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Panorama: Kampf um Troja

Im Gelehrten-Streit um die Bedeutung des antiken Troja zeichnet sich zwischen den Kontrahenten, dem Archäologen Manfred Korfmann und dem Althistoriker Frank Kolb, keine Annäherung ab. Im Gegenteil.

Im Gelehrten-Streit um die Bedeutung des antiken Troja zeichnet sich zwischen den Kontrahenten, dem Archäologen Manfred Korfmann und dem Althistoriker Frank Kolb, keine Annäherung ab. Im Gegenteil. Zum Ende eines Symposiums in Tübingen bestritt Kolb am Samstag, dass der sagenumwobene Ort in Westanatolien ein mächtiges Handelszentrum gewesen sei. Korfmann beharrte dagegen darauf, er habe in den Ruinen einer reichen Metropole gegraben. Die Kontroverse hatte im Zusammenhang mit der vielbeachteten Ausstellung "Troia - Traum und Wirklichkeit" auch ein breiteres Publikum beschäftigt.

"Spätbronzezeitliche Handelsbeziehungen spielten bei Troja so gut wie keine Rolle - außer bei Herrn Korfmann", sagte Kolb. Kolb zählte zahlreiche Bodenschätze und Handwerksgüter auf, die offenbar nicht massenhaft in Troja umgeschlagen worden seien. Es gebe auch keine aussagekräftigen Funde für einen intensiven Austausch mit Völkern am Schwarzen Meer. Die Siedlungsstrukturen von Troja seien landwirtschafts- und nicht handelsbezogen gewesen. Produktionsstätten hätten nur für den Eigenbedarf bestanden.

Korfmann dagegen verwies auf einen bedeutenden Vertrag mit den Hethitern. Er führte Funde ins Feld, nach denen Troja sehr wohl Handelsbeziehungen mit dem europäischen Raum unterhalten habe. Schon am Vortag hatte der Archäologe bei seinen Gegnern den "Versuch des Rufmordes" gewittert. Es gebe nur "höchst extreme Behauptungen" über einen angeblichen Ort dritter Klasse, sagte Korfmann. Die Aufregung der Kritiker über seine Thesen sei ungerechtfertigt. Kolb beharrte jedoch darauf, sein Kollege biete anstelle von Befunden "Blendwerk" und "maßlose Übertreibungen".

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