen. Bei all dem närrischen Treiben gab es aber auch von Vernunft getragenes Engagement. So hat die Verbraucher-Zentrale Sachsens in Leipzig vor heimtückischen Wurfgeschossen von Karnevals-Festwagen gewarnt.Die von den Wagen oft mit großer Geschwindigkeit heruntergeschleuderten Süßigkeiten könnten schmerzhafte Folgen haben.So habe beispielsweise ein Bonbon das Gebiß eines Jecken getroffen.Einer seiner vorderen Zähne sei dabei abgebrochen. Vor Gericht forderte das "Karnevalsopfer" Schadenersatz und Schmerzensgeld von dem wurffreudigen Veranstalter, wie die Verbraucher-Zentrale berichtete.Doch das Landgericht Trier habe ihm mit einem Urteil aus dem Jahr 1994 einen Strich durch die Rechnung gemacht: Weder die Wucht, mit der die Bonbons im närrischen Volk landeten, noch das fehlende Absperrgitter seien für die Richter ein Grund gewesen, dem Kläger Recht zu geben.Dieser habe mit kleineren Wurfgeschossen zu rechnen gehabt, wenn er Festivitäten dieser Art besuche, hieß es.

DOMINIK NOURNEY

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