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Leyen

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Kinderbarometer: Keine Zeit zum Spielen

Die meisten Kinder in Deutschland sind zufrieden mit ihren Lebensbedingungen – ein Viertel klagt aber häufig über Kopfschmerzen, Bauchweh und ein allgemeines Unwohlsein.

Berlin - Die Ergebnisse der Studie „LBS Kinderbarometer“, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurden, widersprechen sich nur scheinbar: „Kinder sind sehr anpassungsfähig und harmoniebedürftig. Sie merken oft überhaupt nicht, wie sehr sie belastet sind und kompensieren das nach außen“, sagt der Berliner Kinderarzt Bernhard König. „Daraus ergeben sich Symptome wie Kopfschmerzen und Bauchweh. Auch bei Kindern in meiner Praxis beobachte ich diese Phänomene immer häufiger“, sagt er.

Die Gründe für das Unwohlsein liegen in den vielfachen Belastungen. Das Kinderbarometer ergab, dass jedes zweite Kind im Alter zwischen neun und 14 Jahren Stress in der Schule erlebt. Seit der Einführung des achtstufigen Gymnasiums sind die Stundenpläne der Kinder oft bis zum Rand gefüllt. Diese Mehrfachbelastung spiegelt sich auch in den Antworten der Kinder, wenn sie nach ihren Rechten gefragt werden. So sehen 20 Prozent der Kinder ihr Recht auf Erholung und Spielen verletzt. Noch mehr stört Kinder allerdings, wenn ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und ihre Intimsphäre verletzt wird. Und das passiert ihrer Einschätzung nach sehr häufig.

Den Kindern bleibt auch wenig Zeit für Sport: Zwar sind sich zwei Drittel von ihnen Mitglieder in Vereinen, der Großteil treibt aber trotzdem nur einmal pro Woche Sport. „Das reicht nicht aus. Die Kinder brauchen mehr Bewegung“, sagte Familienministerin Ursula von der Leyen bei der Vorstellung der Studie. Fernsehen und Fast Food täten ein Übriges – rund 22 Prozent der Kinder greifen nach eigener Aussage oft bis sehr oft zu Pommes oder Pizza.

Familienforscher Wassilios Fthenakis nahm Eltern und Schulen in die Verantwortung: „Die Bedingungen, in denen die Kinder aufwachsen, müssen verändert werden. Pflicht ist, die Kinder so zu bilden, dass sie lernen, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen“, sagte Fthenakis. Das „LBS Kinderbarometer“ gehört zu den größten Studien zur Kinderforschung. Bundesweit wurden in diesem Jahr mehr als 6000 Kinder befragt.

Katja Görg

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