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Die Odenwaldschule.

© dpa

Kinderporno-Verdacht: Opferverein verlangt Aus für Odenwaldschule

Erst der Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule, nun der Kinderporno-Verdacht gegen einen Lehrer: Die Opfervertreter haben genug von der reformpädagogischen Schule. Sie wollen, dass sie endgültig schließt.

Wegen des Kinderporno-Verdachts gegen einen Lehrer der Odenwaldschule fordert der Opferverein die Schließung der reformpädagogischen Einrichtung. „Die Missbrauchsmöglichkeiten an der Odenwaldschule sind systemimmanent und die Täter suchen sich solche Orte immer ganz genau aus“, sagte der Vorsitzende des Opfervereins „Glasbrechen“, Adrian Koerfer, der Nachrichtenagentur dpa. Koerfer plädierte dafür, die aktuellen Schüler noch bis zu ihrem Abschluss zu betreuen „und die Schule dann tatsächlich zu schließen“.

Der Opferverein kritisiert, dass sich die Schulleitung nicht entschuldigt

Die Lehrer müssten nach und nach entlassen oder dazu aufgefordert werden, sich andere Arbeitsplätze zu suchen. Darüber hinaus rügte Koerfer die Schulleitung scharf. Er habe sich eine Entschuldigung oder Einsicht gewünscht. „Nichts davon ist zu hören“, sagte er. Auch der Darstellung der traditionsreichen Schule, wonach der Kinderporno-Verdacht nicht mit den Schülern zu tun habe, widersprach Koerfer. „Wir sind der Meinung, dass überhaupt nicht die Rede davon sein kann, dass keine Schüler betroffen sind“, sagte er. Schließlich habe der Lehrer in der Odenwaldschule gelebt und die Kinder jeden Tag gesehen: „Ob er sie anfasst oder nicht.“ Opfer-Anwalt Thorsten Kahl schloss sich den Forderungen Koerfers an. „Das System des Zusammenlebens von Lehrern mit Schülern ist die optimale Ausgangssituation für Pädophile“, sagte er. Schon vor vier Jahren, als ein Missbrauchsskandal die Odenwaldschule erschütterte, hätte man seiner Ansicht nach einen Schlussstrich ziehen müssen. Für eine Schließung der Schule seien damals auch seine Mandanten gewesen, sagte Kahl.

Den Verdacht gegen den Lehrer hatte eine Sprecherin der Schule am Samstag bestätigt. Seine Wohnung in dem Internat wurde demnach schon vor zehn Tagen von der Polizei durchsucht. Dabei hätten die Ermittler Dateien und persönliches Material sichergestellt. Die Schule habe dem Lehrer fristlos gekündigt. Der seit August 2011 dort beschäftigte Lehrer für Mathematik, Physik und Chemie habe auch eine Wohngruppe betreut. Er habe dies aber nicht alleine getan und nicht mit den Internatsschülern in einer Wohnung gewohnt.

Australische Polizei hatte den Lehrer bei Ermittlungen gegen Kinderpornoring aufgespürt

Auf die Spur des Mannes waren die Ermittler laut einem Bericht des „Mannheimer Morgen“ dank eines Tipps der australischen Polizei gekommen. Demnach soll die Internet-Adresse des Lehrers dort bei den Ermittlungen gegen einen Kinderporno-Ring aufgetaucht sein.

An der Schule wurden nach einem im Dezember 2010 vorgestellten vorläufigen Abschlussbericht in den Jahren zwischen 1965 und 1998 insgesamt 115 Jungen und 17 Mädchen Opfer von sexuellem Missbrauch. Die Verbrechen wurden erst im Frühjahr 2010 grundlegend aufgedeckt. Der Bericht führt als Täter 13 Lehrer und Mitarbeiter, eine Lehrerin und vier Mitschüler auf. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hat sämtliche Ermittlungsverfahren gegen 15 ehemalige Lehrkräfte und Mitarbeiter sowie einen Ex-Schüler eingestellt, weil die mutmaßlichen Taten verjährt waren. (dpa)

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