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Wulff

© dpa

Karneval: Die Narren übernehmen das Kommando

Bei klirrender Kälte wurde mit der Weiberfastnacht die heiße Phase des Karnevals eingeläutet.

Köln/Düsseldorf/Mainz - Frohsinn gegen Frost: Bei klirrender Kälte haben am Donnerstag zehntausende Narren in vielen deutschen Städten das Kommando für die tollen Tage übernommen. Mit der Weiberfastnacht gaben die Jecken den Startschuss für den Straßenkarneval und läuteten die heiße Phase des Karnevals ein.

In den rheinischen Hochburgen stürmten verkleidete Frauen die Rathäuser und rückten den Herren und ihren Krawatten zu Leibe. In Köln verkündete das Dreigestirn um 11.11 Uhr offiziell den Höhepunkt der verrückten Jahreszeit. In Düsseldorf kapitulierte Oberbürgermeister Dirk Elbers vor den Weibern – und übergab ihnen Rathausschlüssel und Macht.

Auch in Mainz versammelten sich die Weiber pünktlich, mit Scheren bewaffnet, am Fastnachtsbrunnen in der Innenstadt. In Baden-Württemberg erreichte die schwäbisch-alemannische Fastnacht ihren Höhepunkt. Am „Schmotzigen Dunschtig“ (von Schmotz = Schmalz) wurden in vielen Orten Schulen und Kindergärten befreit und Rathäuser erobert. Fanfarenzüge und Musikkapellen sorgten schon seit 6 Uhr für Stimmung.

In Wittlich in der Südeifel zogen die Weiber über eine Leiter in zehn Meter Höhe in das Gebäude der Stadtoberen ein. Der Stadtbürgermeister und mehrere Ratsmitglieder wurden am Strick zum Marktplatz geführt, wo ihnen der Schlips gekürzt wurde. In Bonn riefen die Waschweiber um 12 Uhr im rechtsrheinischen Beuel zur Attacke aufs Rathaus, angeführt von Wäscherprinzessin Lara I.

Vielerorts schunkelten sich die Jecken schon seit dem Morgen warm, tanzten und „bützten“. Die Närrinnen – je nach Region auch „Möhnen“ oder „Wiever“ genannt – machten überall kurzen Prozess mit deren Krawatten. In den Karnevalshochburgen machten die meisten Behörden und Unternehmen spätestens um 11.11 Uhr dicht – um dem wilden Treiben noch zu entkommen oder um kräftig mitzufeiern. Gegen Minusgrade und mancherorts auch Schneefall wappneten sich viele Narren mit molligen Ganzkörperkostümen. An einigen zentralen Plätzen war der Trubel allerdings überschaubarer als in den Vorjahren. In Köln galt in einigen Innenstadtzonen ein Glasverbot. Dagegen ist das Rauchverbot in Kneipen und Sälen in NRW für die närrischen Tage außer Kraft gesetzt.

Die Weiberfastnacht geht auf den seit dem 14. Jahrhundert bekannten Brauch zurück, dass in Städten die Ehefrauen der ratsfähigen Familien, zuweilen auch Witwen und Jungfrauen, zu einem eigenen Mahl und Tanz geladen wurden. Später veranstalteten Frauen selbst Feste mit heiterem Zeremoniell und befristetem Recht, Männern zu befehlen.dpa/ddp

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