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Panorama: Kein zweiter Täter in Erfurt

Abschlussbericht: Angeblicher Komplize kannte Steinhäuser nicht

Erfurt (dpa). Der angebliche Mittäter des Erfurter Schulmassakers mit 17 Toten ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft nur ein Trittbrettfahrer. Der verdächtige 35jährige Erfurter habe nie zum Täter Robert Steinhäuser Kontakt gehabt, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Der Mann habe sich zum Jahreswechsel per Brief und E- Mail als Mittäter und Mitwisser des Massakers vom 26. April 2002 ausgegeben. Thüringens Justizminister Karl Heinz Gasser (CDU) hatte Anfang April von Spuren gesprochen, die auf etwas Gefährliches hindeuten könnten.

In dem am Mittwoch veröffentlichten Abschlussbericht der vom Land eingesetzten Untersuchungskommission heißt es, der Mann habe sich als „spiritus rector und Antreiber des Robert Steinhäuser“ dargestellt.

Nach Angaben der Ermittler gab der 35-Jährige an, er habe die Schreiben „zur persönlichen Verarbeitung des Geschehens“ verfasst. Gegen ihn werde wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft wollte eine Passage des Berichts nicht kommentieren, dass Steinhäusers Weg zur Schule am Tattag nicht ausreichend untersucht worden sei. Gasser lehnte eine Stellungnahme zu den Ergebnissen des Berichts ab. Er hatte „Focus“ am Wochenende gesagt, die Vorwürfe der Berliner Autorin Ines Geipel hätten sich in Luft aufgelöst. In ihrem Buch hatte sie den Rettungseinsatz kritisiert und dem Land Verschleierungstaktik bei der Aufarbeitung vorgeworfen.

Die Staatsanwaltschaft Gera will den Bericht heranziehen, um Strafanzeigen von Hinterbliebenen zu prüfen. Sie werfen den Verantwortlichen für den Polizeieinsatz am 26. April 2002 unterlassene Hilfeleistung vor, da die Beamten zu langsam in das Schulgebäude vorgedrungen seien. Mehrere Verletzte starben in dieser Zeit. Den Obduktionsberichten zufolge hätten die Verletzten auch bei sofortiger ärztlicher Versorgung nicht überlebt.

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