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Panorama: Kein Anruf unter dieser Nummer

Warum war das Telefonnetz am Montag bundesweit gestört?

Kurz nach Feierabend ging nichts mehr: Kein Freizeichen, kein Klingeln – die Telefonleitung war tot. Grund für die Panne am Montag: Ein Serverausfall bei der Deutschen Telekom in Düsseldorf. Vielfach kam die Durchwahl erst nach mehreren Versuchen zustande, häufig wurde falsch verbunden. Schwerpunkt war der Großraum Düsseldorf, in einigen Fällen haben sich die Störungen jedoch bis nach Hamburg, Stuttgart und Berlin ausgewirkt. Bundesweites Chaos – nur wegen einer fehlerhaften Software: Der Telekom-Server stürzte ab, als Techniker in Düsseldorf eine neues Programm installierten.

„Bei einem komplexen System wie dem Telefonnetz ist es durchaus möglich, dass trotz umfangreichen Tests mal etwas schiefläuft“, sagt Frank Rosengart von der Hacker-Gemeinschaft Chaos Computer Club (CCC). Problematisch seien vor allem Software-Updates, die außergewöhnlich tief in die Systeme eingreifen und normale Betriebsabläufe außer Kraft setzen. Besonders Anfällig: sogenannte LI-Schnittstellen, mit denen die meisten Schaltanlagen von Telekom-Unternehmen rund um den Globus ausgestattet sind. LI steht für „Lawful Interception“ und bedeutet so viel wie „rechtmäßiges Abhören“: Behörden und Geheimdienste können mithilfe dieser Technik nach den jeweiligen rechtlichen Bedingungen Gespräche im Telefonnetz aufzeichnen. „Solche Updates sind auch nur schwer auf einem Testsystem zu erproben“, sagt Rosengart. Welche Software tatsächlich zum Kurschluss führte – darüber schweigt die Deutsche Telekom. „Ein Komplettausfall des Netzes war jedenfalls unmöglich“, meint T-Home-Sprecher Jürgen Will. Leitwarten wie in Düsseldorf, an denen Telefonate bundesweit weitergeleitet werden, gebe es an mehreren Standorten in Deutschland. „Einschränkungen gab es, weil weitere Server in Hamburg und Stuttgart eingesetzt wurden, die der hohen Last nicht gewachsen waren“, sagt Will. Notrufnummern betrafen die Störungen nach Telekom-Erkenntnissen ohnehin nicht: Sie würden über ein separates Netz geführt. Fünf Stunden nach dem Ausfall um 16 Uhr habe sich das System wieder stabilisiert, nachdem die alte Software erneut aufgespielt wurde. Bis dahin warteten Schätzungen zufolge bereits Millionen von Kunden aufs Klingelzeichen: Mobiltelefonierer und Festnetzkunden anderer Anbieter wie Arcor hätten die Störungen ebenfalls betroffen.

In Augsburg löste die Telekom-Störung nicht nur ratlose Gesichter, sondern auch einen größeren Polizeieinsatz aus. Nach einem Bericht der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ hatte eine Frau einen Telefonanschluss im Bezirk Lechhausen angerufen – und bekam wider Erwarten einen Mann zu sprechen. Offenbar war der Anruf falsch verbunden. Doch die Frau vermutete einen Einbrecher, rief sofort die Polizei. Die Beamten rückten mit mehreren Streifenwagen an. Die Telekom hat angekündigt, Schritte gegen den Chaosverursacher einzuleiten: Das offenkundig fehlerhafte Programm soll von Experten analysiert werden, was etwa 14 Tage dauern kann. Dann müsse auch mit dem Hersteller geklärt werden, wie es zu einer solchen Panne habe kommen können.

Philipp Eins

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