zum Hauptinhalt
Kinderporno-Verdacht gegen einen Lehrer der Odenwaldschule.

© dpa

Kinderporno-Verdacht: Odenwaldschule informierte nicht die Behörden

Der wegen Kinderpornografie-Verdachts suspendierte Lehrer war schon lange vorher nach hinweisen von Schülern unter Beobachtung gewesen. Das Jugendamt ist in Aufruhr, weil es von der Schulleitung nicht sofort informiert wurde.

Am Mittwochnachmittag hat die Leitung der umstrittenen Odenwaldschule in Ober-Hambach ein Ultimatum erhalten, abgesandt vom Landratsamt in Heppenheim. Das Jugendamt möchte detailliert Auskünfte über einen gravierenden Vorfall, Deadline: Freitag, 12 Uhr.

Odenwaldschule: Skandal und kein Ende

An der Schule, die vor vier Jahren durch eine Flut von Missbrauchsfällen Schlagzeilen gemacht hatte, wurde vor wenigen Tagen ein Lehrer suspendiert. Er soll kinderpornografisches Material besessen haben. Jetzt musste die Schule einräumen, dass der Lehrer intern schon seit Monaten unter Beobachtung gestanden hatte. Schüler hatten berichtet, dass der 32-Jährige in einem Zelt mit Schülern übernachtet habe und sprachen auch ansonsten „von komischem Verhalten“. Nur: „Das Jugendamt als Aufsichtsbehörde der Schule hatte davon keine Ahnung“, sagt der empörte stellvertretende Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Schimpf. Seiner Ansicht nach hätte das Jugendamt umgehend informiert werden müssen. Stattdessen „haben wir erst am 11. April davon erfahren“. Bei diesem Gespräch teilte die Schule auch mit, dass die Kripo wegen des verdächtigen Lehrers die Einrichtung durchsucht habe.

„Wären wir informiert gewesen, hätten wir mit einer Auflage versucht durchzusetzen, dass der Lehrer zumindest nicht mehr im Wohnbereich eingesetzt wird“, sagt Schimpf. Seiner Aussage nach habe der Pädagoge dagegen weiterhin im Wohnbereich der Schüler gearbeitet.

Nachdem das Jugendamt von den Schüler-Vorwürfen erfahren hatte, schaltete es das Kultusministerium ein. Dies ließ über das Jugendamt konkrete Fragen zu den Vorfällen an die Schule übermitteln. Am Dienstag kamen die Antworten, für Schimpf Reaktionen von ernüchternder Qualität: „Das war nur Gefasel.“ Zum Beispiel „wurde nicht mal mitgeteilt, wann die Vorfälle geschehen sind“. Deshalb hat er jetzt mit dem Ultimatum nachgelegt.

Die Präventionsbeauftragte der Schule, Regina Bappert, bestätigte dem „Darmstädter Echo“, dass sie bei den Gesprächen mit dem Lehrer dabei gewesen sei. Allein aufgrund eines unbewiesenen Verdachts sei aber arbeitsrechtlich keine Konsequenz möglich gewesen.

Nach der Suspendierung des Lehrers teilte die Schule am Dienstag mit: „Nach den derzeitigen Erkenntnissen der Odenwaldschule sind Schülerinnen und Schüler durch den Lehrer, dem der Besitz von kinderpornografischem Material vorgeworfen wird, nicht zu Schaden gekommen.“ Eine Einschätzung, die Schimpf drastisch kommentiert: „Das klingt nach dem, was wir gerade erfahren haben, wie Hohn.“

Zur Startseite