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Der Saumagen-Orden der Karneval- und Tanzsport-Gesellschaft Schlotte.

© dpa

Karneval: Von Saumagen- und Eselsorden

Früher haben die Jecken mit ihren Karnevalsorden die Preußen veräppelt. Heute machen sie mit ihren Orden manchen Promi zum Narren oder zum Esel. Aber in Köln ist sowieso alles anders.

„Mutter Beimer“-Darstellerin Marie-Luise Marjan ist immer noch stolz auf ihren Saumagen-Orden. Elf Jahre nach der Verleihung. Und sie kann immer noch schwärmen: „Das ist der wertvollste, wunderbarste Karnevalsorden der ganzen Bundesrepublik.“ Fast ein Kilo Rosenquarz in Form eines Saumagens an einer silbernen Kette - ja wo gibt's denn das sonst noch? Der „Saumagen“ liegt bei ihr Zuhause in der Vitrine. „Das ist ein richtig wertvolles Stück“, schwärmt die Wahl-Kölnerin von dem Karnevalsorden aus dem pfälzischen Schifferstadt.

Saumagen für Frank Elstner

Bei Saumagen denken ja immer alle an den Altkanzler Helmut Kohl. Die Schauspielerin Marjan hat den Orden für ihr künstlerisches Wirken und für ihr Engagement als Unicef-Botschafterin bekommen. Vor ein paar Tagen war Frank Elstner dran, für seine jahrzehntelange Kreativität bei der Schaffung informativer, erfreuender und fröhlich machender Unterhaltungssendungen.

Die ersten Karnevalsorden kamen nach der Reformation des Karnevals 1823 durch die Preußen auf und hatten politische Aussagekraft. Die freiheitlich denkenden Kölner spießten mit ihren Ordensverleihungen das militärische Gehabe der Preußen auf. „Das ist in dieser Zeit eine kleine politische Provokation, eine Persiflage des preußischen Militärs“, sagt die Bonner Volkskundlerin Dagmar Hänel. Die Kölner verleihen Orden nur als Dankeschön und Sympathiebeweis.

Sonderorden wie der närrischen Saumagen? „In Köln machen wir das nicht. Wir brauchen das nicht“, sagt Sigrid Krebs vom Festkomitee Kölner Karneval. In anderen Regionen würden ja manchmal Anlässe geschaffen, um den eigenen Karneval etwas populärer zu machen, sagt die Sprecherin von über 100 Karnevalsgesellschaften.

Wider den tierischen Ernst

Mit seinem Orden wider den tierischen Ernst steht der Aachener Karneval auch mal bundesweit im Rampenlicht. Die Aachener sind dann im Fernsehen, sogar im Ersten Programm. Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer bekommt am 31. Januar den Orden, für ihren Humor.

Der Ursprung des Ordens geht auf die schöne Geschichte eines späten Kriegsheimkehrers zurück, der in Aachen einen belgischen Besatzungssoldaten vermöbelt hatte. Ein britischer Militärstaatsanwalt sorgte dafür, dass der arme Kerl über Karneval aus dem Gefängnis kam und feiern konnte. James A. Dugdale bekam dafür den ersten Orden wider den tierischen Ernst.

Es gibt auch wenig charmante Orden und Titel: Mit Verleihung des Eselsorden werden am Niederrhein nordrhein-westfälische Promis zum Esel von Wesel gekürt - am Karnevalssonntag trifft es den nordrhein-westfälischen Verkehrsminister Michael Groschek (SPD). Und wer möchte sich schon mit dem Schlappmaulorden brüsten, der im unterfränkischen Kitzingen verliehen wird? Sportmoderator Waldemar Hartmann bekommt ihn für sein lockeres Mundwerk.

In Köln sind nur drei Orden herausragend. Und die werden als dickes Dankeschön und ohne Hintergedanken verliehen: Die Verdienstorden des Festkomitees Kölner Karneval in Silber, Gold und in Gold mit Brillanten. Echte Brillanten, wie die Sprecherin der Vereine Sigrid Krebs versichert. „Die Orden sind für Leute, die wie kleine Rädchen im Uhrwerk dafür sorgen, dass der Karneval rund läuft“, sagt sie.
Auf die Extra-Orden der anderen reagiert Krebs mit Gelassenheit: „Jeck loß Jeck elans - jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden.“ (dpa)

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