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Neuer Stadtteil im Ikea-Stil. Die Computeranimation zeigt das Ikea-Projekt im Osten von London, mit Büros, Geschäften und Wohnungen.

© dpa

Kaufst du noch, oder wohnst du schon?: Ikea plant in Europa Billighotels, Studentenwohnheime und ganze Stadtteile

Ikea will europaweit Studentenwohnungen, Budget-Hotels und ganze Stadtteile mit Büros und Wohnungen bauen und vermieten. Deutschland gilt als Hauptziel. Erste deutsche Ikea-Billighotels sollen schon 2013 fertig sein. In London wird zudem ein ganzer Stadtteil gebaut.

Bei Ikea soll man bald nicht nur preiswerte Möbel kaufen, man soll auch gleich kostengünstig wohnen können. Dazu will der Konzern sich in drei Sparten engagieren. Zum einen will er Studentenwohnungen und Billighotels bauen, aber auch die Errichtung ganzer Stadtteile ist geplant. In Osten Londons steht ein zehn Hektar großes Projekt mit 1200 Wohnungen und Büros bereits vor der Realisierung. Auch in Hamburg soll Ikea auf der Suche nach einer etwa fünf Hektar großen Fläche sein, um dort Wohnungen, Büros, Praxen, Hotels, Schulen und Geschäfte zu errichten. Dies meldete das „Hamburger Abendblatt” und beruft sich auf den Chef der Immobiliensparte „Inter Ikea”, Harald Müller. Mit Ausnahme der FDP hatten Hamburger Stadtpolitiker überwiegend kritisch auf die Idee eines neuen Ikea-Stadtteiles reagiert. Ikea dementierte dann auch gleich, die ganze Idee sei ein Missverständnis. Bislang habe Ikea lediglich konkrete Pläne für London. Dort sei man aber schon weit gekommen.

Wenn es keine ganzen Stadtteile sein dürfen, sollen aber doch Hotels und Studentenwohnungen gebaut werden, wie Müller bereits vor einigen Tagen der schwedischen Presse sagte. Zur Speerspitze der Strategie gehören zentral gelegene Niedrigpreishotels in europäischen Metropolen, auch in Deutschland. Die Sparte gilt derzeit als besonders schnell wachsendes Segment im Fremdenverkehrsgeschäft. Daher hat der Möbeldiscounter offenbar seine Scouts losgeschickt, sich nach geeigneten Flächen umzusehen – kein leichtes Unterfangen, sind größere Grundstücke gerade in Citylage doch knapp und auch bei anderen Investoren begehrt. Bei der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung zeigte man sich verwundert. Bisher sei von Ikea noch niemand vorstellig geworden. Ikea sucht für seine Hotels Grundstücke, die mindestens 2500 Quadratmeter groß sein sollen. Die Ikea-Sparhotels sollen nur mit dem notwendigsten, einem Bett und Waschgelegenheit, ausgestatteten sein. „Wir machen alles Unnötige weg, wie Hotelrestaurants. Statt dessen setzen wir auf gutes Mitnehmfrühstück, schnelles Internet, schnelles Einchecken ohne späteres Auschecken”, erklärte Müller dem „Svenska Dagbladet”. Im bevorzugten Zielland Deutschland sollen dafür auch weniger große Städte infrage kommen. Die ersten deutschen Ikea-Hotels sollen schon 2013 fertig sein. Eine weitere Sparte sollen Studentenwohnungen mit 17 Quadratmetern für etwa 370 Euro kalt monatlich sein. Ikea will diese Wohnungen auch einrichten. Wie bei den Hotels soll es sparsam, aber schön werden. Auf schnelles Internet wird wert gelegt. 500 bis 700 Wohnungen soll es pro Studentenwohnheim geben, mit gemeinsamer Kneipe und Fitnesscenter. Der Mangel an Studentenwohnungen habe diesen Markt sehr vielversprechend gemacht, sagte Müller.

Befürchtungen, Ikea sei eine multinationalen Riesenkrake, wie Linkspolitiker in Hamburg sagen, seien unbegründet, heißt es bei Ikea. Es gehe darum, Mängel zu beseitigen, für die die öffentliche Hand kein Geld habe. Zudem sollen die Gebäude wie die Ikea-Möbel preiswert, aber dennoch ansehnlich sein. „Wir sind keine Anhänger von hässlichen Hochhäusern. Eine menschliche Bebauung ist eine vergleichsweise niedrige Bebauung”, sagte Müller.

Ikeas erste Immobilienversuche reichen einige Jahre zurück. Nach ersten Aktivitäten in Dänemark und Schweden hat man seit 2008 bereits einige tausend Eigenheime in Großbritannien angeboten. Zur Zielgruppe gehören wie beim Möbelangebot die junge Generation, Singles und die junge Familie. Seit 2011 werden Mehrfamilienhäuser und Reihenhäuser in Wiesbaden errichtet. Ein Bericht der Stiftung Warentest stellte den in Holzbauweise errichteten Immobilien kein gutes Zeugnis aus. Daraufhin sank das Interesse und die Markteinführung verzögerte sich.

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